Kinder aus Ahrensburger Horten der Awo verzieren mit dem HSV-Profi Schultüten für Bedürftige

Ahrensburg. Es ist ungewöhnlich still auf der Rückbank des silberfarbenen Peugeots: Anna, 10, liest die "Bravo", Joshua, 7, und Dominik, 9, gucken nach draußen. Karen Scharfenberg betreut die drei, sie ist die Leiterin des Awo Kinderhuus Am Reesenbüttel.

Kinder der vier Tagesstätten der Awo in Ahrensburg beteiligen sich jedes Jahr an einer Aktion für bedürftige Kinder: Sie basteln Schultüten, die von Spendern befüllt werden. Vorrangig soll das den Eltern helfen, ihren Kindern einen guten Start ins Schulleben zu ermöglichen. Aber auch die beteiligten Kinder sollen von der Aktion profitieren und ein Gefühl entwickeln für Solidarität und für Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen.

Das Schweigen der Kinder lässt auf Aufregung schließen - die Reise geht schließlich ins Stadion des HSV, die Imtech-Arena. Und außerdem macht das Gerücht die Runde, dass ein Spieler beim Basteln dabei sein könnte. Die Frage nach dem Lieblingsverein aber bricht das Eis auf der Rückbank: "Bayern München!", brüllt Joshua, genannt Joshi, "und HSV". "Bayern München? Die kaufen doch einfach nur saugute Spieler, damit sich die anderen Mannschaften verschlechtern", deckt Dominik die wahre Geschichte auf. Überhaupt könne man nicht Bayern und den HSV gleichzeitig favorisieren, die beiden Vereine seien schließlich die größten Feinde.

Die Fahrt ist lang, und was konkret für den einen und gegen den anderen Verein spricht, ist nicht grundsätzlich klar. Nach weiteren zwanzig Minuten Schweigen ist das Ziel erreicht. Eine Viertelstunde später sind alle Kinder da. Der Andrang für das Basteln im Stadion war groß, über die zwanzig Plätze musste das Los entscheiden. Die glücklichen Gewinner treffen sich nun zur Brotzeit vorm Spieler-Eingang des Stadions: Die Jungen trauen sich nur vereinzelt, nach Autogrammen zu fragen, von Marcell Jansen, von Zé Roberto. Die Mädchen sind forscher: "Fünf haben unterschrieben!", freut sich Cara, 9. "Der eine aber doppelt. Naja."

Schließlich soll die Bastelstunde losgehen. Hinter einer Tür im Vip-Bereich stehen zwei Tische, bedeckt mit weißem Papier. Es gibt Apfelschorle. "Boah, Alter, guckt mal!" Beinahe stößt Jonas, 7, sich die Nase an dem Fenster, das Aussicht über das ganze Stadion gewährt. Die Erzieherinnen mahnen zur Ruhe, die Kinder sammeln sich, nehmen Platz. Was arme Kinder seien, fragt eine der Erzieherinnen. "Kinder ohne Geld - oder mit sehr wenig.", weiß der 10-jährige Tobias. "Und welcher Spieler verlässt den HSV in diesem Jahr?"

Mit der Antwort betritt Piotr Trochowski unter Beifall der Kinder den Raum. Ohne Sprachkenntnisse und ohne Schultüte sei auch er eingeschult worden, wenige Tage nachdem er in Deutschland angekommen war, sagt der gebürtige Pole und heutige deutsche Nationalspieler. Still hören ihm die Kinder zu, fangen an zu basteln, gemeinsam mit Piotr. Auch als er schon wieder weg ist, machen sie weiter mit dem Verzieren der Schultüten. Für Kinder, wie auch Piotr eines war.