Verkehrspolitiker im Norden werten das Scheitern von München positiv

Ahrensburg. Sollte die S 4 dereinst wirklich Hamburg und Ahrensburg miteinander verbinden, dann wird zu den kurioseren Details der Entstehungsgeschichte sicherlich die Tatsache zählen, dass am vergangenen Mittwoch viele Fans und Förderer dieser geplanten S-Bahn-Verbindung der Stadt Pyeongchang die Daumen gedrückt haben. Das Daumendrücken hat Erfolg gehabt: Pyeongchang in Südkorea und nicht München in Bayern wird Austragungsort der Winterolympiade 2018. Und viele Verkehrspolitiker in Hamburg und Schleswig-Holstein sind der Ansicht, dass mit dieser Entscheidung die Chancen für den Bau der S 4 gestiegen sind.

"Ich bin jetzt optimistischer, dass es klappen wird", sagte Norbert Brackmann, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Stormarn/Lauenburg. Dass die hierzulande weithin unbekannte südkoreanische Stadt mit dem Bau eines Verkehrsprojekts im Norden von Hamburg in Verbindung gebracht werden kann, darauf hat zuerst Norbert Brackmann aufmerksam gemacht. Er hatte im Haushaltsausschuss des Bundestags den Eindruck gewonnen, dass der aus Bayern stammende Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) einen möglichst großen Teil der Fördermittel nach München lenken wollte, um dort rechtzeitig zum Start der Olympiade einen neuen S-Bahn-Tunnel in Betrieb nehmen zu können. Für die S 4 wäre in diesem Fall kein Geld übrig geblieben.

Das Ministerium dementierte umgehend. Ein starkes Indiz sprach und spricht aber für Brackmanns Einschätzung. Nach einem ersten Gespräch mit dem Bund über die Finanzierung der S 4 Ende Februar kam ein zweites trotz aller Versuche der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein nicht zustande. In Kiel hatte man den Eindruck, hingehalten zu werden. Schließlich gab es doch einen Termin - den 22. Juli, also nach der Olympia-Entscheidung.

Ole Thorben Buschhüter, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter in Hamburg und Vorsitzender des Verkehrsausschusses, hat die Entscheidung gegen München "mit einer gewissen Erleichterung" aufgenommen. "Ich hoffe, dass der Bund nun am 22. Juli zu klareren Aussagen zur S 4 kommt", sagte er. Und Jost de Jager (CDU), der Kieler Verkehrsminister, frohlockte: "Für die Forderung aus Bayern nach zusätzlichen Mitteln für den Ausbau von Straßen- und Schienenverbindungen fehlt jetzt die Grundlage."

Peter Ramsauer hat bedauert, dass München den Kürzeren gezogen hat. Zum S-Bahn-Tunnel für die Landeshauptstadt sagte er dem Münchner Merkur: "Wenn wir den Zuschlag für die Olympiade bekommen hätten, hätte ich morgen die Gespräche aufgenommen, um die Projekte zu beschleunigen. Nun geht alles seinen normalen Weg." Der normale Weg bedeutet auch, dass man über die S 4 sprechen kann.