Bargteheider Politiker vertagen nach lautstarken Protesten Entscheidung über Bebauungsplan

Bargteheide. "Wir sind die Kunden. Sie sind die Dienstleister. Sie müssen den Willen der Bürger respektieren." Diese Sätze schleuderte Jörg Minga den Mitgliedern des Bargteheider Stadtplanungsausschusses entgegen und erntete umgehend scharfe Worte von Norbert Muras (Wählergemeinschaft): "Das sind schöne Formulierungen aus dem Rhetorikseminar. Aber dies ist eine Fragestunde. Ihre Statements könnten Sie uns ersparen." Prompt unterbrach ihn Minga, Anwohner der Straße Am Steinkreuz, und skandierte: "Wir wollen Demokratie." Der Schlagabtausch war eröffnet.

Zuvor hatte Stadtplaner Waldemar Bargmann in aller Ausführlichkeit die Bedenken der Träger öffentlicher Belange und die privaten Einwände gegen die Änderung des Bebauungsplans Nummer 2 vorgetragen. Nach eineinhalb Stunden geduldigen Zuhörens hatte sich die Stimmung im Stadthaus aufgeheizt. Im voll besetzten Saal rumorte es.

Jörg Minga und mit ihm rund 80 Anwohner aus dem B-Plan-Gebiet waren gekommen. Ihre Forderung: Die Straße Am Steinkreuz muss verkehrsberuhigter Bereich - eine sogenannte Spielstraße - bleiben. Tempo 30 darf nicht kommen.

Eigentümer der Baugrundstücke ist auch gegen Ausbau der Straße

Höhepunkt der hitzigen Debatte: der Auftritt des Grundstückseigentümers Hans-Joachim Vagt. Ihn hielt es vor Ärger nicht einmal mehr auf seinem Sitz. Er arbeitete sich zum Beamer durch und zeigte auf den Plan. "Warum machen Sie die Straße nicht einfach dicht. Dann könnte das Spielstraße bleiben, und Tempo 30 wäre nicht nötig", sagte Vagt mit erregter Stimme unter Beifall. Dabei war er es gewesen, der die Sache überhaupt ins Rollen gebracht hatte: mit dem Plan, sein Grundstück an einen Investor zu verkaufen. Sechs moderne Stadtvillen sind vorgesehen.

"Das gibt der alte B-Plan nicht her", sagt Vagt selbst. Dass die Bebauung nun aber den Ausbau der Straße und Tempo 30 nach sich ziehen könnte, damit hatte er nicht gerechnet. Und auch nicht damit, dass mehr öffentliche Parkplätze nötig sind und Bäume weichen müssen. "Das will ich auch nicht", sagte Vagt, der den städtebaulichen Vertrag daher noch nicht unterschrieben hat. Seit 1948 wohnt er auf dem Grundstück: "Ich möchte nicht der Schuldige sein, der den Anwohnern das alles einbrockt."

Der Investor ist mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen abgesprungen. Aber ein neuer Interessent verhandelt bereits mit der Stadt. Der Ausschuss vertagte die Entscheidung über den B-Plan. Jetzt sollen Beratungen in den Fraktionen und Gespräche mit der Bürgerinitiative folgen. Im Juni wird vermutlich erneut beraten.