Bank-Geheimnisse: Renate Vorbeck aus Oststeinbek engagiert sich seit 24 Jahren für krebskranke Kinder

Oststeinbek. Eigentlich ist ihr das Interesse an ihrer Person gar nicht so lieb. Den Termin für das Interview hätte Renate Vorbeck noch am Morgen am liebsten abgesagt. Die Oststeinbekerin, die ihre Tatkraft schon seit 24 Jahren für krebskranke Kinder einsetzt, steht nicht gerne im Mittelpunkt - es sei denn, es geht um die gute Sache. Um ihre Sache. Dann erklimmt sie Bühnen, lächelt für Fotografen und spricht über die von ihr gegründete Kinderkrebshilfe Oststeinbek oder die Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE), für dessen Öffentlichkeitsarbeit sie seit 14 Jahren zuständig ist.

235 000 Euro hat sie für die Kinderkrebshilfe Oststeinbek in 24 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit bereits gesammelt. Der Verein ist mittlerweile so bekannt, dass kontinuierlich Spenden eingehen. "Allein könnte ich gar nichts bewirken" sagt Renate Vorbeck. Sie freut es besonders, dass sie viele Menschen nachhaltig davon überzeugen konnte, wie wichtig die Unterstützung krebskranker Kinder ist. "Sie haben gerade angefangen zu leben, das macht es besonders bedrückend, wenn sie so schwer krank sind." Stolz ist sie auch darauf, dass sie die Spenden zu 100 Prozent weitergeben kann.

Die beachtlichen Summen aus Oststeinbek machten 1994 auch den Vorstand der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg auf Renate Vorbeck aufmerksam. Ob sie nicht Lust habe, im Vorstand zu arbeiten, um über die Verwendung des Geldes mit zu entscheiden, wurde sie gefragt. Die gelernte Versicherungskauffrau hatte Lust. Sie arbeitete zunächst drei Jahre ehrenamtlich für die Fördergemeinschaft. Als deren Aufgaben wuchsen, übernahm sie die Öffentlichkeitsarbeit in Festanstellung. 14 Jahre ist das jetzt her. Heute ist ihr Arbeitstag überaus vielfältig: Da gibt es spontane Scheckübergaben, Besuche der Kinderkrebsstation mit potenziellen Spendern oder Gespräche mit Eltern erkrankter Kinder. Die Förderer haben in den letzten drei Jahren rund eine Million Euro an Spenden gesammelt und so dazu beigetragen, die Heilungs- und Überlebenschancen der kleinen Patienten deutlich zu verbessern.

Als die Fördergemeinschaft 1975 von betroffenen Eltern gegründet wurde, starben noch zwei von drei an Krebs erkrankten Kindern. Heute überleben zwei von drei. Im Hamburger Kinderkrebs-Zentrum, dessen Einzugsgebiet etwa 7,5 Millionen Einwohner umfasst, sind pro Jahr rund 600 Kinder in Behandlung. Es gibt 17 stationäre Betten, 40 Kinder werden täglich in der Ambulanz behandelt. Dank der Spender und Förderer gibt es hier moderne medizinische Geräte, ein Spielzimmer, Kunst- und Musiktherapie und Psychologen, die betroffene Familien auffangen und betreuen. Die Fördergemeinschaft finanziert auch zusätzliche Stellen auf der Station. So bleibt mehr Zeit für die Betreuung der Kinder und Gespräche mit den Eltern. Ein Sozialfonds unterstützt Familien, die in finanzielle Not geraten sind. Oft kann ein Elternteil während der Krankheit nicht mehr arbeiten und es kommt zu finanziellen Engpässen. Mit mehr als 70 000 Euro wurden im letzten Jahr betroffene Familien unterstützt.

Renate Vorbeck ist darum stets auf der Suche nach neuen Spendenquellen, organisiert Veranstaltungen und regt Aktionen an. Mittlerweile hat sie ein großes Netz von Kontakten zu Unternehmen, Prominenten und vielen Helfern geschaffen, die ihr seit Jahren zur Seite stehen. Die Darsteller des Musicals Cats und die Fußballer vom HSV besuchten zum Beispiel auf ihre Initiative die Station und brachten dort Kinderaugen zum Strahlen. "Das war Therapie pur" sagt Renate Vorbeck.

"Ich wollte vor allem etwas für Kinder tun" erinnert sie sich daran, wie alles anfing. 1977 zog sie mit ihrem Mann Hans-Joachim nach Oststeinbek. Drei Jahre später kam Sohn Christoph zur Welt, für ihn blieb sie zu Hause. Sie engagierte sich in der Frauenunion, saß für die CDU im Oststeinbeker Ausschuss für Kultur, Jugend und Soziales und gründete 1985 auf Initiative von Helmut Landt mit Rudi Hametner und Manfred Schilling auch das "Musische Forum", die Musikschule in Oststeinbek, die sie elf Jahre lang als zweite Vorsitzende leitete.

Auf die Idee, einen Verein für an Krebs erkrankte Kinder zu gründen, kam sie durch eine Radiosendung, in der über die finanziellen Schwierigkeiten auf Kinderkrebs-Stationen berichtet wurde. So gründete sie 1987 mit anderen Oststeinbekerinnen die Kinderkrebshilfe Oststeinbek. Mit ihren Helfern organisierte sie Blumenverkäufe zum Frühlingsanfang, war mit Info-Ständen auf dem Marktfest und sprach die Oststeinbeker persönlich an. "Ich bin sehr dankbar für die jahrelange Unterstützung, weil ich die Hilfe so schnell weitergeben kann.", sagt sie.

Zum Beispiel an einen elf Jahre alten türkischen Jungen aus Glinde, der kaum Deutsch sprach. Spenden ermöglichten ihm einen Sprachkursus, damit er bei seiner Behandlung mitarbeiten konnte. "Die Kinder müssen mithelfen, um gesund zu werden", sagt die Oststeinbekerin. Deshalb unterstützt sie auch die Arbeit des Musiktherapeuten im UKE. "Wenn Kinder resignieren, hilft oftmals ein Instrument, sie wieder aufzubauen. Musik ist Medizin".

Mit ihrem Einsatz will sie dazu beitragen, dass eines Tages alle Kinder diese immer noch lebensbedrohende Krankheit überwinden und dass die Nebenwirkungen der Therapie weiter eingedämmt werden können. "Das ist eine wunderbare Aufgabe." Mit ganzer Kraft wird sie jetzt noch den Neubau des Kinderkrebs-Zentrums in der UKE-Kinderklinik, der noch in diesem Jahr beginnen soll, unterstützen. "Wir warten alle mit großer Spannung auf den ersten Spatenstich."

Auch wenn die Kinderkrebshilfe immer ihre Herzensangelegenheit bleiben wird, träumt die 63-Jährige davon, bald mehr Zeit für Musik und Malerei zu haben. Und sie möchte ihrem 93 Jahre alten Vater noch mehr zur Seite stehen. Dennoch hat sie im vergangenen Jahr nicht gezögert, auch den Vorsitz der neuen Bürgerstiftung Oststeinbek zu übernehmen. Sie steht hinter deren Ziel, dass ihre Gemeinde auch in Zukunft lebens- und liebenswert bleibt.

Spendenkonto: Kinderkrebshilfe Oststeinbek, Raiffeisenbank, BLZ 20069177,Kto. Nr. 2253607