Auftakt zum Oldesloer Vogelschießen fällt ins Wasser. Julian Wagner und Alexandra Ruf sind das neue Königspaar

Bad Oldesloe. Mit einer großen Enttäuschung begann das Oldesloer Vogelschießen für Schüler, Eltern und Organisatoren: Der traditionelle Vormittagsumzug vor dem Start der Spiele, bei dem jedes Jahr etwa 3000 Schüler der ersten bis siebten Klassen aller Oldesloer Schulen festlich gekleidet und mit Blumenbügeln und -kränzen durch die Stadt laufen, musste abgesagt werden.

Der Grund: Es regnete zu stark. "Ich bin sehr enttäuscht", sagt Hildegard Pontow, Leiterin der Klaus-Groth-Schule und Vorsitzende des Organisationsausschusses. "Es ist mir nicht leicht gefallen, den Umzug abzusagen, aber ich hatte keine andere Wahl. Zum Wohle der Kinder musste ich so handeln."

Bereits um 6.15 Uhr am Donnerstag stand fest: Einen Vormittagsumzug durch die Innenstadt wird es dieses Jahr nicht geben. "Ich habe nichts Helles am Himmel entdecken können, und es wäre zu gefährlich gewesen, die 3000 Kinder erst zum Treffpunkt an der Hamburger Straße kommen zu lassen", sagt Pontow. "Wenn wir den Umzug dann erst abgesagt hätten, wäre ein großes Chaos ausgebrochen."

Die Teilnehmer eine Stunde durch den strömenden Regen laufen zu lassen, kam für die 62-Jährige auch nicht in Frage. "Das wäre nicht zu verantworten gewesen", sagt die Organisatorin. Sie informierte die Oldesloer Schulen und die Musikzüge, die den Umzug hätten begleiten sollen. Die Schüler starteten Telefonketten.

Dass das letzte Mal der Vormittagsumzug des Oldesloer Vogelschießens wegen Regens abgesagt werden musste, liegt bereits rund 50 Jahre zurück. "Das war Anfang der 60er-Jahre", erinnert sich Hildegard Pontow. "Damals war ich selbst noch Schülerin. Ich stand vor der Theodor-Mommsen-Schule und habe vergeblich gewartet."

Pünktlich zum Start der Spiele auf dem Exer besserte sich das Wetter. Die besten 110 Achtklässler aller Oldesloer Schulen, die sich beim Vorentscheid in der Stormarnhalle für das Finale qualifiziert hatten, konnten wie geplant auf dem Exer darum kämpfen, neuer König oder neue Königin zu werden.

"Mein Herz pocht. Das ist so aufregend", sagt Malisa Pöhlsen, als sie zum ersten Mal zu der Armbrust greift. Jäger Jürgen Hinrichsen erklärt der 14-Jährigen, wie sie die Waffe halten soll und mit welcher Technik sie die größten Chancen hat, einen Teil des großen Holzvogels abzuschießen. Doch Malisa verfehlt das Ziel. Sie ist enttäuscht. "Ich hatte so gehofft, den Vogel zu treffen, aber vielleicht gelingt es mir in der zweiten Runde", sagt die Achtklässlerin der Klaus-Groth-Schule und feuert nun vom Rand aus ihre Freundinnen an.

Till Schaardt ist erfolgreicher. Der 14-Jährige befördert mit seinem Schuss gleich zwei Schwanzfedern des Holzvogels auf den Boden. "Ich habe schon mal in meinem Heimatort Bühnsdorf beim Vogelschießen mitgemacht", sagt der Achtklässler der Ida-Ehre-Schule. "Es wäre schön, wenn ich bei der nächsten Runde einen Flügel treffen würde."

Hinter der Absperrung stehen zahlreiche Eltern und Mitschüler und feuern die Jugendlichen lautstark an. Heidrun Reimers sitzt währenddessen an einem Tisch und notiert die Ergebnisse der Schüler. Die gerade in den Ruhestand verabschiedete Lehrerin ist seit mehreren Jahrzehnten Mitglied des Organisationsausschusses. Sie versucht über das Mikrofon, die Mädchen und Jungen zu Höchstleistungen zu animieren.

Am besten gelingt ihr das bei Julian Wagner von der Schule am Kurpark und Alexandra Ruf von der Theodor-Mommsen-Schule. Die beiden Achtklässler bilden das neue Königspaar des Oldesloer Kindervogelschießens.