Übergriffe und Unterrichtsausfall - Beirat der Ahrensburger Gemeinschaftsschule Am Heimgarten fordert mehr Personal

Ahrensburg. Angriffe auf Lehrer, Gewalt unter den Kindern und häufiger Unterrichtsausfall: So sieht der Alltag an der Ahrensburger Gemeinschaftsschule Am Heimgarten aus, sagen Eltern. Der Elternbeirat prangert die Missstände jetzt vehement an. Mit einem Brandbrief haben sich die Elternvertreter an das schleswig-holsteinische Bildungsministerium, das Stormarner Schulamt und den Landrat, Ahrensburger Kommunalpolitiker sowie die Stadt Ahrensburg als Träger der Einrichtung gewandt. Sie fordern die langfristige Beschäftigung von zwei zusätzlichen Sozialpädagogen und einem weiteren Lehrer, um verhaltensauffällige Schüler zu betreuen.

"Wir beurteilen die bisher gängige Praxis, diese Schüler so lange im Klassenverband mit Disziplinarmaßnahmen der Schulordnung erfolglos zu maßregeln, bis ein Schulverweis erteilt werden kann, als gescheitert", heißt es in dem Brief, den der Elternbeirat vergangene Woche verschickt hat. In der Schule herrsche Angst und Resignation, die Atmosphäre sei alles andere als lernförderlich, die Lehrer seien am Rande ihrer Kraft.

Zurzeit werden an der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten 635 Kinder und Jugendliche in 31 Klassen von 45 Lehrern unterrichtet. Rund 50 Schüler seien verhaltensauffällig, berichten die Eltern.

"Wir haben eine ganze Menge an Schülern, die uns Schwierigkeiten machen", sagt auch Schulleiter Heiner Bock. Tätliche Angriffe auf Lehrer habe es allerdings nicht gegeben. Den Unterrichtsausfall - nach Angaben der Eltern waren es im Februar 345 und im März 285 Stunden - bedauert er. "Jede Stunde, die ausfällt, ist eine zu viel", sagt Bock, "wir hatten im Februar und März einen hohen Krankenstand im Kollegium. Und Ersatzlehrer findet man nicht."

Mit einer sogenannten pädagogischen Insel versucht Heiner Bock seit Beginn des Halbjahrs, fünf bis sechs Kinder, die als nicht gruppenfähig gelten, wieder in den Unterricht zu integrieren (wir berichteten). In einem Trainingsraum werden die Kinder von drei Lehrern täglich drei Stunden betreut.

"Wir haben der Stadt das Insel-Konzept bereits vorgelegt", sagt Bock, "und einen zusätzlichen Schulsozialpädagogen beantragt." Die zwei vorhandenen Sozialpädagogen seien mit ihren anderthalb Stellen bereits voll ausgelastet. Bock: "Zusätzliche Hilfe von der Stadt und dem Förderzentrum ist nötig." Stufenkoordinatorin Ulla Thiele ergänzt: "Es ist für uns nicht zu schaffen, bei Kindern mit psychischen Erkrankungen und schwierigen Familienverhältnissen Kontakt zu Ärzten und zum Jugendamt zu halten."

Elternbeiratsmitglied Anja von Gliszczynski platzt der Geduldsfaden. Sie sagt: "An der Schule herrscht Mangelwirtschaft. Wir Eltern sind nicht länger bereit, das hinzunehmen." Mit ihrer Forderung nach mehr Personal wollen die Eltern die Insellösung unterstützen. Zudem wünschen sie sich einen flexibleren Einsatz der Lehrer des Fritz-Reuter-Förderzentrums. "Es muss schnell gehandelt werden", sagt Anja von Gliszczynski, "für die pädagogische Insel weiterhin Lehrer aus dem normalen Unterricht abzuziehen, lehnen wir strikt ab, denn damit geht stets Unterrichtsausfall für die anderen einher."

Der Ahrensburger Verwaltungschef Michael Sarach wollte sich auf Anfrage noch nicht zu den Forderungen der Eltern äußern. "Mir liegt der Brief noch nicht vor. Über den Inhalt werde ich mich nach Erhalt mit den zuständigen Fachdiensten beraten", so Sarach.

Ob die Schule vom neu geschaffenen Schulsozialarbeit-Budget des Bildungsministeriums von 2,5 Millionen Euro profitieren wird, ist ungewiss. "Die Mittel sollen vorwiegend Grundschulen zugute kommen", sagt Ministeriumssprecher Thomas Schunck. Derzeit liefen Gespräche zwischen Landesregierung und kommunalen Spitzenverbänden. Fest steht, dass die Verteilung über die Kreise erfolgt. Schunck: "Die Träger bekommen das Geld von den Schulräten zugewiesen." Davon unberührt bliebe die kommunale Zuständigkeit für Sozialarbeit an den Schulen.

Die Stormarner Schulrätin Katrin Thomas, die erstmals über eine noch nicht feststehende Summe aus dem Landestopf verfügen kann, sagt: "Ich sehe die Not an den weiterführenden Schulen. Ich versuche, von dem Budget etwas dorthin weiterzugeben." Jedes der acht Förderzentren im Kreis habe zudem eine halbe Planstelle, um Erziehungshilfe für verhaltensauffällige Kinder zu leisten. Thomas: "Es ist leider nicht nur Ahrensburg, wo Probleme herrschen." Landesweit hat nach neuen Studien jedes vierte Kind emotionale und soziale Probleme.

Sollten weder Kreis noch Träger Personal für die Gemeinschaftsschule bereitstellen, fürchten die Eltern um die Perspektiven ihrer Kinder. "Ein Verzicht auf diese Investition bedeutet, viele Jugendliche in die Langzeitarbeitslosigkeit zu entlassen", heißt es in ihrem Brief. "Fangen wir die Kinder heute auf, werden sie später zum Wohl unserer Stadt beitragen können." Die Eltern haben den Adressaten eine Frist bis Mitte Juni gesetzt, um zu reagieren.