Krankenschwestern berichten von etlichen Entlassungen in Ahrensburg. Auch Küche und Verwaltung seien betroffen

Ahrensburg. In seiner Vorstellung war schon alles ganz konkret, war alles perfekt: die Kooperation mit dem Asklepios-Konzern. Der Umzug seiner kleinen Klinik Ahrensburg aus dem maroden Gebäude an der Manhagener Allee in einen schicken Neubau an der sogenannten AOK-Kreuzung. Der Fortbestand eines Krankenhauses in der Schlossstadt. In der Praxis aber ist Dr. Martin Zellner mit seinen Plänen gescheitert. Und nun geht alles ganz schnell. Etliche Mitarbeiter haben ihre Kündigung erhalten - mit Wirkung zum 31. Mai.

Es ist das letzte Kapitel im Leben dieses Krankenhauses. Die Schwestern von der Station haben einen Text für eine Traueranzeige formuliert: "Nach langer, schwerer Krankheit verstarb heute plötzlich und unerwartet unsere geliebte Station der Klinik Ahrensburg. Sie wurde nur 59 Jahre alt. In tiefer Betroffenheit nehmen wir in aller Stille am 31. Mai um 15 Uhr Abschied. Bitte keine Beileidsbekundungen. Spenden bitte ans Arbeitsamt."

Dr. Zellner war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen

Das nennt man Galgenhumor. Die Kündigungen waren am Morgen gekommen, unterschrieben von Dr. Martin Zellner, zugestellt von seiner Sekretärin. Auch sie soll zum Kreis der Entlassenen gehören, berichtet eine Schwester gegenüber dieser Zeitung.

Zu mehreren sind sie in die Redaktion am Rathausplatz gekommen, um über ihre Situation zu sprechen. Ihre Kündigungsschreiben haben sie mitgebracht: "Sehr geehrte Frau (...), da der Krankenhausbetrieb vollständig eingestellt wird, müssen wir Ihnen heute die Kündigung des Arbeitsverhältnisses zum 31.05.2011 aussprechen - hilfsweise zum nächstzulässigen Termin. Wir bedauern die Notwendigkeit und wünschen Ihnen auf Ihrem weiteren Weg alles Gute." Die Damen (die Namen sind der Redaktion bekannt) sind betrübt.

Wie viele Mitarbeiter genau ihren Arbeitsplatz verlieren, ist unklar. Die Frauen zählen zusammen: sieben unbefristet angestellte Schwestern, zwei in Probezeit, vier 400-Euro-Kräfte und ein Zivi auf der Station, zwei Angestellte in der Küche, fünf in der Verwaltung. Das sind die, von denen sie es sicher wissen. Dr. Zellner könnte es ganz genau sagen. Doch der Chirurg war bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe trotz mehrfacher Versuche nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Dann erzählt eine der Frauen, die wir hier Schwester X nennen wollen, dass die Kündigungen vielleicht doch nicht so ganz überraschend gekommen sind: "Wir haben schon seit Ende vergangenen Jahres damit gerechnet." Im Oktober 2010 hatte Dr. Zellner gegenüber dieser Zeitung noch gesagt: "Ich werde mit meiner gesamten Mannschaft, also etwa 50 Personen, umziehen. Und in der neuen Klinik werden wir sogar neue Arbeitsplätze schaffen."

Am 7. April habe der Chef gesagt, dass die Station schließen müsse

"Das hat er auch uns erzählt", sagt Schwester X. "Alles sei in trockenen Tüchern, alles sei unterschrieben. Dann hat er uns sogar Baupläne gezeigt." Und er habe gesagt, dass es im November losgehen werde mit dem Bau. "Wir waren skeptisch. Er hat schon so oft gebaut. Und immer woanders", sagt Schwester X. Als das Jahresende nahte und noch nicht mit dem Bau der neuen Klinik begonnen worden war, habe der Chef angefangen zu schweigen.

Er schwieg bis Anfang April. Da muss er gewusst haben, dass seine Klinikpläne keine Chance mehr haben. Dass er die 37 Planbetten an der Manhagener Allee nicht behalten und in den Neubau einbringen kann (wir berichteten), dass Asklepios und der Mitbewerber Park-Klinik Manhagen die Not- und Unfallversorgung im Raum Ahrensburg unter sich aufteilen.

Schwester X: "Am 7. April hat er uns gesagt, dass wir geschlossen zu Asklepios nach Bad Oldesloe wechseln könnten." Von Änderungskündigungen sei die Rede gewesen. "Nur eine Stunde später hieß es dann, wir sollten uns schnell in Bad Oldesloe bewerben. Er müsse die Station so schnell wie möglich schließen." Einige Frauen - nicht von der Station - hätten sich beworben, alle hätten eine Absage bekommen.

Wie berichtet, erhält Dr. Zellner nach Informationen dieser Zeitung vom Land dafür Geld, dass er die Klinik schließt. So eine Zahlung ist im Paragraf 13 des "Gesetzes zur Ausführung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes" vorgesehen. Sie soll dazu beitragen, "erhebliche Härten zu vermeiden", die zum Beispiel den Beschäftigten entstehen könnten.

Für die gekündigten Mitarbeiter ist nach Aussagen von Schwester X und ihren Kolleginnen allerdings weder eine Abfindung vorgesehen, noch gebe es einen Sozialplan. Ganz im Gegenteil: Viele sind schon so lange im Hause beschäftigt, dass sie eigentlich halbjährige Kündigungsfristen haben. Sie wollen sich nun von Anwälten beraten lassen.