Alkoholisierte Jugendliche terrorisieren Anwohner am Tangstedter Baggersee. Polizei sieht Gemeinde in der Pflicht

Tangstedt. Still ruht der See. Von wegen! Kaum, dass die ersten schönen Tage die Menschen in Scharen ins Freie gelockt haben, ist rund um die "Costa Kiesa" Tangstedt in heller Aufruhr. An dem Baggersee im ehemaligen Kies-Abbaugebiet im Ortsteil Wilstedt selbst ist der Strand bereits nach dem ersten Anbaden total vermüllt. Und in Wilstedt-Siedlung, wo die Besucher mit dem Bus ankommen, um von dort zum Badesee zu gehen beziehungsweise zu später Stunde von dort wieder zurückfahren, ist von unhaltbaren Zuständen die Rede. Anwohner beklagen, alkoholisierte Jugendliche würden Müll in die Gärten werfen, in Hecken urinieren - die Umgebung der Haltestelle regelrecht terrorisieren.

CDU-Abgeordneter will, dass sich die Politik mit dem Problem befasst

Der Tangstedter Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordnete Jürgen Lampe von der CDU hat das Thema politisch aufgegriffen. Der Christdemokrat beruft sich unter anderem auf die Aussagen von Anwohnern des Heidewegs, wonach die Jugendlichen häufig bereits angetrunken mit dem Bus in Wilstedt ankämen. Diese Menschen seien "überwiegend sehr aggressiv". Auch die Busfahrer der VHH-Linie 378 seien "vermehrt diesem aggressiven und dissozialem Verhalten" ausgesetzt. Der Christdemokrat hat Tangstedts Bürgermeister Hans-Detlef Taube auf den Plan gerufen und fordert, dass sich die Ortspolitik erneut offiziell mit der Problematik befasst. Lampe hat die Sorge, die Situation könne eskalieren. Er habe Informationen, dass sich die Anwohner "massiv gegen diese Angriffe wehren wollen". Der Gemeindevertreter warnt: "Hier ist schnelles Handeln angesagt, damit sich keine Bürgerwehr und weitere Exzesse bilden können."

Zu jenen, die bei schönem Wetter bis 0.05 Uhr, wenn der letzte Bus die Schar der "Costa Kiesa"-Besucher nach Hause befördert, mit den Auswüchsen leben müssen, gehört Uwe Jedamski. "Das ist ein Problem, das sie nicht in den Griff kriegen", sagt der Bewohner der Wilstedt-Siedlung - und meint Gemeinde wie Polizei. Keiner habe etwas gegen die jungen Leute, die sich vergnügen, sagt der Anwohner. Aber in der beschaulichen Wohnstraße werde regelrecht "randaliert": "Da fliegen dann auch mal Becher gegen Hauswände."

Jedamski hatte über den Seniorenbeirat beantragt, die Bushaltestelle an die Harksheider Straße direkt an den Eingang zum Baggersee zu verlegen. Das sei abgelehnt worden, weil dort kein Platz für eine Busbucht sei. Die örtlichen Polizisten, die während der Sommermonate häufig rund um den Baggersee im Einsatz sind, sehen sich schon personell am Ende ihrer Möglichkeiten. "Wir können nicht ständig an der Kuhle sein. Und wir sind nicht die Bademeister", sagte einer der Tangstedter Ordnungshüter. Gefragt sei vielmehr die Gemeinde - und sei es, indem ein Sicherheits- oder Ordnungsdienst beauftragt werde.

Wie Uwe Jedamski, so glaubt man auch auf der Tangstedter Wache, dass eine Verlegung der neuralgischen Haltestelle Entlastung schaffen könnte. Etwa in der Form, die Haltestelle im Sommer ein Stück weit in den unbebauten Bereich des Heidewegs zu verlegen.

An den Wochenenden kümmern sich die Wasserwächter der DLRG um die Sicherheit der Badenden an jener Stelle des Sees, die als Badestelle freigegeben ist. Schilder weisen dort darauf hin, dass zum Beispiel das Grillen und anderes offenes Feuer verboten sind. Allerdings setzen sich die meisten Jugendlichen über das Grillverbot hinweg. Es werden kleine Lagerfeuer entfacht, um dann auf mitgebrachten Alu-Einmalgrills Würstchen und Steaks zu brutzeln, obwohl sich an der Westseite der "Costa Kiesa" eine kleine Imbissbude befindet.

Lieber werden von den Jugendlichen alle möglichen Leckereien in Plastiktüten mitgebracht und die Abfälle eher selten von den Besuchern ordnungsgemäß in die Mülltonnen entsorgt. Nach einem heißen Wochenende im Sommer sieht der Strand - so wie bereits jetzt - wie ein Schlachtfeld aus: Asche, verkohltes Holz, Kronkorken, benutzte Grills, leere Ketchup- und Getränkeflaschen und sogar Kleidungsstücke sind um die Badestelle verteilt. Außerdem liegen auch überall Glasscherben von zerbrochenen Bierflaschen im Sand, an denen sich vor allem kleine Kinder, die dort spielen, sehr leicht verletzen können.

Stammgäste der Badestelle beklagen "chaotische Zustände"

Für Antje und Harald Möller ist die "Costa Kiesa" ein "kleines Paradies" - das sie akut bedroht sehen. Die kernigen Senioren aus Norderstedt gehören zu den "Winterschwimmern", die seit fast 25 Jahren bei jedem Wetter im Baggersee schwimmen. Inzwischen seien die Zustände "chaotisch" geworden, beklagt Harald Möller, 70: "Zuletzt haben wir auf einmal 50 leere Flaschen weggeräumt." Und seine Frau Antje sagt: "Das ist doch ein Geschenk hier. Wir haben Angst, dass hier alles gesperrt wird." Diejenigen, die dafür verantwortlich seien, sieht Möller als "Minderheit". "Aber diese Leute anzusprechen, trauen wir uns nicht."