Reisebegeistertes Ehepaar aus Reinbek stellt im Museum Rade beeindruckende Fotografien aus Südäthiopien aus

Reinbek. "Südäthiopien, das ist eine Reise zu exotischen Völkern, bei denen die Frauen noch heute Tellerlippen und Schmucknarben tragen", sagt Wolfgang Schmidt. Voriges Jahr hat er mit Ehefrau Gudrun das afrikanische Land besucht. Zwei Wochen lang waren sie im Omo-Gebiet südlich der Hauptstadt Addis Abeba unterwegs, haben Nationalparks besucht, faszinierende Tiere gesehen und außergewöhnliche Menschen kennengelernt, deren Lebensweise sich seit Jahrhunderten kaum geändert zu haben scheint. Wolfgang Schmidt hat viele von ihnen fotografiert. 60 großformatige Momentaufnahmen zeigt das Ehepaar ab 17. April im Museum Rade am Schloss Reinbek (Schloßstraße 4). Titel der Schau: "Naturvölker in Namibia und Äthiopien". Zur Eröffnung um 11.30 Uhr spricht Bernd Kraske, der Leiter des Kulturzentrums Reinbek. Texttafeln mit Daten zu Land und Leuten begleiten die Fotografien.

Gudrun und Wolfgang Schmidt reisen, seitdem sie Ende der 50er-Jahre aus der DDR in den Westen übergesiedelt sind. "Die ersten drei Reisen waren Radtouren in die Alpen", erinnert sich die pensionierte Lehrerin. Später ging es nach Griechenland, nach Südfrankreich, in die Türkei. Immer auf eigene Faust. Nie als Pauschaltourist, nie durchorganisiert, auch mit drei kleinen Kindern nicht. "Wir reisen, um Land und Leute kennenzulernen", sagt Gudrun Schmidt. "Die besten Tipps bekommt man im Land.

Mit Händen und Füßen und Englisch könne man sich überall verständigen. Auf dem asiatischen Kontinent, den sie viele Jahre lang bereist haben, ebenso wie in Ägypten, wo sie in der Wüste in Zelten übernachtet haben und drei Tage auf einer Feluke über den Nil geschippert sind. "Wenn die Menschen merken, dass man Interesse an ihrem Land und ihrer Kultur hat, sind sie meist sehr aufgeschlossen", sagt Wolfgang Schmidt, Ingenieur im Ruhestand. Vor ein paar Jahren haben sie mal drei Reiseberichte für das Hamburger Abendblatt geschrieben: über Nepal, Burma und Brasilien.

Tausende Fotos und Dias lagern im Eigenheim in Reinbek. Fotos von Gegenden dieser Erde, in denen Ethnien nahezu unberührt von zivilisatorischen Brüchen leben. Gegenden, in denen es Natur und Kultur zu entdecken gilt. "Unsere Bilder sind Momentaufnahmen", sagt Wolfgang Schmidt. In Asien ließen sich die Menschen gern fotografieren. In Namibia half der Betreiber der Lodge, in der Schmidts wohnten. "Er nahm uns mit in sein Dorf. Wir überreichten dem Dorfältesten einen Beutel Mais oder Zucker und durften dann ganz unbehelligt durch die Lehmhütten gehen", erzählt er. In Südäthiopien verlangen die Menschen für Nahaufnahmen Geld. "Der sanfte Tourismus hält auch hier langsam Einzug", sagt Gudrun Schmidt. Sie fotografiert meist mit einer kleinen Kompaktkamera und am liebsten Kinder. "Die sind fasziniert, wenn sie ihr Konterfei auf dem Display sehen." Oft nutzt Wolfgang Schmidt diesen Augenblick, um unbemerkt seinerseits eine Aufnahme zu machen, die nicht gestellt wirkt.

Die Ausstellung ist bis zum 3. Juli, jeweils mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.