Drei Buchstaben - www - haben binnen weniger Jahre die Welt verändert, zusammen sind sie das Internet. Es muss insbesondere denen, die alt genug sind, um sich an die Zeit davor zu erinnern, noch heute wie ein Netz der unbegrenzten Möglichkeiten erscheinen. Und genau so grenzenlos wird es wie selbstverständlich auch genutzt. Leider.

Es ist ein Netz, in dem eben auch die Grenzen von Moral und Anstand allzu oft überschritten werden. Und das nicht nur, wenn es um Schwerstkriminalität wie etwa um die Verbreitung von Kinderpornos geht.

Die Schwelle ist viel, viel niedriger. Schüler üben sich im Cyber-Mobbing, selbst ernannte Sittenwächter diffamieren in ihren "Blogs" die Menschen in ihrem Umfeld, Jugendliche rufen zu ausufernden Massenpartys auf, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Eigentlich sind sie ganz durchschnittliche Otto Normalbürger. Doch wenn sie vor ihren Rechnern sitzen, sehen sie oft keine Grenzen mehr.

Es mag das Verlockende sein, dass Publizieren noch nie so einfach gewesen ist wie heute, das diese Menschen antreibt. Es mag gleichzeitig der Schein von Anonymität sein, den das Internet bietet. Versteckt hinter dem Flachbildschirm, traut sich mancher womöglich mehr als Auge in Auge mit einem anderen Menschen.

Der Fahndungsaufruf des Kaufhauses Nessler ist auch eine dieser merkwürdigen Blüten, die das Internet treibt. Und ausgerechnet der Datenschützer wirkt unsicher, was er davon halten solle. Die gesetzlichen Regelungen seien noch vage, sagt er.

Klar ist: Das Internet braucht endlich klare Grenzen. Im Zweifel muss wieder gelten, was auch in der Zeit vor dem Internet selbstverständlich gewesen ist. Hat ein Kaufhaus Nessler damals Fahndungsfotoabzüge in den Schaufenstern ausgehängt?

Drei Buchstaben haben auch die Gesellschaft verändert. Eines allerdings gilt nach wie vor: Zu allererst hat sich ein Ladendieb falsch verhalten; nicht der, den er bestohlen hat.