Fachmann soll Fragen zu Lärm- und Geruchsbelästigung in Jersbek klären

Jersbek. Die Jersbeker Ortspolitiker gehen ebenso offensiv wie besonnen mit dem Vorhaben von Landwirt Hans-Joachim Kratzmann um, der auf seiner Ackerfläche südlich der Straße Langereihe einen Hähnchenmaststall bauen möchte. "Wir wollen allen Interessen gerecht werden", sagt Bürgermeister Herbert Sczech (Unabhängige Wähler-Gemeinschaft, UWG). An einer "emotional überfrachteten Diskussion" sei niemandem gelegen. Die Gemeinde hat daher ein eigenes Emissionsgutachten in Auftrag gegeben. Bei der Gemeinderatssitzung am 30. Mai soll es den Bürgern vorgestellt werden.

Hans-Jürgen Kratzmann möchte eine 90 mal 20 Meter große Anlage mit einer Kapazität von 39 800 Mastplätzen errichten. Den Antrag hat er beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) eingereicht. Das Antragsverfahren unterliegt wegen der Zahl der Mastplätze dem Emissionsschutzrecht. Das LLUR hat der Gemeinde nun ein Emissionsgutachten vorgelegt, das in der vorigen Woche von Prof. Jörg Oldenburg erläutert wurde.

Vorbelastung der Luft durch einen Schweinestall in der Nähe ist zu klären

"Wir haben den ausgewiesenen Experten zu Rate gezogen, weil wir Gemeindevertreter Laien sind", sagt Bürgermeister Sczech. "Professor Oldenburg sollte uns erklären, ob das Gutachten in Ordnung ist oder eventueller Nachbesserungen bedarf." Der Experte sei laut Sczech zu dem Schluss gekommen, dass das Gutachten grundsätzlich alle Aspekte, aber nicht die tatsächlichen Gegebenheiten berücksichtigt hat.

Jörg Oldenburg habe montiert, dass das Raster für die Berechnung zu groß gewählt sei und dass die Vorbelastung der Luft durch den benachbarten Schweinestall nicht gebührend eingeordnet worden sei. "Auch die geplante Mistplatte fehlt bei der Betrachtung", sagt der Bürgermeister. Diese Aspekte werde der Experte nun noch einmal genauer in Augenschein nehmen.

Erstmalig war das Vorhaben des Landwirts im vorigen Herbst vorgestellt worden. Die Gemeindevertreter hatten sich damals juristischen Beistand geholt. Von Anfang an wollten sie das Thema sachlich und vor allem transparent angehen. Daran ist auch Antragsteller Hans-Joachim Kratzmann viel gelegen.

Er gab bereits damals bei der Gemeinderatssitzung bereitwillig Auskunft über Umfang und Stand seiner Planungen. "Die Hähnchen werden auf Stroh gehalten. Wir rechnen mit 60 Lastwagen-Fahrten im Jahr", sagte Kratzmann. Die Hähnchenmast soll ein zweites Standbein werden und die Existenz zweier Familien sichern. Hans-Jürgen Kratzmann hat vorige Woche noch einmal angeboten, Fragen gerne auch im persönlichen Gespräch zu beantworten. Einige Bürger in der Gemeinde sind von dem Vorhaben nicht begeistert. Dennoch sei die Diskussion in der vorigen Woche ausgesprochen ruhig uns sachlich verlaufen, sagt der Bürgermeister. Gut 50 Bürger hatten an der Sitzung teilgenommen und ihre Bedenken geäußert: Sorge um Geruchsbelästigung, Beeinträchtigung der Wohnqualität, Tierschutz.

Ende des Monats will der Professor seine Ergebnisse präsentieren

Für die Gemeindevertreter ist die Situation alles andere als einfach. Bei der Anlage handelt es sich um ein privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich. Das heißt: Die Gemeinde hat kein eigentliches Mitspracherecht. Das machte schon der Fachanwalt aus Kiel im vorigen Herbst deutlich. Die Gemeindevertreter müssen zwar formal darüber abstimmen, haben aber keine Möglichkeit, ihre Zustimmung zu verweigern. "Wenn wir ohne fundierte Gründe unser Einvernehmen versagen, handeln wir rechtswidrig", sagt Herbert Sczech. Mehr noch: Sie machen sich schadenersatzpflichtig.

Die Ortspolitiker werden jeder für sich abwägen müssen. Noch haben sie nicht entschieden, weder für noch gegen das Vorhaben. Sie warten nun auf die Ergebnisse, die Jörg Oldenburg Ende Mai vorstellen wird.

Herbert Sczech legt Wert darauf, das Verfahren weiterhin mit "der größtmöglichen Transparenz" voranzutreiben. "Wir haben ein Rechtsgutachten öffentlich gemacht, das uns gezeigt hat, wo wir als Gemeinde stehen. Wir haben jetzt ein eigenes Emissionsgutachten in Auftrag gegeben. Und auch der Antragsteller spielt mit offenen Karten." Er hofft, mit diesem Vorgehen allen Seiten gerecht zu werden und alle Bürger mitzunehmen.