Auf der Autobahnraststätte Buddikate kostet der Gang zur Toilette 70 Cent. Freude über saubere WCs ist größer als Ärger über 20 Cent Preiserhöhung

Todendorf. An der Autobahnraststätte Buddikate kreuzen sich die Wege Zehntausender urlaubshungriger Menschen. Auf der Fahrt in den Sommerurlaub machen sie Pause. Für viele geht es nach Schweden oder Dänemark, an die Ostsee nach Scharbeutz oder auf die Insel Fehmarn. Bevor der Strand zum Greifen nah ist, ist die Buddikate die willkommene Gelegenheit, den Tank zu füllen und die Blase zu leeren.

Umsonst ist beides nicht. Und nicht nur die Spritpreise erreichen in der Hauptreisezeit Rekordhöhen. Auch der Gang in die Sanifair-WC-Anlage ist in diesem Sommer deutlich teurer als im Vorjahr. Im Frühjahr haben die Betreiber das Entgelt für die Toilettenbenutzung von 50 auf 70 Cent erhöht. Das entspricht einer Steigerung um satte 40 Prozent.

Die Meinung der Reisenden über den teuren Gang zur Toilette ist unterschiedlich. "Prinzipiell finde ich es okay, für saubere Toiletten etwas zu bezahlen", sagt die Marburgerin Franziska Ruppert, die mit ihren Großeltern auf dem Weg nach Heiligenhafen ist. "Aber ich ärgere mich schon darüber, dass es nun deutlich teurer geworden ist", sagt sie.

Betreiber spricht von gestiegenen Kosten für Betrieb und Instandhaltung

Andreas Rehm, Sprecher von 'Autobahn Tank & Rast und Sanifair, erklärt die Preiserhöhung in den 390 deutschen Sanifair-Anlagen mit "erheblich gestiegenen Kosten für Betrieb und Instandhaltung". Letztendlich kommen auch Kritiker und Pfennigfuchser nicht umhin, zuzugeben: Auf der Sanifair-Toilette an der Raststätte Buddikate umgibt den Touristen einen Hauch von Luxus.

Der Komfort beginnt bei der automatischen Klobrillenreinigung und reicht bis zum cremigen Seifenschaum, der für die nötige Handhygiene sorgt. Dazu versetzt leise Hintergrundmusik den Toilettenbenutzer schon einmal in Urlaubsstimmung. Und falls es einen Kunden angesichts der 70 Cent Gebühr doch einmal umhauen sollte, steht sogar ein einsatzbereiter Defibrillator zur Verfügung.

Außerdem können die Kunden vom 70-Cent-Bon 50 Cent beim Einkauf in der Tankstelle nebenan einlösen. "Wenn ich die Bons nicht gerade zu Hause vergesse und sammele, hole ich mir davon einen Kaffee", sagt Michael Kollek, der mit seinem Motorrad von Hessen nach Plön unterwegs ist.

Tatsächlich gehen die meisten Sanifair-Nutzer nicht nur auf Toilette, sondern setzen auch die Gutscheine ein. Laut Sprecher Andreas Rehm lösen rund 80 Prozent aller Personen, die die Anlagen nutzen, die Bons auch ein. Allerdings sind sie nicht unbegrenzt lange gültig.

Zahl der sogenannten Wildpinkler ist offenbar nicht gestiegen

Die Befürchtung, dass mit der Preiserhöhung die Zahl der sogenannten Wildpinkler steigen würde und viele ihr Geschäft lieber kostenneutral in den Büschen verrichten, ist nach den bisherigen Beobachtungen der Betreibergesellschaft nicht eingetreten. "Wir wissen, dass die Reisenden vor allem saubere und hygienische Toiletten wünschen", sagt Unternehmenssprecher Rehm. "Eine aktuelle repräsentative Umfrage belegt ganz klar, dass nur eine verschwindend geringe Anzahl von einem Prozent der Befragten überhaupt in Erwägung zieht, das Bedürfnis im Grünen zu verrichten."

Für saubere und hygienische Toiletten würde Johan Sträter aus Potsdam ohne Frage auch bezahlen. "30 bis 40 Cent wären kein Problem", sagt der 32-Jährige, der auf dem Weg nach Schweden ist und an der Buddikate einen Zwischenstopp einlegt. Die Gebühr für die Sanifair-Anlage sprengt allerdings seine Schmerzgrenze. Mag dann das Gebüsch eine annehmbare Alternative sein? "Na klar", sagt er grinsend, "da komme ich gerade her."