Die Europäische Union will wissen, was Bürger so machen - und startet deshalb den Zensus 2011

Bad Oldesloe. Haben Sie Abitur? Welchen Beruf haben Sie? Die Antwort "Verkäuferin" reicht nicht. Der Fragesteller will es schon genau wissen. Verkaufen Sie Blumen, Brötchen oder Brillanten? Solche und ähnliche Auskünfte werden demnächst überall in Europa verlangt. Die Europäische Union hat eine Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung angeordnet. Und weil auch Stormarn zu Europa gehört, beginnt nun auch hier eine durchaus aufwendige Datenjagd, die sich "Zensus 2011" nennt.

Organisiert hat sie der Kreis Stormarn - zumindest teilweise. Janina Weber leitet die "Erhebungsstelle" im Kreishaus, die sich um die "Haushaltebefragung" und um die sogenannten Sonderbereiche kümmert. Verständlicher ausgedrückt: Zensus-Mitarbeiter - im Kreis sind es rund 200 - werden rund 31 000 vom Statistischen Landesamt ausgewählte Stormarner besuchen und ihnen einen Fragebogen überreichen. 46 Fragen sind es, nicht jeder Bürger wird alle beantworten müssen. Wenn gewünscht, helfen die Mitarbeiter. "Man kann das auch allein machen", sagt Janina Weber. "Niemand muss den Erhebungsbeauftragten in die Wohnung lassen."

Außerdem besuchen diese "Erhebungsbeauftragten" Seniorenwohnheime, Asylbewerberunterkünfte und ähnliche Einrichtungen, um die Leiter zu befragen. Unter anderem geht es dort darum, die Zahl der Heimbewohner in Erfahrung zu bringen. Denn das Datenmaterial, mit dem der Staat arbeitet, ist alt. Gerade bei der Zahl der Einwohner dürfte es große Unterschiede zwischen Statistik und Realität geben. Gearbeitet wird immer noch auf Basis der Volkszählung von 1987.

Die 31 000 auserwählten Stormarner werden demnächst einen Brief mit Infomaterial und einem Terminvorschlag für den Besuch des Zensus-Mitarbeiters bekommen. Ab dem 10. Mai beginnen die Hausbesuche, Ende Juli sollen alle absolviert sein. Wichtigste Utensilien der rund 200 Männer und Frauen: ein Ausweis und ein schwarzer Kugelschreiber. "Nur damit dürfen die Fragebögen ausgefüllt werden, sonst sind sie nicht maschinenlesbar", sagt Weber. "Wer zu Hause keinen schwarzen Kuli hat, kann sein Formular auch via Internet ausfüllen." Jeder Befragte bekommt mit seinem Bogen einen Identifizierungscode, der dann in den Computer eingegeben werden muss. Fürs Ausfüllen und Zurückschicken hat er zwei Wochen Zeit. Weigert er sich, droht ein Zwangsgeld in Höhe von 200 bis 300 Euro. Auskunftspflichtig ist er dann immer noch, bei weiterer Weigerung steigt das Zwangsgeld.

Die 200 Erhebungsbeauftragten, die Janina Weber rekrutiert hat, bekommen für ihre Arbeit Geld. Für jeden ausgefüllten Fragebogen erhalten sie 7,50 Euro. Jeder Zensus-Mitarbeiter wird sich um etwa 100 Anschriften kümmern müssen. Die Kosten trägt nicht der Kreis, sondern der Bund.

Ein weiterer Teil der EU-weiten Datensammlung betrifft die Haus- und Wohnungseigentümer. Hier muss jeder mitmachen. Die Informationsbriefe und Fragebögen sind teilweise schon verschickt worden. Janina Weber und ihre Mitarbeiter haben damit nichts zu tun. Hier ist das Statistische Landesamt am Werk.