Mängel auf der Autobahn 1. Staatssekretärin beantwortet Fragen von Bürgern und Unternehmern

Bad Oldesloe. Unternehmer und Bürger sind verärgert. Fast täglich quälen sie sich durch kilometerlange Staus, müssen auf überlastete Umleitungsstrecken ausweichen. Und seit mehr als sechs Monaten passiert nichts auf der A 1-Baustelle. Wegen Baumängeln ist der rund sechs Kilometer lange, frisch sanierte Autobahnabschnitt zwischen dem Kreuz Bargteheide und der Anschlussstelle Bad Oldesloe gesperrt. Für die Bürger der Kreisstadt und den umliegenden Gemeinden ist das ein Ärgernis, das viele Fragen aufwirft.

Um diese zu beantworten, waren Mittwochabend Tamara Zieschang, Staatssekretärin des Kieler Verkehrsministeriums, und der Direktor des Landesbetriebes Straßenbau und Verkehr (LBV-SH), Torsten Conradt, auf Einladung der CDU nach Bad Oldesloe gekommen. "Wie kann es sein, dass die Mängel nicht schon während des Baus erkannt worden sind? Schließlich war doch immer ein Sachverständiger des Landes vor Ort", wollten die Gäste der Diskussionsrunde wissen.

"Die Festigkeit der Betondecke ist nicht sofort erkennbar", antwortete Conradt. "Streckenweise sind sogar während der Bauphase Platten wieder ausgebaut worden, weil diese Mängel aufwiesen." Nach Abschluss der Bauarbeiten einigten sich das Land und die Baufirma darauf, einen unabhängigen Gutachter einzuschalten. "Dieser kam Anfang des Jahres zu dem Ergebnis, dass die Betondecke auf keinen Fall 30 Jahre hält", sagte die Staatssekretärin. Der Gutachter hatte empfohlen, die Strecke mit einem Tempolimit von 100 km/h wieder frei zu geben und zu beobachten", sagte Zieschang. Dies wollte das Ministerium jedoch nicht. "Wegen der Mängel wären immer wieder Tagesbaustellen nötig." Zudem bestünde die Gefahr, dass nach fünf Jahren der Abschnitt im gleichen Zustand ist wie vor den Bauarbeiten.

Warum wird die Fahrbahn bis zum Neubau nicht freigeben? "Wir haben festgestellt, dass Holzstücke und alte Dichtungen im Beton verarbeitet sind, die Gefahr, dass diese sich lösen und Autos beschädigt werden ist groß", sagt Conradt. "Wie werden solche Aufträge eigentlich vergeben? Bekommt derjenige, der das günstigste Angebot macht den Zuschlag?", fragten die Gäste. "Die Referenzen spielen eine große Rolle. Wir entscheiden uns nicht für das günstigste Angebot, sondern für das wirtschaftlichste", antwortete die Staatssekretärin. Torsten Conradt ergänzte: "Für Arbeiten auf der A 24 ist das Unternehmen vor einigen Jahren von uns beauftragt worden und hat zu unserer vollsten Zufriedenheit gearbeitet."

Weil die bayrische Baufirma bestreitet, dass schwerwiegende Baumängel vorliegen, hat das Unternehmen beim Landgericht Lübeck ein Beweissicherungsverfahren beantragt. Ein weiterer Gutachter soll die Fahrbahn erneut untersuchen. "Kann es sein, dass der Neubautermin jetzt erneut verschoben wird?", wollten die Gäste wissen. "Nein, das Landgericht hat dies abgewiesen, mit der Begründung, dass es ein Gutachten gibt. Deswegen lässt die Baufirma jetzt das bestehende Gutachten prüfen. Sollte es dennoch dazu kommen, dass die Fahrbahn erneut untersucht werden muss, werden wir Bohrproben aufbewahren", sagte Zieschang. Sie geht davon aus, dass im August die Arbeiten beginnen und die Autobahn Ende Oktober fertig ist. Wer die neue Fahrbahn zahlt? Zieschang: "Wir als Land sind nicht betroffen. Der Bund zahlt die rund vier Millionen Euro." Im Klartext: der Steuerzahler.