26. Schleswig-Holstein Musik Festival bietet in Stormarn sechs hochkarätige Konzerte, aber nur noch drei Spielstätten

Ahrensburg. "Merhaba Türkiye" - "Willkommen Türkei". So lautet das Motto des 26. Schleswig-Holstein Musik Festivals, das am 9. Juli eröffnet wird. 131 Konzerte in 44 Orten sind landauf, landab geplant - in Kuhställen, Scheunen und Herrenhäusern und selbst in der Evers-Werft am Timmendorfer Strand. Auch Stormarn spielt wieder mit im sommerlichen Kulturbetrieb des Nordens und hat mit dem Reinbeker Schloss, dem restaurierten Ahrensburger Marstall und der Oldesloer Peter-Paul-Kirche dem internationalen Publikum drei feine Spielstätten zu bieten.

Auf insgesamt sechs Konzerte können sich die Besucher in Stormarn freuen - und auf Weltstars wie die Geigerin Viktoria Mullova, die am 12. August mit Kristian Bezuidenhout in der Peter-Paul-Kirche "Beethoven pur" bietet.

Der Länderschwerpunkt bringt auch namhafte türkische Künstler nach Stormarn. So reist der Pianist Hüseyin Sermet am 16. Juli nach Ahrensburg an und wird im reizvollen Kontrast zu seinem Heimatland - ganz westlich - "Romantische Imaginationen" von Schumann vortragen. Der Lautenist Mehmet C. Yesilçay spielt am 20. Juli in Reinbek, ebenso wie Volkan Yilmaz, der im schmucken Renaissance-Schloss die türkische Längsflöte Ney zum Klingen bringen. Überschrift des Abends: "Sieh, was die Lieb' aus mir macht".

Einziger Wermutstropfen für die Stormarner Festivalfans in diesem Jahr: Bargteheide ist nicht vertreten. Dabei schien sich das Kleine Theater nach drei Jahren bereits einen festen Platz im Festival-Plan erobert zu haben. "Wir können nicht alle Spielorte in jedem Jahr beibehalten", sagt Festival-Pressesprecherin Bettina Brinker. Denn nicht jede Spielstätte eigne sich für jedes Projekt. Brinker: "In Bargteheide ist zum Beispiel die Akustik des Saales nicht für jede Art von Musik optimal. Leider haben wir in diesem Jahr für das Kleine Theater nichts Geeignetes gefunden." Fest stehe aber schon jetzt: Bargteheide ist 2012, beim Länderschwerpunkt China, wieder Festival-Spielort. "Das hat Intendant Rolf Beck in einem Brief bestätigt", so die Pressesprecherin.

Für den Pächter des Kleinen Theaters, Hans-Peter Jansen, ist das die gute Nachricht. Die Enttäuschung, diesmal ausgeschlossen zu sein, bleibt aber. "Ich habe versucht, im Vorfeld noch Einfluss zu nehmen. Das hat nicht geklappt. Ich bin jetzt doch sehr traurig und auch verärgert", sagt Jansen, der seit Februar mit den Festival-Organisatoren im regen E-Mail-Austausch stand. Ohne Erfolg. Jansen: "Wir konnten die Entscheidung nicht mehr zurückdrehen." Der Pächter des Kleinen Theaters vermutet andere Gründe für die Entscheidung als die Akustik. Jansen: "Ich nehme an, das ist wohl eher im Zuge der Sparmaßnahmen erfolgt."

"Der Zuschuss des Landes ist für den Doppelhaushalt 2011/2012 von 1,7 Millionen Euro auf 1,2 Millionen Euro gekürzt worden. Wir müssen also in diesem und im nächsten Jahr 500 000 Euro sparen. Das ist richtig", bestätigt Pressesprecherin Brinker, fügt jedoch mit Nachdruck hinzu: "Wir sparen aber nicht an der Qualität des Programms. Und wir reduzieren auch nicht die Zahl der Spielstätten. Denn das sind die Markenzeichen des Festivals."

Um mit weniger Geld auszukommen, seien stattdessen interne Änderungen vorgenommen worden, die das Publikum überhaupt nicht zu spüren bekäme. "Wir haben die Zahl der Saisonstellen verringert. Und wir haben vor allem eine Servicegesellschaft gegründet und machen den Kartenverkauf nun in Eigenregie. Das heißt, wir können jetzt selbst den Nutzen daraus ziehen", beschreibt Bettina Brinker den Sparansatz. Im Übrigen sei ein ständiger, leichter Wechsel der Spielstätten beim Festival normal. Die Pressesprecherin: "Da und dort wird mal eine Pause eingelegt. Das nächste Mal ist die Spielstätte dann wieder dabei."

Ahrensburg hat es dagegen geschafft und stimmt wieder mit zwei Abenden in den Festival-Reigen ein. Nach dem Pianisten Hüseyin Sermet (16. Juli) kommen der Geiger Serge Zimmermann und der Pianist Enrico Pace (30. Juli). "Meisterhaft" lautet die Überschrift für den Abend, an dem Werke von Schumann, Beethoven und Ravel erklingen werden.

Bad Oldesloe ist wie bisher mit einem Konzert vertreten - dafür wieder mit einem Weltstar: Die aus Russland stammende Geigerin Viktoria Mullova wird von Kristian Bezuidenhout begleitet (12. August). Der in Südafrika geborene Pianist wird Hammerklavier spielen und Beethoven damit eine besondere Note geben.

Das Schloss Reinbek gehört landesweit zu jenen Festspielstätten, die seit Anfang an dabei sind. So gibt es hier auch gleich drei Konzerte. Das erste am 20. Juli: mit Volkan Yilmaz und seiner türkischen Längsflöte Ney, mit Mehmet C. Yesilçay und seiner Ud, einer orientalischen Laute, und mit dem bekannten Synchronsprecher Christian Brückner. Danach gastiert das Trio Parnassus, das eine "Orientalische Fantasie" entfachen wird. (3. August). Der Schluss ist den Damen von "Flautando Köln" (11. August) vorbehalten, die mit Palestrina, Vivaldi, Debussy und Weill ein "Kaleidoskop" an Klängen entfalten.