Entlassene Mitarbeiter der Klinik Ahrensburg über ihre Ängste und Sorgen. Heute Termin vorm Arbeitsgericht

Ahrensburg. An ihrem letzten Arbeitstag inszenierten die entlassenen Mitarbeiter der Klink Ahrensburg eine Trauerfeier. Vor dem Gebäude an der Manhagener Allee legten die Pflegerinnen, Pfleger und Arzthelferinnen Rosen nieder und zündeten Kerzen an. So trugen sie ihr Krankenhaus symbolisch zu Grabe.

Ende April waren 14 Krankenschwestern und Pfleger mit einer einmonatigen Frist aus ihren Jobs entlassen worden, obwohl viele von ihnen mehr als 20 Jahre in der Klinik beschäftigt waren. Gegen ihre Entlassung klagt das Krankenhauspersonal a. D. heute vor dem Lübecker Arbeitsgericht. Sie wollen Gehaltsfortzahlungen und eine Abfindung.

Über ihre letzten Tage in der Klinik und den Schock der Entlassung sprachen sie mit der Stormarn-Ausgabe des Abendblatts. Da sie Angst haben, ihre Offenheit könnte ihnen schaden, möchten viele ihre Namen nicht veröffentlicht sehen. "Klar haben wir befürchtet, dass die Klinik schließen muss", erinnert sich eine der Stationsschwestern. "Bis zuletzt hatten wir aber gehofft, dass es weiter geht." Grund dafür sei, dass Klinikchef Martin Zellner ihnen immer wieder in Aussicht gestellt hatte, mit der Klinik könne es weitergehen. Alle sollten in einen Neubau an der AOK-Kreuzung umziehen.

Vom Aus seiner Klinik soll Dr. Zellner jedoch schon im November gewusst haben, die Vereinigung der Krankenkassen kündigte ihm damals den Versorgungsvertrag zu Ende Juni. "Ich dachte, dass ich hier bis zu meiner Rente bleibe", sagt eine der Arzthelferinnen. "Klar, war's nicht immer leicht." Ihr Chef habe sie auch mal vor Patienten angebrüllt, sei ein anderes Mal wieder super nett gewesen. "Der hatte zwei Gesichter", gesteht sie. Kündigen wollte sie trotzdem nicht. 16 Jahre war sie schon in der Praxis beschäftigt. "Mein zweiter Job nach der Ausbildung", sagt sie. "Wie eine Bewerbung geschrieben wird, weiß ich gar nicht." Nach ihrer Kündigung legte ihr Dr. Zellner einen neuen Arbeitsvertrag vor. "500 Euro unter Tarif hätte ich dann verdient, knapp über 1000 Euro wären in meiner Lohntüte gewesen", sagt sie.

Keine Alternative für die Arzthelferin, sie entschied sich für die Kündigung. Doch etwas Neues zu suchen, bekäme sie derzeit psychisch einfach nicht hin. "Wenn ich nur am Computer sitze, kriege ich das große Zittern."

Auch Helga Ehrlich leidet unter der Situation. "Ich bin allein stehend, muss Geld verdienen, damit ich mit meiner Rente über die Runden komme", sagt sie. Mit ihren 61 Jahren rechnet sie sich allerdings nur geringe Chancen aus. Zudem ist ihre Gesundheit ruiniert. "Mein Rücken ist kaputt, ich habe einen Bandscheibenvorfall." Kurz vor ihrer Entlassung habe Helga Ehrlich vor allem Patienten mit Schenkelhals- und Rippenserienbrüchen, die im Seniorenheim schwer gestürzt sind, behandelt. "Ein hoher Pflegeaufwand. Die waren manchmal bis zu vier Wochen lang bei uns." Als sie vor 20 Jahren begonnen hat, sei die Station immer voll gewesen. Zum Schluss sei der Rettungswagen nur selten gekommen.

Claudia Bünger hat zwar eine neue Anstellung im Amalie-Sieveking-Krankenhaus in Hamburg-Volksdorf gefunden. Die letzten Wochen im Ahrensburger Krankenhaus kann die 43-Jährige trotzdem nicht so schnell vergessen. "Ich und mein Kollege Bogdan hatten Spätdienst, als wir die Kündigung bekamen.", erinnert sie sich. Bis die übrigen Kollegen am Morgen ihre Entlassungspapiere kriegten, wurden sie zur Verschwiegenheit verdonnert. "Mit niemanden reden zu dürfen, war schlimm", sagt sie. In den Nächten bis zur Schließung der Klinik habe sie kaum geschlafen. "Neben dem Tagdienst übernahm ich auch die Nachtwache", sagt Claudia Bünger. Am letzten Tag habe die 43-Jährige die Betten abgezogen und das Licht ausgemacht. "Bitter war das", erinnert sie sich.

"Schade, dass es vorbei ist", sagt Pfleger Bogdan Diaconu. Seit drei Jahren arbeitet der Rumäne in Deutschland, war schon in vielen Krankenhäusern tätig. Den besonderen Zusammenhalt seiner Kollegen in Ahrensburg hat er sehr genossen: "Die fünf Monate hier waren meine schönsten. Meine Kollegen waren wie eine Familie für mich, die haben mich adoptiert", sagt er. "Dafür möchte ich mich bedanken."