Polizei findet 17 Kilogramm Haschisch bei Ahrensburger. Er spricht von Eigenbedarf

Ahrensburg. 17 Kilogramm Haschisch mit einen Marktwert von bis zu 80 000 Euro, gebunkert in einer verlassenen Hundehütte auf dem Grundstück der Nachbarin: Dieses Versteck hatte sich ein 57 Jahre alter Ahrensburger gesucht, der sich gestern vor dem Amtsgericht seiner Heimatstadt verantworten musste. Die Staatsanwaltschaft warf ihm Drogenhandel vor.

Am Ende der Beweisaufnahme konnte die Anklage Kay S. (Name geändert) jedoch nur noch den Besitz des Betäubungsmittels nachweisen und forderte eine Bewährungsstrafe. Der Richter folgte diesem Antrag und verurteilte den Ahrensburger zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, ausgesetzt zur Bewährung. Zudem muss der 57-Jährige eine Geldstrafe von 1500 Euro zahlen und 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

"Wir wissen nur, dass Herr S. die Drogen dort deponiert hat. Wie er an das Haschisch gekommen war oder was er damit vorhatte, darüber können wir nur spekulieren", begründete Richter Ulf Thiele seine Entscheidung.

Kay S., der sein dunkelblondes kurzes Haar feinsäuberlich zum Seitenscheitel gekämmt hat, wirkt auf der Anklagebank in seinem gebügelten weißen Hemd und seinem schwarzen Jackett so seriös wie ein Kaufmann. Nur seine rauen Hände verraten, dass er Handwerker ist. "Ich habe die Drogen bei Baumfällarbeiten im Dezember 2009 im Wald gefunden", sagte er und fügte hinzu: "Ich war bis dahin schon 40 Jahre lang Feierabendkonsument. Deswegen habe ich die Drogen behalten."

Für die zahlreichen Päckchen suchte der Gärtner anschließend ein Versteck. Die Hundehütte auf dem Grundstück seiner 77 Jahre alten Nachbarin sei dafür perfekt gewesen. Das Tier war vor etwa fünf Jahren gestorben, das Hundehäuschen verlassen und mit Efeu zugewuchert.

Ein Versteck suchte am 17. März 2010 auch seine Nachbarin. "Ich wollte einen Haustürschlüssel verstecken, und da kam mir die Hundehütte in den Sinn", sagte die Pensionärin, die ihren Nachbarn als sehr hilfsbereit beschrieb. Er pflege immer ihren Garten. Als sie die Hütte öffnete, entdeckte sie die Drogenpäcken und verständigte die Polizei. Die Beamten reagierten sofort. Sie tauschten die professionell in Zellophan verpackten Haschischplatten gegen Attrappen und observierten das Depot. Vier Tage später wollte Kay S. wieder Päckchen entnehmen. Sofort klickten die Handschellen. Bei der anschließenden Durchsuchung der Wohnung fanden die Beamten keinerlei Dealer-Werkzeug, wie beispielsweise eine Feinwaage. Um S. dennoch den Handel mit den Drogen nachzuweisen, überwachten die Ermittler etwa zwei Monate das Telefon des vierfachen Familienvaters. Jedoch ohne Erfolg. S. hatte damit gerechnet, grüßte sogar die Polizei bei Telefonaten mit Bekannten.

Weder der Richter noch der Staatsanwalt schenkten dem Ahrensburger Glauben. Es sei ungewöhnlich, eine solch große Menge zu finden, zudem seien 17 Kilogramm sehr viel. Eine Person wäre bis zu 20 Jahre damit versorgt. Auch ein spontan von dem Verteidiger des Angeklagten berufener Zeuge, der aussagte, mit S. im Wald Bäume gefällt zu haben, erschien den Juristen unglaubwürdig. Der Staatsanwalt habe sogar Indizien erkannt, dass die Aussage zuvor abgesprochen war.

Doch dem Richter waren die Hände gebunden. Die Ermittlern konnten dem Mann bis auf den Besitz nichts nachweisen. Richter Ulf Thiele deutete in seiner Urteilsbegründung an, dass vielleicht ein anderes Vorgehen der Polizei Erfolg versprechender wäre. Beispielsweise wenn S. beim Handel festgenommen worden wäre. Thiele: "Denkbar wären weitere Observationen."