Stadt Ahrensburg wendet sich mit dem Problem an die Ärztekammer. Mutter muss mit kranken Kindern nach Hamburg fahren

Ahrensburg. Ein Kind schreit. Es hat Fieber, fühlt sich nicht wohl. Die Ohren schmerzen. Es bräuchte einen Kinderarzt. Doch den in Ahrensburg zu bekommen ist nicht leicht. Diese Erfahrung hat auch Christine Borchert gemacht. Die 33-Jährige lebt seit drei Jahren mit ihrer kleinen Familie in Hoisdorf, doch einen Arzt für ihre beiden Kinder hat sie in dieser Zeit nicht gefunden. "Es gibt einfach zu wenig Kinderärzte in Ahrensburg und Umgebung. Das ist schockierend", sagt die Mutter verärgert, die mit ihren beiden Söhnen Caspar, 6, und Oscar, 3, immer wieder abgewiesen wurde. "Es ist eine Katastrophe hier in Ahrensburg, wenn eines der Kinder krank wird", klagt die Hoisdorferin.

Für Vorsorgeuntersuchungen nimmt Christine Borchert den Weg nach Hamburg gerne auf sich, denn der Kinderarzt ihres Vertrauens hat seine Praxis in Eimsbüttel. "Aber in Notfällen will man nicht mit einem kranken Kind noch lange durch die Gegend fahren. Da will man einfach schnell Gewissheit und eine Diagnose", sagt die zweifache Mutter. Dann jedoch einen Termin zu bekommen sei so gut wie unmöglich. "Es kann einfach nicht sein, dass man nach Hamburg geschickt wird, wenn man mit einem heulenden Kind, das eine Mittelohrentzündung hat, in einer Ahrensburger Kinderarztpraxis steht", sagt Borchert verärgert.

Stadt Ahrensburg hat Ärztekammer bereits um Unterstützung gebeten

Beschwerden wie diese erreichten die Stadtverwaltung in Ahrensburg in den vergangenen Monaten häufiger. Die Stadt wolle daher tätig werden, sagte Hanno Krause, Fachbereichsleiter im Ahrensburger Rathaus. Bereits Mitte Mai habe die Verwaltung an die Ärztekammer in Schleswig-Holstein geschrieben und um Unterstützung gebeten. "Wir haben darauf hingewiesen, dass Ahrensburg eine prosperierende Stadt ist, noch immer viele junge Familien mit Kindern zuziehen und der Bedarf an Kinderärzten deshalb höher geworden ist", sagt Krause, der selbst persönlich von dem Problem betroffen ist.

Die Ärztekammer habe jedoch lediglich telefonisch erklärt, dass Stormarn mit insgesamt 16 Kinderärzten laut Bedarfsplanung sogar überversorgt sei. "Wir stellen die Berechnungsmodalitäten infrage. Die Bedarfsplanung ist 20 Jahre alt und heute einfach nicht mehr zeitgemäß", kritisiert Krause. Es werde daher intern noch Gespräche geben, auch der Sozialausschuss der Stadt solle sich nach den Sommerferien mit dem Thema auseinandersetzen.

"Wir müssen uns weitere Schritte überlegen und uns mit den zuständigen Stellen in Verbindung setzten. Leider sind uns als Stadt die Hände gebunden", so Krause weiter. Nötig sei es daher, dass sich die Politik auf kommunaler, Kreis- und Landesebene mit dem Problem eingehender befasse. "Der politische Druck muss erhöht werden, damit sich an der Situation etwas verändert."

Betroffene Mutter fordert Kinderärzte in Wohnortnähe

Über eine Veränderung würde sich auch Christine Borchert freuen. "Ich wohne hier und ich brauche auch hier für meine Kinder in der Nähe einen Kinderarzt." Für sie wäre es eine enorme Entlastung, in Notfällen nicht mehr nach Hamburg fahren zu müssen. Zwar gehe sie mittlerweile in dringenden Fällen mit ihrem älteren Sohn zum Allgemeinmediziner. "Aber er ist eben nicht auf Kinder spezialisiert". Dennoch sei es eine Alternative - vor allem, weil die Wartezeiten bedeutend geringer seien. "Wird man beim Kinderarzt nicht von Anfang an schon abgewiesen, muss man eine Wartezeit von drei Stunden schon mal einplanen. Und selbst dann ist es nicht sicher, ob man noch drankommt."