Mehr als 800 Demonstranten fordern mit Menschenkette auf der Bargteheider Rathausstraße den AKW-Ausstieg

Bargteheide. Es war ein beeindruckendes Bild, das sich auf der Rathausstraße in Bargteheide am Sonnabend bot: Kinder, Jugendliche, Erwachsene stehen dicht an dicht, sie halten leuchtend grüne, heliumgefüllte Luftballons in den Händen, große Transparente und kleinere, selbst bemalte und beschriftete Plakate. "Fukushima ist überall" steht darauf oder "Lachen statt Strahlen".

Mehr als 800 Menschen sind dem Aufruf der Bargteheider Grünen und der SPD gefolgt und bilden eine Kette über die 480 Meter lange Rathausstraße vom Kreisel am Bahnhof bis zur Kreuzung an der B 75. Sie fordern den schnellen Ausstieg aus der Kernenergie. Es ist die größte Demonstration, die Bargteheide bislang erlebt hat. Auch stormarnweit hat es bisher noch keinen so eindrucksvollen Protest gegen Atomkraft gegeben. Die Beteiligung übertrifft die Erwartungen der Veranstalter weit. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Peter Anklam sagt: "Wir hatten mit etwa der Hälfte der Teilnehmer gerechnet. Das zeigt, wie wichtig den Menschen das Thema ist." Grünen-Chefin Ruth Kastner ist ebenfalls beeindruckt: "Das ist grandios, dass das in Bargteheide möglicht ist."

Es sind nicht nur Bürger der Stadt, die in die Rathausstraße kommen. Aus den benachbarten Orten haben sich ebenfalls Menschen auf den Weg gemacht. Jochen Nevermann aus Ammersbek hat sein Akkordeon mitgebracht und singt nach der Melodie des bekannten Kinderlieds "Hänschen klein" ein eigens für die Demo getextetes Lied: "Atomkraft birgt zu viel Gefahr, es gibt Alternativen, das wissen wir, und drum sagen wir: Atomkraft, nein danke!"

Aus Großhansdorf sind Richard und Ellen Glieschinski gekommen, aus Lütjensee stoßen Tochter Ellen und Enkelin Anna-Lia dazu, begleitet von Olga Detels und Tochter Svea. "Es ist wichtig, dass wir unsere Position zur Atomkraft deutlich zeigen. Wir dürfen in unserem Protest nicht nachlassen, sonst wird sich nichts ändern, sonst kehrt man nach dem Ende des Moratoriums zur Tagesordnung zurück", sagt Richard Glieschinski.

Petra Ahrens, Jutta Bremert und Thomas Fischer rollen ihr Transparent aus. "Ich habe schon vor 30 Jahren gegen Atomkraft demonstriert. Damals wurden wir nicht gehört. Das muss sich ändern", sagt Jutta Bremert. Um 15 Uhr geben die sechs Helfer vom Ordnungsdienst das Signal: Die Menschen treten auf die Straße. Sie halten sich an den Händen, Trillerpfeifen ertönen. "Abschalten, jetzt", skandieren jugendliche Teilnehmer. Immer wieder geht die La-Ola-Welle vom Kreisel bis zur B 75 und wieder zurück. Eine Viertelstunde bleibt die Menschenkette auf der Rathausstraße stehen. Die Polizei hat die Straße abgesperrt. Alles läuft friedlich und diszipliniert ab.

"Die Demo war Bürgerbeteiligung im besten Sinne, ein machtvolles Signal. Der Bürger sagt, was er will", sagt Ruth Kastner. Der Erfolg der Veranstaltung sei für die Grünen ein Ansporn, nach neuen Formen der Bürgeräußerung zu suchen. Das soll zum Markenzeichen der Bargteheider Grünen werden.