Gemeinde brauche mehr Gewerbeflächen, sagt der Bürgermeister. Sie hat schon jetzt zu viele, meinen Bürger

Barsbüttel. Barsbüttels Feldmark am Himmelfahrtstag: Radfahrer, Spaziergänger und Reiter tummeln sich im grünen Naherholungsgebiet zwischen Stapelfelder Moor und Barsbüttel-Ort. Das könnte sich ab 2012 ändern, denn ein Teil der Feldmark soll neuen Gewerbeflächen weichen. Dafür haben Bürgermeister Thomas Schreitmüller und CDU-Fraktionschef Christian Ebke am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung im Rathaus geworben. Barsbüttel erfährt bei diesem Vorhaben indes nicht nur seitens der Einwohner heftigen Widerstand - über 100 Einsprüche aus der Gemeinde liegen schon vor. Auch das Landesplanungsamt hat die Erweiterung um rund 40 Hektar Gewerbefläche in erster Instanz abgelehnt (wir berichteten).

Bei den rund 50 Zuhörern weckten Schreitmüller und Ebke durchaus Verständnis für die wirtschaftliche Notwendigkeit einer Ausweitung der Gewerbeflächen. Der CDU-Fraktionschef sprach von Straßen und Gebäuden, die zu unterhalten seien, von Schulen und Kindergärten, die Kosten verursachten, von Zuschüssen für die Schwimmhalle und die Sportvereine, die finanziert werden müssten.

Durch die reinen Grundstücksverkäufe in einem neuen Gewerbegebiet seien allerdings kaum Einnahmen zu erwarten, die Verkaufserlöse glichen gerade mal die Erschließungskosten aus, sagte Bürgermeister Schreitmüller. Die Gemeinde hoffe stattdessen auf höhere Steuereinnahmen. Ohne weitere Gewerbesteuerzahler wären höhere Abgaben für die Bürger und geringere Zuschüsse die Folge, meinte Ebke.

Auch Christel Lebermann, Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Barsbüttels, mahnte: "Wenn wir unseren hohen Standard in der Gemeinde halten wollen, sollten wir nicht ständig gegen das Gewerbe wettern." Viele Zuhörer forderten trotzdem, das Gewerbegebiet solle nicht zulasten der Feldmark erweitert werden. Der Rähnwischredder und die Wanderwege Richtung Rahlstedt seien die "Topstrecke für alle Erholung suchenden Barsbütteler", sagte Einwohner Andreas Gode. "Das Verhältnis von Wohnbebauung und Gewerbe hier finde ich furchtbar. Unsere Lebensqualität ist schon genug eingeschränkt", so eine weitere Zuhörerin.

Andere forderten: Wenn ein neues Gewerbegebiet, dann auf der anderen Seite der Autobahn, gegenüber Möbel Höffner und oberhalb des sogenannten Bermudadreiecks, das dem Unternehmer Frank Sachau (Teppich Kibek) gehört. Auch der frühere Bauauschussvorsitzende Michael Meyer riet dazu, die Erweiterung in Richtung Naherholungsgebiet zu überdenken. Er forderte die Gemeinde allerdings auf, sich - wie seinerzeit bei der Ansiedlung des Möbelhauses - mit einem Zielabweichungsverfahren gegen den Regionalplan durchzusetzen. Bürgermeister Schreitmüller sagte, es gebe durchaus noch Hoffnung, denn die Verhandlungen befänden sich im Anfangsstadium. Auch bei Höffner habe es damals zuerst eine Ablehnung gegeben. Die Landesplanung habe immerhin deutlich gemacht, dass ein Zielabweichungsverfahren für das Bermudadreieck kein großes Problem wäre.

Eine endgültige Absage an mehr Gewerbefläche in Barsbüttel ist das Nein der Landesplaner offenbar tatsächlich nicht, denn im Innenministerium scheint man nicht erfreut über die Bremse für die hiesige Wirtschaft zu sein. Es habe bereits Gespräche mit dem Innenminister gegeben, sagte Christian Ebke, und auch Landrat Klaus Plöger und Norbert Leinius von der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) setzen sich für eine Erweiterung ein. Die WAS möchte einen Teil des umstrittenen Gebietes westlich der A 1 selbst vermarkten. Christian Ebke versprach, die Anregungen der Bürger ernst zu nehmen.