Eine Glosse von Birgit Jaklitsch

Was ist nur mit den Gartenzwergen los? In den 60er-Jahren wurden sie geliebt, wohnten in jedem zweiten Vorgarten. Sie waren geschätzte Mitbewohner, sie waren Ausdruck gutbürgerlicher Gemütlichkeit. Doch schon Anfang der 70er-Jahre wendete sich das Blatt. Das Gefühl für Ästhetik war im Umbruch. Und viele der gerade noch angesehenen Zwerge sahen sich genötigt, abzutauchen. Beziehungsweise: Sie wurden gar nicht gefragt. Ihre Besitzer erledigten kurzerhand den Umzug in den Untergrund.

Die Wichtel zogen sich auf Speicher und in Schrebergärten zurück. Doch gerade noch rechtzeitig, bevor sie in Vergessenheit gerieten, kam der rettende Ruf, und er kam aus Hollywood. Die Filmbosse beamten die knuddeligen Figuren kurzerhand als "Gnomeo und Julia" in Shakespeares Dramenwelt - und in unsere Kinos. Dort schlagen sich nun Zipfelmützen tragende Capulets und Montagues ihre Käppis mit Schmackes um die Ohren. So ins Rampenlicht gerückt, erklimmt der Gartenzwerg die Spitze des Kultur-Olymps und wird wohl auch wieder in manchem Garten auftauchen.

Der Gartenzwerg ist endlich wieder salonfähig. Mal sehen - vielleicht stelle ich zwischen meinen Krokussen eine Szene aus "Die Rückkehr der Zwergen-Yedis" nach. Ich höre es schon in meinem Vordergarten wispern: "Yoda mein Name ist. Die Macht der Zwerge ich habe..." Alles eine Frage des persönlichen Stilempfindens, oder?