Hobbygärtner klagen in der Kirschenernte. Durch Madenbefall sind die süßen Früchte ungenießbar, die Plage ist eine Folge der Klimaerwärmung.

Lütjensee. Von außen sehen sie zum Anbeißen aus: Rote Süßkirschen hängen derzeit bei vielen Hobbygärtnern reif an den Bäumen. Wer jedoch genüsslich in eine Frucht beißt, erlebt eine böse Überraschung. Maden, manchmal sogar mehrere, sitzen im Kernobst, machen es ungenießbar. Auch in diesem Sommer verhagelt der Schädling Hobbygärtnern die Ernte.

"Diese Maden sind geschlüpfte Kirschfruchtfliegen", sagt Matthias Such. Der Gärtnermeister besitzt eine acht Hektar große Obstplantage an der Hamburger Straße in Lütjensee. Seit 70 Jahren baut die Familie in dritter Generation Johannisbeeren, Himbeeren, Äpfel, Sauer- und auch Süßkirschen an.

Zwei Bäume stehen auf dem Grundstück des Obstbauern. 1982 hat er das Kernobst, Sorte Regina, gepflanzt. "Ich wollte mal testen, wie sehr sich die Stare darüber hermachen", sagt Matthias Such. Mittlerweile werden die Süßkirschen von ganz anderen Tieren geplagt. "Kirschfruchtfliegen bohren jedes Jahr im Mai winzige Löcher in die Frucht", sagt Such In deren Epidermis legen sie ihre Eier ab. Damit seine Kunden trotzdem die leckeren roten Früchte genießen können, muss der Gärtnermeister dem Schädling zu Leibe rücken.

"Der richtige Zeitpunkt ist dafür enorm wichtig", erklärt Such. Wenn sich die Frucht im Mai von grün zu rot färbt, stellt der Obstbauer sogenannte Gelbtafeln zwischen seine Bäume. "Das sind geleimte Papp- oder Kunststofftafeln, an denen die Fliegen hängen bleiben." Wenn eine bestimmte Menge der drei bis fünf Millimeter großen Kirschfruchtfliegen an den Gelbtafeln hängen bleibt, ist der Zeitpunkt erreicht. "Dann legt jedes Weibchen etwa 200 Eier. Zehn Tage dauert die Eiablage, drei Tage lang schlüpfen die Maden. In diesem Zeitraum erfolgt der Zugriff.

"Gewerbliche Obstbauern behandeln ihre Bäume dann mit Mospilan", erklärt Such. Das Mittel, eingesetzt ausschließlich im gewerblichen Obstbau, sei unbedenklich, da es sich bis zur Reife der Kirsche nach und nach abbaut.

"Hobbygärtner müssen mit Maden leben" sagt Such bedauernd. Oft seien die Früchte nur noch etwas für die Vögel, nicht mal Schnaps könne man daraus brennen. Claudia Willmer von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein: "Es gibt für Hobbygärtner keine 100-prozentig wirksame Methode." Mit einigen Maßnahmen kann man den Madenbefall zumindest eindämmen (siehe Infokasten).

Süßkirschen, die nicht behandelt werden, sind ein "Schlaraffenland" für die Schädlinge. Während des Frühsommers fressen sich die Maden durch das Fruchtfleisch um den Kern. Die befallenen Kirschen fangen am Baum an zu faulen und fallen frühreif zu Boden. Dort verpuppt sich der Schädling und überwintert, bis dort im nächsten Frühjahr die Kirschfruchtfliege erneut schlüpft. Die Schädlingsplage ist eine Folge der Klimaerwärmung: "Bisher kam die Fruchtfliegenplage vor allem im Rheinland vor", erklärt Gärtnermeister Such. Seitdem die Sommer auch bei uns immer wärmer werden, ist der Schädling nach Norden gewandert. Ein weiteres Problem sind starke Regenfälle während der Erntezeit. "Manche Sorten müssen nur eine Regenwolke sehen und platzen schon auf", sagt Such. Seine "Regina" war glücklicherweise robuster. 140 Kilogramm der großen, tiefroten Frucht erntete der Gärtnermeister in den vergangenen Tagen, meist in Eigenregie. Mittwochs und sonnabends verkauft Matthias Such diese wie auch andere Früchte aus eigenem Anbau auf dem Ahrensburger Wochenmarkt. "In ein paar Tagen sind die Sauerkirschen reif", sagt Matthias Such. Die können Kunden dann selbst pflücken.

Auch hier sind Süßkirschen direkt vom Erzeuger erhältlich: Obsthof Neufresenburg, Telefon 0 4531/23 47. www.aloha-lomi.de/obsthof