Kommunalpolitiker erklären gemeindliches Einvernehmen für die geplante Anlage

Jersbek. Das gemeindliche Einvernehmen ist erteilt. Jersbek hat damit grünes Licht für den Bau eines Hähnchenmaststalls gegeben. Anlass ist der Bauantrag des Landwirten Hans-Jürgen Kratzmann, der südlich der Straße Langereihe eine 90 mal 20 Meter große Anlage für 39 800 Masthähnchen errichten möchte. Das Vorhaben ist nicht unumstritten. Bürger befürchten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, Geruchsbelästigungen und sorgen sich um die Wohnqualität. Auch Bedenken hinsichtlich des Tierschutzes wurden bereits geäußert.

Die Entscheidung in der Gemeindevertretung fiel daher auch nicht einstimmig. "Aber mit deutlicher Mehrheit", sagt Bürgermeister Herbert Sczech (Unabhängige Wähler-Gemeinschaft, UWG). Ob es ein fraktionsübergreifendes Votum war, wollte er nicht sagen. Sczech: "Die Abstimmung war geheim."

Die zuvor erfolgte Vorstellung des von der Gemeinde in Auftrag gegebenen Gutachtens und die Aussprache darüber verlief jedoch öffentlich. "Wir haben uns nie hinter nicht öffentlichen Sitzungen versteckt und die Sachlage immer offengelegt", sagt Bürgermeister Sczech. Er habe allen Interessen gerecht werden wollen und in dem Verfahren daher stets auf eine "größtmögliche Transparenz" Wert gelegt.

Prof. Jörg Oldenburg aus Oederquart (Niedersachsen) hatte zunächst im Auftrag der Gemeinde das vom Landwirt vorgelegte Gutachten geprüft und war dann von Jersbek "zur Sicherheit" mit einem eigenen Gutachten betraut worden, um Fragen zur Lärm- und Geruchsbelästigung zu untersuchen. Er moniert nun im Wesentlichen zwei Dinge. Erstens: Die Entlüftungsanlage im Maststall müsse länger und mit größerer Geschwindigkeit laufen. Zweitens: Ein neun Meter hoher Kaminabzug reiche für die Entlüftung nicht aus. Zehn Meter seien mindestens erforderlich. "So kann die Abluft besser verteilt und die Geruchsbelästigung minimiert werden", erläutert der Bürgermeister. Der Junior-Chef Carsten Kratzmann, der zukünftige Betreiber der Mastanlage, war zur Gemeindevertretersitzung gekommen und kündigte dort schon an, den Bauantrag entsprechend zu ändern.

Auch rund 60 Jersbeker waren erschienen, um das Ergebnis des Gutachtens zu erfahren und den Entscheidungsprozess der Kommunalpolitiker zu verfolgen. "Die Bürger haben sich sehr besonnen verhalten und sich sehr sachbezogen erkundigt", sagt der Bürgermeister. Vielleicht auch deshalb, weil ein Nein aus Jersbek das Vorhaben nicht hätte stoppen können. Sczech: "Sobald rechtlich nichts gegen ein solches privilegiertes Bauvorhaben spricht, können wir unser Einvernehmen nicht verweigern." Und dass es keine rechtlichen Einwände gibt, hatte die Gemeinde schon im vorigen Herbst gutachterlich klären lassen. Sczech: "Das war nötig angesichts der Brisanz und der Komplexitität des Vorhabens."

Der Landwirt Hans-Jürgen Kratzmann wird den Mastbetrieb und die Mistplatte nicht wie ursprünglich geplant an zwei verschiedenen Standorten bauen, sondern beide hinter seinem Hof. Der Stall wird 350 Meter entfernt sein, die Mistplatte weitere 100 Meter südlich der Bebauung liegen. Auch die Naturschutzbehörde des Kreises Stormarn hat mittlerweile ebenfalls signalisiert, dass es aus ihrer Sicht keine Bedenken gibt. Nun fehlen noch die Stellungnahmen der Wasserschutzbehörde des Kreises und des Forstamtes Trittau. Das letzte Wort in dieser Sache wird schließlich das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume haben.