Zahl der Ökostrom-Kunden hat sich bei regionalen Versorgern teilweise verdoppelt. Reinbek ist Vorreiter bei Kommunen

Bad Oldesloe/Reinbek. Die Nachfrage nach Ökostrom steigt immer stärker. Immer mehr Verbraucher wollen nur noch Strom aus regenerativen Quellen wie Windkraft, Wasserkraft oder Sonnenenergie beziehen und wechseln auf die Angebote der regionalen Versorger.

Beim E-Werk Reinbek-Wentorf hat sich im März 2011 die Zahl der Kunden, die den Naturstrom Sachsenwald beziehen, fast verdoppelt. Ende 2010 hatten 150 Haushalte den Ökostrom bestellt, inzwischen sind es mehr als 300. Vertriebsleiterin Barbara Balster sagt: "Die Nachfrage hat sich immens erhöht."

"Menschen denken mehr darüber nach, woher der Strom kommt"

Seit drei Jahren bietet das E-Werk den aus skandinavischer Wasserkraft gewonnenen Ökostrom bereits an. "Obwohl wir ihn immer beworben haben, war er nie der Renner", sagt Balster. Die Leute seien nicht bereit gewesen, mehr zu zahlen. Denn beim Naturstrom Sachsenwald werden sie mit 21,35 Cent pro Kilowattstunde zur Kasse gebeten. Der Grundpreis beträgt 9,50 Euro. Beim Sondervertrag Joker werden dagegen nur 20,95 Cent pro Kilowattstunde fällig. Auch der Grundpreis ist mit 8,65 Euro günstiger. Seit der Atomkatastrophe in Japan sei der Preis jedoch nicht mehr so entscheidend. Balster: "Die Menschen denken mehr darüber nach, woher der Strom kommt."

Eine erhöhte Nachfrage nach Ökostrom verzeichnet auch die Gasversorgung Ahrensburg (GAG). "Allerdings nicht in dem Maße, wie wir es erwartet haben", sagt Vertriebsleiter Markus Last. "Die Leute wählen doch eher die billigere Variante." Den Wind-Strom gibt es für 22,02 Cent pro Kilowattstunde, für den Schloss-Strom zahlen die Kunden 21,42 Cent. Der Grundpreis beträgt jeweils 94,01 Euro.

Die Mitarbeiter der Vereinigten Stadtwerke spüren bereits seit Jahresbeginn ein Umdenken bei den Menschen. Der Ökostrom stammt aus Wasserkraftwerken in Österreich. Sprecher Manfred Priebsch sagt: "Seit den Ereignissen in Japan ist die Nachfrage noch einmal gestiegen." Inzwischen würden bereits 1000 Kunden den Ökostrom beziehen. Für sie werden 21,80 Cent pro Kilowattstunde fällig, beim Standardtarif müssen sie 0,2 Cent weniger zahlen.

Ahrensburg ist vertraglich noch gebunden, Reinfeld prüft Wechsel

Auch die Kommunen würden sich seit kurzem verstärkt für Ökostrom interessieren. Priebsch: "Viele Amtsverwaltungen haben bereits nachgefragt, weil sie überlegen, umzusteigen." Denn noch fließt aus den Steckdosen vieler Rathäuser im Kreis Stormarn kein Ökostrom. So zum Beispiel in Ahrensburg. "Wir haben erst im Februar 2011 einen neuen Vertrag mit E.on abgeschlossen", sagt Rathaussprecherin Birgit Reuter. Die Stadt sei zwei Jahre vertraglich gebunden. "Erst danach können wir uns neu entscheiden."

Das Reinfelder Rathaus wird von den Vereinigten Stadtwerken versorgt - jedoch nicht mit Ökostrom. "Es gibt aber einen Beschluss, dass wir bei der nächsten Ausschreibung den Ökostrom berücksichtigen", sagt Bauamtsleiter Stephan Kruse. Die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses sollen dann beraten, unter welchen Voraussetzungen ein Wechsel in Frage käme. Bis es so weit ist, dauert es aber noch. Der aktuelle Vertrag läuft bis Herbst 2012.

"Wir haben uns bereits vor Fukushima Gedanken über eine sinnvolle Energieversorgung gemacht", sagt Klaus Kucinski, Leiter des Fachbereichs Bau beim Kreis. In der Kreisverwaltung werde der Fokus darauf gelegt, Strom zu sparen. So seien zum Beispiel in den Fluren im Hauptgebäude Bewegungsmelder installiert worden. Zudem wurde bereits eine Fotovoltaikanlage installiert, eine zweite ist im Bau. Was darüber hinaus benötigt wird, werde an der Strombörse gekauft. Dabei stehe im Vordergrund, das günstigste Angebot zu finden. Zurzeit bezieht die Kreisverwaltung einen Strommix aus jeweils einem Drittel Atom-, fossiler und erneuerbarer Energie. Noch bis 2013 ist die Kreisverwaltung an dieses System gebunden. Erst danach sei es möglich, auf Ökostrom umzustellen.

Reinbek ist weiter. Bürgermeister Axel Bärendorf: "Wir beziehen schon seit 2008 Strom, der aus skandinavischen Wasserkraftwerken kommt."