Bei der bayerischen Landtagswahl im September 2008 hat die CSU ihr schlechtestes Ergebnis seit 1954 erzielt.

Ein Jahr später wurde der CSU-Mann Peter Ramsauer Bundesverkehrsminister. Das Wahlergebnis sitzt ihm vermutlich noch heute in den Knochen. 2010 hat Ramsauer deshalb stolz verkündet, dass der Bund den Münchener S-Bahn-Tunnel mitfinanzieren werde. Es könnte ja seiner Partei daheim wieder auf die Füße verhelfen. Bald darauf hat Ramsauer dann begriffen, dass die Bundesmittel gar nicht ausreichen, um das immer teurer werdende Projekt zu bezahlen. Er versuchte, ein bisschen abzurücken vom bayerischen Tunnelblick. Die Röhre könne nur gebaut werden, wenn München tatsächlich auch Austragungsort der Olympischen Spiele werde, hat er gesagt - und dafür umgehend einen Rüffel seines Parteichefs Horst Seehofer bekommen, der zugleich bayerischer Ministerpräsident ist. "Ich erwarte, dass die Finanzierung sichergestellt wird", polterte Seehofer Anfang Mai.

So geht's in Bayern: Da wird einfach erwartet, dass das Geld fließt. Und der Verkehrsminister, der aus Bayern kommt, vergisst ganz fix, dass er nicht für seine Heimat, sondern für ganz Deutschland zuständig ist. Gut, dass Norbert Brackmann ihn nun daran erinnert hat. Aber warum hat das eigentlich nicht der schleswig-holsteinische Ministerpräsident getan oder der Hamburger Bürgermeister? Wenn hanseatische Zurückhaltung auf bayerisches Poltern trifft, bleibt die S 4 auf der Strecke.