Hüseyin Sermet spielt zum Stormarner Auftakt des Musik Festivals im Ahrensburger Marstall

Ahrensburg. Die Hand feierlich auf Herz gelegt, so nahm Hüseyin Sermet den Applaus im Ahrensburger Marstall entgegen. Als sich Bravo-Rufe unter den stürmischen Beifall mischten, lächelte der Pianist und verbeugte sich leicht. Bescheidenes Auftreten, sparsame Bewegungen, ernst der Blick: Ein Showman und Charmeur stand dort nicht auf der Bühne. Franz Liszt hätte mit seiner verwegenen Frisur, seiner Extravaganz und dem bezwingendem Lächeln schon längst für eine ohnmächtig dahinsinkende Damenwelt gesorgt.

Hüseyin Sermet hingegen konzentrierte sich ganz auf die Musik. Und da konnte er mit dem Superstar der Romantik mithalten. Wie er Liszts h-Moll-Sonate spielte, hätte selbst dem exzentrischen Klaviervirtuosen und Komponisten des 19. Jahrhunderts gefallen.

Sermets Interpretation war ein wunderbares Ständchen zu Liszts 200. Geburtstag und zugleich ein brillanter Auftakt für das Schleswig-Holstein Musik Festival in Stormarn. "Ich wollte Huseyin Sermet schon lange haben. Jetzt hat es geklappt", sagte der Chefdramaturg des Festivals, Frank Siebert, der extra nach Ahrensburg gekommen war, um den Künstler zu hören. Diesmal passte es vor allem deshalb, weil der Pianist aus Istanbul stammt und die Türkei der Länderschwerpunkt des Festivals ist. "Merhaba Türkiye" - Willkommen Türkei - lautet das Festival-Motto. So richtig gezündet hat die Idee bisher aber noch nicht. Siebert: "Wir hätten uns ein bisschen mehr Neugierde auf die türkische Kultur gewünscht. Aber diejenigen, die kommen, sind begeistert. Viel hängt vom Programm ab."

Genauso war es in Ahrensburg. Den türkischen Pianisten kannten nur wenige im Saal. Aber Schumanns "Papillons", die h-Moll-Sonate von Liszt und Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" hatten für ein volles Haus gesorgt. Und am Schluss war die Begeisterung groß.

"Ich glaube, ich habe mir ganz falsche Vorstellungen gemacht. Ich muss jetzt unbedingt noch mehr Festival-Konzerte hören", sagt eine Dame, die Zugabe noch im Ohr. Auch diese Musik war eine kleine Perle. Wer auf Scarlatti getippt hatte, lag fast richtig. "Es war ein Stück von Soler, einem Scarlatti-Schüler", sagte Sermet, als er nach dem Auftritt bei einem Imbiss und einem Schluck Rotwein entspannte. Viel Ruhe hat der komponierende Pianist nicht. Im August soll sein nächstes Stück fertig sein. "Sculptures" heißt das Werk, in dem der türkische Künstler dem Klang von Steinen auf der Spur ist.