Jugendliche springen von Reinfelder Seepromenade in nur ein Meter tiefes Wasser. Verwaltung und Polizei warnen

Reinfeld. Die Stadt Reinfeld warnt davor, von der Promenade in den Herrenteich zu springen. "Das ist viel zu gefährlich", sagt Andrea Eichstädt von der Stadtverwaltung. Anfang vergangener Woche beobachteten die Mitarbeiter des Rathauses, wie zehn Jungendliche auf das Geländer an der Seeterrasse kletterten und ins Wasser sprangen. "Dort haben wir Sand aufgeschüttet. Die Wassertiefe beträgt nur einen Meter", sagt Eichstädt: "Die Menschen könnten auf dem Grund aufschlagen und sich schwer verletzen."

Auch Christian Leschert, Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Reinfeld, bezeichnet Sprünge in flache Gewässer als leichtsinnig. "Es besteht absolute Lebensgefahr. Ein Genickbruch oder Schädelhirntrauma könnten die Folge eines Kopfsprungs sein", sagt Leschert.

Wie gefährlich der Sprung in flache Gewässer sein kann, zeigt ein Unfall vergangene Woche in Hamburg. Ein 21-Jähriger war kopfüber in die Alster gesprungen. An dieser Stelle ist das Wasser jedoch nur circa 70 Zentimeter tief. Der junge Mann konnte von der Feuerwehr nur noch tot aus dem Gewässer geborgen werden. Er hatte schwere Kopfverletzungen.

"Auch wer mit den Füßen zuerst ins Wasser springt, kann sich schwer verletzen", sagt Christian Leschert und erinnert sich an einen Unfall vor rund zwei Jahren: "Ein Schwimmer war an einer flachen Stelle in den Herrenteich gesprungen. Er prallte mit den Füßen auf dem Grund auf und erlitt dabei eine Rückenstauchung."

Deswegen herrscht an der erst vor wenigen Wochen eröffneten Seepromenade in Reinfeld ein Badeverbot. "Das Geländer, an dem die Gruppe Jugendlicher hochgeklettert war und in den Teich sprang, soll die Besucher eigentlich schützen", sagt Bauamtsleiter Stephan Kruse: "Wir haben es dort bauen lassen, damit niemand ins Wasser fallen kann." Denn nicht nur das flache Wasser könnte Badegästen zum Verhängnis werden.

In der Nähe der Seeterrasse befindet sich die Stauanlage zwischen dem Herrenteich und der Mühlenau. "Wird das Wehr geöffnet, entsteht ein Sog"; sagt Kruse: "Die Schwimmer werden dann gegen mehrere Metallstangen gedrückt, den sogenannten Rechen. Dieser arbeitet wie ein Sieb, damit die Stauanlage nicht verstopft.

Zudem befindet sich in der Mitte der Promenade der sogenannte Mönch, der ebenfalls wie ein Wehr arbeitet und beim Abfischen des Teiches zum Einsatz kommt. Werden die Holzbretter des Mönchs geöffnet, fließt Wasser durch ein 80 Zentimeter dickes Rohr ins Fischerhaus. "Auch dort kann ein gefährlicher Sog entstehen", sagt Stephan Kruse. Vor rund 20 Jahren habe es dort einen Unfall gegeben. Ein Badegast war unter der Matthias-Claudius-Straße durch das unterirdische Rohr ins Fischerhaus gespült worden. "Glücklicherweise überlebte der Mann", sagt Kruse, "und auch der aktuelle Fall in Bulgarien zeigt, wie stark die Strömungen sein können." Am Goldstrand war vergangene Woche ein 13-jähriges Mädchen aus Sachsen-Anhalt ertrunken. Im Swimmingpool der Hotelanlage war das Kind von der Saugkraft des Abwasserrohres unter Wasser gezogen worden.

Damit sich solch ein Unglück nicht in Reinfeld wiederholt, bittet Andrea Eichstädt alle Gäste der Promenade, sich an das Badeverbot zu halten. "Auch sollen Menschen, die beobachten, wie jemand ins Wasser springt, die Badenden auf die Gefahren hinweisen", sagt Eichstädt. Die Reinfelder Polizei ist ebenfalls alarmiert. Die Beamten mussten in den vergangenen Wochen schon mehrere Gäste zurück ans Ufer bitten. "Bei Streifenfahrten achten wir jetzt besonders darauf", sagt eine Reinfelder Beamtin.

Die Reinfelder Seepromenade war Ende Juni nach rund zweijähriger Bauzeit eröffnet worden. Das 1,3 Millionen teure Schmuckstück der Stadt erinnert wegen der wie Stufen gebauten Sitzmöglichkeiten an die Alsterterrassen in Hamburg. Zudem gibt es auf der Promenade einen kleinen Spielplatz.

Zwei Tafeln mit Piktogrammen weisen die Besucher daraufhin, dass Baden dort verboten ist. Dennoch dürften die Gäste ein wenig irritiert sein. Denn von der Seepromenade führt eine Leiter in den Herrenteich. Diese ist sogar in den Nähe des Mönchs angebracht.

"Wir haben die Leiter dort bauen lassen, damit Menschen, die versehentlich ins Wasser gefallen sind, wieder ans Ufer kommen", sagt Bauamtsleiter Stephan Kruse und fügt hinzu: "Wir überlegen jetzt, weitere Schilder aufzustellen, auf denen dann "Vorsicht Lebensgefahr!" steht."