Getrübte Wahrnehmung

"Der bewegte Mann" und "Bushäuschen wird nach Dieters Besuch desinfiziert"

Ein Obdachloser lebt seit Wochen an der B 75. Jetzt ist er in Ahrensburg.

Ob der Besuch von Dieter die Gesundheit der Bewohner des Rosenhofs beeinträchtigt, kann ich nicht beurteilen. Was dagegen fast sicher scheint ist, dass die Realitätswahrnehmung bei einigen Leuten getrübt ist. Vor vier Wochen hatte er es auf seinem Weg von Lübeck bis Elmenhorst geschafft. Dort wohnte er circa eine Woche lang im Bushäuschen mitten im Ort. Fast dauernd sah man Leute bei ihm, die sich um ihn kümmerten oder ihm Dinge brachten. Von einer unzumutbaren Verseuchung der Bushaltestelle habe ich weder gesehen noch gehört, und meine Kinder kommen täglich an dieser Haltestelle vorbei.

Vor rund zehn Tagen war Dieter dann am Ortseingang von Ahrensburg angekommen, er kann also wohl kaum drei Monate lang die Haltestelle am Rosenhof verschmutzt haben. Dass jemand anders lebt, als sich das die meisten vorstellen, und vielleicht auch Gründe hat, die man nicht nachvollziehen kann, ist das eine. Das andere ist, dass man bei der Wahrheit bleiben sollte.

Wolfgang Meyenberg, Elmenhorst

Schaurig-schön

Ein schaurig-schöner Artikel. Auch ich sehe Dieter jeden Tag auf dem Weg von und zur Arbeit, jedes Mal muss ich auf der einen Seite schmunzeln, dass ein Leben auf einen Einkaufswagen passt, auf der anderen Seite bin ich dankbar, dass es mir (vermeintlich) besser geht. Nach der Lektüre des gut und vor allem wert- und kritikfrei geschriebenen Artikels empfinde ich Respekt für diesen Mann: Genügsam verfolgt er sein Ziel.

Und dann: Die Bushaltestelle am Rosenhof wird aus hygienischen Gründen geschlossen, Dieter wird unsachgemäßer Gebrauch eines Einkaufswagens vorgeworfen. Sind wir schon so intolerant und antiseptisch geworden.? Hat Dieter es im Endeffekt nicht viel besser als wir Besseren?

Matthias Günther, Ammersbek

Höchstens zwei Nächte

Der Mann hat mit seinen beiden Einkaufswagen und diverser Plastiktüten in dem Bushäuschen am Rosenhof allerhöchstens zwei Nächte verweilt. Jeder, der die letzten zwei Wochen die B 75 von Bad Oldesloe Richtung Ahrensburg gefahren ist, wird das bestätigen können. Kontinuierlich hat er sich fortbewegt, an keinem Ort hat er länger als zwei Tage verbracht.

Es gibt ganz andere Plätze in Ahrensburg, die mal gereinigt und desinfiziert werden müssten, also bitte auf dem Teppich bleiben. Die wenigsten Menschen leben freiwillig auf der Straße, sie benötigen Unterstützung und sollten nicht diskriminiert werden.

Nina Holers, per E-Mail

Pfadfinderromantik

Leserbrief "Eine Bereicherung"

Ich nehme an, Sie haben Dieter nicht selber erlebt. Wie Sie übers Anderssein reden, ist mir unverständlich. Wenn Sie nur einmal erlebt hätten, wie Dieter die Leute angebettelt hat, nichtzahlende Frauen als blöde oder dumme Kuh, nichtzahlende Männer als Geizhals beschimpft hat, wenn Sie gesehen hätten, wie er den Fußweg am Rosenhof belegte, so dass vorbeifahrende Schulkinder einen Bogen machten und dabei dicht an der Fahrbahn vorbeifuhren, dann behaupte ich, hätten Sie die Pfadfinderromantik nicht erkennen können!

Gebrechliche Leute aus dem Rosenhof, die auf den Bus warteten, konnten sich über Tage nicht hinsetzen oder bei Regen unterstellen. Der Unterstand musste anschließend desinfiziert und neu gestrichen werden. Die Haltestelle am Schloss war total vermüllt. Als Dieter unter der Eisenbahnbrücke lag, verteilten sich die leeren Jogurtbecher und andere Dinge über Fußweg und Straße.

Haben Sie sich mal gefragt, wie er seine Notdurft verrichtete? Wenn Sie einmal bei Dieter gewesen wären, hätten Sie es gerochen. Diesen Mann als Bereicherung anzusehen, fällt mir äußerst schwer.

Peter Kahlert, Ahrensburg

Noch überlebensfähig?

"Ammersbek erhöht Grundsteuer um 30 Prozentpunkte"

Mehreinnahmen sollen Kinderbetreuung verbessern.

Erneut erfahren die Bürger vom Geldmangel der Gemeinde. Erneut erfolgt eine rückwirkende Anhebung der Grundsteuer. Wenn selbst in der wirtschaftlichen Hochkonjunktur-Phase die Steuern für den defizitären Haushalt erhöht werden, um ein erweitertes Kinderbetreuungsangebot finanzieren zu können, stellt sich die Frage, ob die Gemeinde ökonomisch überlebensfähig ist, da die Mehreinnahmen von rund 90 000 Euro weniger als ein Prozent der Aufwendungen von 12,3 Millionen Euro (2010) betragen.

Peter Taczkowski, Ammersbek

Auf den Bus angewiesen

"Handelt zum Wohle Stormarns"

Kommentar zum Bericht "Kreis boykottiert Landesgesetz".

In einer Gemeinde haben Kinder nur die Möglichkeit, den Bus zur Schule und zurück zu nutzen. Auch acht Euro/Kind können für manche Elternteile schwer aufbringbar sein.

Marlies E. Bell, Eichede

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