Es war spannend. Denn hier wurde nicht nur Musik gemacht.

Ahrensburg. Hier wurde eine Geschichte erzählt: die Geschichte vom Leiden und Tod Jesu - ganz anders, ganz frisch, dramatisch und berührend. Zwei Stunden dauerte die Aufführung der Johannespassion von Bach in der Ahrensburger St. Johanneskirche unter souveräner Leitung von Dörthe Landmesser. Die Zeit verging wie im Flug.

Mit Glockengeläut hatte die musikalische Erzählung ihren Anfang genommen. Mit Glockengeläut endete sie. Nach Minuten des gemeinsamen Schweigens löste sich die Spannung. Die Faszination mündete in begeisterten Applaus, der den fünf hervorragenden Solisten galt, allen voran dem Bassisten Jörg Gottschick und dem Tenor Michael Connaire - auch wenn sich an dessen Art, die Evangelistenpartie zu interpretieren, die Geister schieden. Zu vordergründig, zu eitel, sagten die einen. Fantastisch gestaltet, sagten die anderen. Stimmlich und technisch perfekt war es allemal. Ein bisschen Oper durfte auch sein, denn die Oratorien-Aufführungen orientierten sich zur Freude des Publikums auch schon in früherer Zeit an diesem weltlichen Genre. Und dass der Tenor die Fäden der Geschichten neu und überraschend verknüpfte und die Zuhörer in den Bann zog, daran besteht kein Zweifel.

Der Chor, dem Bach eine zentrale Rolle in der Johannespassion zuschreibt, lieferte eine sehr feine Leistung ab. Gut einstudiert, gut intoniert und mit Sangesfreude packte die Kantorei das Werk an. Und dann dazu das Spitzenensemble für Alte Musik: das Hamburger Ensemble Schirokko, das auf historischen Instrumenten spielte und der vertrauten Musik ungeahnte Klänge entlockte, die anrührten und die Jahrtausende alte Begebenheit ganz nah kommen ließen.