Bau der Westumgehung entlastet Bargteheider Wohngebiete vom Durchgangsverkehr. Anwohner atmen auf

Bargteheide. Mit dem Baubeginn für die Westumgehung in Bargteheide rücken für Tausende Einwohner ruhigere Zeiten in greifbare Nähe. Das erste, 800 Meter lange Teilstück verbindet die B 75 mit der Alten Landstraße. "Die Leitungen für die Entwässerung sind bereits gelegt", sagt Ingenieur Thomas Neitzel vom Landesamt Straßenbau und Verkehr in Lübeck. Er überwacht das Zehn-Millionen-Euro-Projekt, das drei Bauabschnitte umfasst und sich voraussichtlich über vier Jahre hinzieht.

Für Rolf-Peter Fröhlich, 55, den Vorsitzenden des Schützenvereins, ist damit das Ende einer "unerträglichen" Situation absehbar. Fröhlich wohnt seit 26 Jahren an der Jersbeker Straße, durch die sich jeden Tag Tausende Fahrzeuge schlängeln - darunter viele Lastwagen. "Es nervt gewaltig. Der Verkehr hat enorm zugenommen", sagt Fröhlich, "nicht einmal am Wochenende haben wir Ruhe." Es werde immer schwieriger, vom Grundstück herunterzufahren.

"Lastwagen aus ganz Europa fahren hier vorbei. Von den Reisebussen wollen wir gar nicht erst reden", sagt Fröhlich. Alles, was motorisiert sei und von den Autobahnen 1 und 24 nach Norderstedt oder in den Norden Hamburgs wolle, nehme mittlerweile die Abkürzung durch die Jersbeker Straße. "Es ist gut, dass die Umgehung endlich gebaut wird. Wir schöpfen Hoffung, dass es dann irgendwann einmal ruhiger wird vor unseren Haustüren."

Petra Stahmer, 51, wohnt nebenan. Sie sagt: "Das wurde auch Zeit. Die Umgehung sollte 2012 eigentlich schon ganz fertig sein." Sie hofft auf mehr Wohnqualität und Ruhe besonders sonntags und in den Abendstunden. Mit dem Bau der Umgehungsstraße allein ist das ihrer Meinung nach aber nicht getan. "Die Stadt muss rechtzeitig überlegen, was sie mit der Jersbeker Straße machen will. Eine verkehrsberuhigte Zone zum Beispiel." Auf keinen Fall dürfe die Straße weiterhin als Abkürzung dienen.

Klaus Dohrendorf, 63, wohnt mit seiner Lebensgefährtin Margret Gerling an der Lindenstraße. "Wir sind froh, dass der Bau begonnen hat. Wenn die Umgehung einmal fertig ist, wird der Verkehr durch unsere Straße sehr viel geringer werden. So wie es vor der Eckhorst-Sperrung war." Die ehemalige Verbindungsstraße zwischen der B 75 und der Alten Landstraße war vor gut anderthalb Jahrzehnten nach Anwohnerprotesten gegen den B-Plan zur Sackgasse gemacht worden. Der Verkehr verlagerte sich unter anderem in die Lindenstraße, durch die auch Schulbusse rollen.

Auch Bürgermeister Henning Görtz rechnet mit einer deutlichen Entlastung für die Innenstadt. "Schon Anfang der 90er-Jahre wurde ernsthaft mit der Planung begonnen. Grund war die Grenzöffnung, denn danach hatte der Verkehr sprunghaft zugenommen", sagt er. Die Lage habe sich immer weiter verschärft. Görtz: "Sie müssen sich mal die Kennzeichen der Lastwagen anschauen."

Betroffen seien die Hamburger Straße (B 75) und die Alte Landstraße (L 225). "Auch die Wurth ist völlig überlastet, ebenso die Lindenstraße, die ja eigentlich eine reine Wohnstraße ist", sagt der Bürgermeister. Noch schlimmer sei es auf der schmalen Jersbeker Straße. Görtz: "Die Anwohner jammern zu Recht." Eine richtige Entlastung gibt es für sie mit dem zweiten Abschnitt. Die 1260 Meter lange Trasse soll die Alte Landstraße mit der Jersbeker Straße verbinden. Allerdings wartet Bargteheide noch auf den Planfeststellungsbeschluss, woran der Bürgermeister Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) beim ersten Spatenstich erinnerte.

Der dritte Teil soll in zwei Abschnitten erfolgen: erst 1470 Meter von der Jersbeker Straße bis zur Straße An der Rennbahn, dann 258 Meter bis zu Einmündung auf die B 75 auf Höhe des Fischbeker Wegs. Görtz: "Damit würde sich der Westring schließen und den Nord-Süd-Verkehr an der Innenstadt vorbeileiten können." Die Gesamtkosten liegen bei zehn Millionen Euro.