In Ahrensburg regiert diese Woche die Jugend. In einem Planspiel geht es darum, wie Demokratie in der Kommune funktioniert

Ahrensburg. Ein Fun- und Freizeitpark im Gartenholz, ein Krippenneubau im Gewerbegebiet Beimoor-Süd, die Umgestaltung des Aalfangparks mit Grill- und Liegeflächen - wenn es nach den Jugendlichen in Ahrensburg geht, sind das zukünftige Projekte der Stadtverwaltung. Zum Auftakt des Planspiels "Jugend im Rathaus" kamen 91 Stormarn-Schüler ins Rathaus. Das Ziel der Elftklässler: den Zusammenhang von Kommunalpolitik und Verwaltung zu verstehen und die Arbeitsaufteilung kennenzulernen.

Zum siebten Mal hatte die Stadt Schüler dazu eingeladen, hinter die Kulissen des Rathauses zu schauen. Bei dem Planspiel erarbeiten die 15- bis 18-Jährigen in Arbeitsgruppen fiktive Beschlüsse, die anschließend vom Plenum, dem Pendant zur Stadtverordnetenversammlung, verabschiedet oder abgelehnt werden. Schließlich lässt das Spiel-Haushaltsbudget der Teilnehmer nur eine Finanzierung von Dreiviertel aller Projekte zu. Gestern ging es um die Themenbereiche Stadtplanung, Jugend, Verkehr, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Umwelt, Schule und Sport. Benedikt ist für einen Tag Mitarbeiter des Fachdienstes IV.2, zuständig für Stadtplanung, Bauaufsicht und Umwelt. Mit Mitschülern hat er als Bauplaner eine Lösung für den Mangel an Parkplätzen in Ahrensburgs Innenstadt entwickelt.

In der Innenstadt muss ein neues Parkhaus gebaut werden

Ein zweigeschossiges Parkhaus mit 1000 Quadratmetern Fläche soll nahe des Alten Marktes am Hans-Schadendorff-Stieg für zusätzliche Stellplätze sorgen. "Die Baukosten von 1,5 Millionen Euro soll ein Investor tragen, die Stadt hat lediglich geringe Verwaltungskosten", sagt der 18-Jährige. "Vielleicht kann obendrauf sogar noch ein Café gebaut werden."

Jeder Vorschlag wird dem Plenum mit genauen Kosten, Zeitvorgaben und Begründung vorgetragen. Mit Applaus honorieren die Jugendlichen die Arbeit ihrer Mitschüler. Kritisches Gemurmel ist zu hören, als Julius für mehr Sicherheit der Radfahrer in der Schlossstadt plädiert. Der 17-Jährige und seine Mitstreiter wollen die Radwege in der Bismarckallee und in der Hagener Allee für mehr als fünf Millionen Euro ausbauen. "Ihr könnt wählen, ob ihr lieber einmal richtig Geld ausgebt und dafür sicher radeln könnt oder ob ihr euch platt machen lasst", verteidigt Julius den Beschlussvorschlag im Stile eines Politikers.

Fiora macht schon zum zweiten Mal beim Planspiel im Rathaus mit. "Ich finde es gut, hier eigene Ideen für die Jugend einbringen zu können", sagt die 18-Jährige. "Es ist interessant zu sehen, wie es in Politik und Verwaltung abläuft." In Sitzungen der Schwarzen-, Roten-, Blauen- und Grünen-Fraktionen diskutieren die Jugendlichen mit einem Ahrensburger Kommunalpolitiker über die elf Beschlussvorschläge und besprechen, ob ihre Fraktion zustimmt oder ablehnt. Am Ende steht die Entscheidung im Plenum. Das Parkhaus scheitert ebenso wie der Radwegeausbau. Zum Glück bleibt auch die von Julius aufgezeigte Alternative, das Plattmachen, nur Fiktion.