Bank-Geheimnisse: Das Abendblatt trifft Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Katharina Maria Kagel

Großensee. In den meisten Arien wird es nur kurz angerissen - das hohe C ist einer der meistgefürchteten Töne im Gesangsfach. In ausgewählten Verdi- oder Wagnerpartien muss das hohe C sogar gehalten werden, etwa zehn bis 15 Sekunden lang. Für die Opern- und Konzertsängerin Katharina Maria Kagel ist das kein Problem.

Sie war die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte, sang Arien in Verdis Oper Nabuko, trat in Sevilla, Kairo oder auf der Insel Mallorca auf. Zuhause ist die 36-Jährige in Stormarn.

"Seit acht Jahren lebe ich in Großensee", sagt sie. Weil sie beruflich oft in der Öffentlichkeit steht, liebt sie es, im ländlichen Stormarn auch einmal ungeschminkt auf die Straße zu gehen. "In der Stadt hätte ich viel mehr das Bedürfnis, mich aufzuhübschen." Zuhause in Großensee ist sie gern einfach nur sie selbst. "Ich finde es toll, dass sich alle Nachbarn grüßen, man kennt einander."

Auch als Künstlerin konnte Katharina Maria Kagel in Stormarn viel bewegen, Laien mit ihrem Gesang berühren und begeistern. Mit ihren Solo-Konzerten, die die brünette Frau humorvoll selbst moderiert, vermittelt die Sängerin ihren Zuschauern einen ganz neuen Zugang zur Opernmusik. "So erreiche ich auch junge Zuhörer oder jemanden, der nicht so viel Erfahrung mit Klassik hat." Das Singen "fürs Volk" statt auf der Bühne eines großen Opernhauses gebe ihr sehr viel.

Studiert hat die Diplom-Opern- und Konzertsängerin an der Musikhochschule in Hamburg. "Mein Vater Hans Kagel war dort Professor", sagt die Sängerin. Darum habe sie sich erst spät für ein Gesangsstudium entschieden. "Erst bin ich ein paar Jahre durch die Welt gereist, war zum Beispiel im Orient." Ihr Verhältnis zum mittlerweile verstorbenen Vater sei immer eng gewesen, aber nicht unproblematisch. Erst zum Ende des Lebens ihres Vaters sei die Beziehung inniger geworden. "Wir haben alle Unstimmigkeiten ausgeräumt."

Ihren Lieblingsplatz, den Großensee, kennt Katharina Maria Kagel seit ihrer Kindheit. Als Mädchen war sie oft mit ihren Eltern von Rahlstedt dorthin geradelt, zum Reiten oder zum Schwimmen. Schon damals habe sie davon geträumt, später einmal in der Nähe des bis zu 17 Meter tiefen Gewässers mit Insel in der Mitte zu leben. Später hatte sie in der Nähe des Sees eigene Pferde in einer Pension. 2003 zog sie nach Stormarn, lebte erst drei Jahre in Brunsbek, bis sie 2006 nach Großensee zog. "Ich liebe die besondere Atmosphäre am Wasser", sagt die Sopranistin.

Die Frau mit den langen braunen Haaren sitzt auf einer kleinen Holzbank am Weststrand, blickt über das glatte Wasser. Hier ist sie oft und ganz besonders gern. Sie sagt: "Das ist für mich ein Kraftort."

Von Ostern bis Oktober kommt sie täglich hierher, bei Hitze sogar zweimal. 40 Minuten lang krault Katharina Maria Kagel durch das Wasser des Sees. Einmal um die Insel herum oder bis zum Ostufer hinüber. Gerade bei hohen Temperaturen, sagt sie, herrsche hier Rush-Hour. "Oft trainieren am See Polizisten", sagt die Sängerin. Wenn dann zehn Männer in Neoprenanzügen durchs Wasser pflügen, sei das ein eindrucksvolles Bild. Auch Katharina Kagel hält sich mit Wassersport fit: "Schwimmen verbessert meine Kondition und stärkt die Abwehr", sagt sie. Zwei Dinge, die die Künstlerin für ihren Job dringend braucht. Singen sei wie Hochleistungssport, viele Muskelpartien würden dabei beansprucht. Besonders anstrengend seien Solo-Auftritte. Zehn bis 14 Arien singt Katharina Maria Kagel an einem Abend. Wenn sie in einem Ensemble singt, kommt sie im Vergleich dazu nur drei bis vier Mal pro Abend zum Einsatz.

Übrigens hat Sängerin Anna Netrebko die gleiche Stimmlage wie die Großenseerin, den jugendlich-dramatischen Sopran. Den kann die 36-Jährige sogar noch trainieren, zum hoch-dramatischen Sopran.

"Es gibt bestimmte Wagner-Arien, die nur Sängerinnen, mit dieser Stimmlage bewältigen können", erklärt Kagel.

Damit ihr das gelingt, muss sie ihre Stimmbänder pflegen. "Schließlich ist die Stimme mein Kapital", sagt die Berufsmusikerin, die auch Gesang unterrichtet. Mit viel Schlaf und gesunder Ernährung zum Beispiel halte sie ihre Stimmbänder geschmeidig. Außerdem meditiert das Gesangstalent regelmäßig. "Gerade nach einem aufregenden Abend ist es wichtig für mich, wieder meine Mitte zu finden. Damit ihre Schleimhäute in Nase und Mundraum feucht und somit leistungsfähig bleiben, gurgelt Katharina Maria Kagel regelmäßig mit Emser Salz, macht mit dieser Flüssigkeit sogar eine Nasendusche. "Auch proben darf man nicht zu oft und zu lange, immer nur so viel, dass der Muskel geschmeidig bleibt." Wie eine Ausdauersportlerin trainiert Katharina Maria Kagel ihre Singstimme nur alle zwei Tage. Etwa zwei bis drei Stunden lang, begleitet von einem Pianisten, probt sie. Hinzu kommen Auftritte am Wochenende.

Auch am Sonnabend, 9. Juli, ist die Sängerin im Einsatz. Gemeinsam mit weiteren Künstlern veranstaltet sie zum zweiten Mal eine italienische Nacht. Diese beginnt um 19 Uhr in der Trittauer Martin-Luther-Kirche an der Kirchenstraße 17. Die Karten kosten 25 Euro. Dafür gibt es neben musikalischen Stücken von Puccini, Verdi oder Chopin, Lyrik von Schiller, Kästner oder Tucholsky. Peter Reimers rezitiert die Gedichte. Am Klavier begleitet Phil Golub Katharina Maria Kagel.

In den Pausen und nach dem Konzert wird für die Gäste ein Buffet serviert, im Preis inbegriffen sind Getränke. Es gibt Antipasti und zum Nachtisch Süßspeisen. "Bei gutem Wetter wird im Rosengarten gespeist", sagt die Sängerin. Vorbestellungen sind unter Telefon 04154/27 09 möglich. Restkarten gibt es an der Abendkasse.