Im Internet verbreitet sich ein Computervirus. Opfer sollen 100 Euro zahlen, sonst werde die Festplatte gelöscht

Ahrensburg. Das Landeskriminalamt in Kiel warnt vor einem aggressiven Computervirus. Während die Nutzer im Internet surfen, installiert sich im Hintergrund automatisch eine Schadsoftware. Auch ein Ahrensburger ist Opfer dieses Cyberangriffs geworden. Nachdem sich der Computervirus auf seinem heimischen Rechner eingenistet hatte, öffnete sich eine bildschirmfüllende Maske, ein sogenanntes Pop-up-Fenster.

Darauf las der Ahrensburger, dass von seinem Rechner aus kinderpornografisches Material im Netz verbreitet worden sei. Auch E-Mails mit terroristischem Inhalt seien von seinem PC versandt worden. Absender dieser Nachricht soll die Bundespolizei sein. Weiter heißt es, der Computer sei nun gesperrt worden.

Wegklicken oder schließen können die Opfer das Fenster nicht. Der Computer ist lahmgelegt, reagiert auf keinen Befehl mehr. Nur wenn der Internetnutzer binnen 24 Stunden eine "Strafe" von 100 Euro zahlt, schließe sich die Maske wieder. Komme er dieser Aufforderung nicht nach, werde die Festplatte des Rechners gelöscht.

Die Betrüger benutzen die Logos von Bundespolizei und BKA

Die Polizei spricht von einer "Erpresservariante" und weist darauf hin, dass die Bundespolizei nicht der Absender dieser Mitteilung ist und allgemein nie Pop-up-Fenster nutze, in denen Bürger aufgefordert werden, Strafen zu zahlen. "In solchen Fällen sind Betrüger am Werk", sagt Stefan Jung, Sprecher des Landeskriminalamtes in Kiel.

Um authentisch zu wirken, benutzen die Kriminellen das Logo des Bundeskriminalamtes und der Bundespolizei. Auch sind Angaben über den infizierten PC aufgelistet, die Seriosität suggerieren sollen. Beispielsweise stehen auf der Maske die IP-Adresse des Nutzers, dessen Provider und welches Betriebssystem verwendet wird. Besonders dreist ist auch, dass Logos von bekannten Antivirensoftware-Herstellern auf der Maske zu sehen sind.

Der betroffene Ahrensburger ist auf diese Masche nicht reingefallen. Er hat Anzeige bei der Polizei erstattet, genauso wie elf weitere Internetnutzer in Schleswig-Holstein und zahlreiche weitere Menschen im Rest der Bundesrepublik. "Allein in Niedersachsen haben sich 40 Betroffene bei der Polizei gemeldet", sagt Jung, der jedoch von einem großen Dunkelfeld ausgeht. Er rät allen Menschen, deren Rechner mit der Schadsoftware infiziert ist, auf keinen Fall der Aufforderung der Betrüger nachzukommen. Denn auch nach der Zahlung über den digitalen Bezahldienst "Ukash" bleibe das Programm installiert. Ein Zugriff sei weiterhin nicht möglich. Wie die Betroffenen den Virus wieder von ihrem Computer löschen können, kann die Polizei noch nicht sagen. "Es ist ein sehr aggressiver Virus", sagt Jung. Die Sicherheitsbehörden arbeiten derzeit intensiv an einer Lösung.

Erpresser fordern Geld über einen britischen Bezahldienst im Internet

Das Landeskriminalamt rät deswegen allen Internetnutzern, den Update-Status des Betriebssystems und der genutzten Antivirenprogramms immer auf dem aktuellen Stand zu halten. Dies erhöhe die Chancen, dass es erst gar nicht zu einer Infektion mit der Schadsoftware kommt.

Die Polizei ermittelt indes, wer sich hinter dieser Betrugsmasche verbirgt. Der digitalen Bezahldienst "Ukash" mit Sitz in London soll laut Polizei nicht an den kriminellen Machenschaften beteiligt sein. Das britische Unternehmen bietet Kunden an, quasi online mit Bargeld zu zahlen. Der Internetnutzer kauft sich an einer Tankstelle, einem Kiosk oder einer anderen Partnerfiliale des Internetunternehmens einen Gutschein und bekommt einen 19-stelligen Code. Damit können Internetuser online einkaufen oder spielen. Der Vorteil: Die Menschen müssen keine Bankverbindung oder Kreditkartennummer im Netz angeben. Diese als sicher geltende Zahlmethode, die eigentlich im Internet vor Betrügern schützen soll, wird nun von Kriminellen genutzt.