LBS-Immobilienmarktatlas 2011 belegt Preisanstieg um nahezu 28 Prozent binnen eines Jahres in Ahrensburg. Auch Häuser werden teurer

Ahrensburg. Stormarns Schlossstädte Ahrensburg und Reinbek sind ziemlich teure Pflaster. Und die Grundstücks- und Wohnungspreise steigen dort rapide an. Das geht aus dem Immobilienmarktatlas 2011 der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg hervor. Auch in den an Ahrensburg angrenzenden Gemeinden wie Großhansdorf und Ammersbek sind die Immobilenpreise deutlich höher als im Stormarner Durchschnitt. Deutlich günstiger ist Grunderwerb unterdessen in Trittau, Bad Oldesloe und Reinfeld.

Wer in Ahrensburg ein neues Ein- oder Zweifamilienhaus kaufen möchte, zahlt im Durchschnitt 2353 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Zwölf Monate zuvor kostete der Quadratmeter 2039 Euro. Die Preise sind also um 15,4 Prozent gestiegen. In Reinbek haben sich Neubauten binnen eines Jahres nicht ganz so stark verteuert, nämlich um 5,2 Prozent auf 2113 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

Für neue Eigentumswohnungen müssen Käufer noch tiefer in die Tasche greifen. In Reinbek kostet der Quadratmeter Wohnfläche 2369 Euro, plus 8,3 Prozent beziehungsweise 181 Euro mehr als im Jahr 2010. In Ahrensburg liegt der Durchschnittspreis pro Quadratmeter sogar bei 2607 Euro, eine Steigerung von 27,8 Prozent (2010: 2039 Euro). Damit ist eine neue Eigentumswohnung in der Schlossstadt teurer als beispielsweise in den Hamburger Stadtteilen Wandsbek (2303 Euro) oder Eidelstedt (2396 Euro). "Das liegt vor allem daran, dass es in Ahrensburg nur wenige Eigentumswohnungen gibt und die Nachfrage deutlich gestiegen ist", sagt Horst Gibbesch, Immobilienmakler in Bargteheide und Mitglied des Gutachterausschusses des Kreises Stormarn. Auch in anderen Städten und Gemeinden im Kreis sei die Nachfrage nach Eigentumswohnungen größer als das Angebot. "Viele Objekte inserieren wir gar nicht mehr, da wir lange Wartelisten haben", sagt Gibbesch. Entsprechend hoch sei dann der Preis.

Hinzu komme, dass die Darlehenszinsen derzeit niedrig sind und die Menschen sich eher für Eigentum als für Miete entscheiden würden. "Zudem investieren die Menschen jetzt verstärkt in Sachwerte, anstatt ihr Geld für einen niedrigen Zinssatz bei der Bank anzulegen. Da sind Immobilien jetzt sehr beliebt, insbesondere Eigentumswohnungen, die früher die Stiefkinder der Immobilienbranche waren", sagt Horst Gibbesch.

Auch ältere Häuser sind in Ahrensburg im Vergleich zum Rest des Kreises besonders teuer. Ein älteres Haus kostet pro Quadratmeter Wohnfläche 2248 Euro. Ein Jahr zuvor mussten Käufer durchschnittlich 1850 Euro zahlen. "Ahrensburg ist sehr beliebt", sagt Jens Abel, Immobilienmakler bei der Sparkasse Holstein. "Es ist zum Teil ländlich, hat aber zugleich alle Vorzüge eines Stadtlebens." Zudem explodieren die Immobilienpreise in Hamburg laut Abel nahezu. Dann steige im direkten Umland die Nachfrage, und die Preise gingen entsprechend hoch. "Hinzu kommt, dass Ahrensburg mit der Autobahn sowie S- und U-Bahnlinien eine gute Anbindung an Hamburg hat", sagt Abel.

Trittau etwa habe diese Vorzüge nicht. Wer von dort aus in die Hansestadt möchte, muss mit dem Bus fahren oder ist auf das Auto angewiesen. "Das schlägt sich auch in den Immobilienpreisen nieder", so Abel. Eine neue Eigentumswohnung kostet dort pro Quadratmeter 1755 Euro, eine neues Haus schlägt im Durchschnitt mit 1704 Euro zu Buche. Aber auch andere Faktoren seien ausschlaggebend. Beispielsweise sei Glinde, trotz der direkten Lage zu Hamburg, nicht besonders attraktiv. "Die Menschen achten natürlich auch auf den Stadtkern und das Freizeitangebot. Glinde hat im Vergleich zu Ahrensburg und der benachbarten Stadt Reinbek weniger Charme", sagt der Ahrensburger Immobilienmakler. Käufer müssten für ein neues Haus in Glinde pro Quadratmeter Wohnfläche 1766 Euro zahlen, 347 Euro weniger als im benachbarten Reinbek.

Je weiter eine Stadt von Hamburg entfernt ist, desto günstiger werden die Preise für Häuser und Wohnungen. Christine Bischoff-Margos, Immobilienmaklerin bei der Sparkasse Holstein und für Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinfeld zuständig, sagt: "In Bargteheide sind Immobilien rund zehn Prozent teurer als in Bad Oldesloe, und die Kreisstadt ist wiederum fünf Prozent teuerer als Reinfeld." Die Maklerin hat beobachtet, dass für die meisten Menschen, die in Hamburg arbeiten, Bargteheide quasi die Grenze ist. "Die Preise im nördlichen Teil Stormarns werden in den nächsten Jahren moderat steigen", prognostiziert Bischoff-Margos. In Bad Oldesloe kostet beispielsweise ein altes Haus pro Quadratmeter 1375 Euro (2010: 1346 Euro), für einen Neubau müssen Käufer 1541 Euro (2010: 1478 Euro) ausgeben.

Für den Speckgürtel von Hamburg prognostizieren Experten indes einen stärkeren Anstieg. "Die Immobilienpreise in Ahrensburg richten sich nach denen in Hamburg", sagt Ulrike Stüdemann vom Hamburger Forschungsinstitut F+B, das den Immobilienatlas gemeinsam mit der LBS erstellt hat. Der Ahrensburger Immobilienmakler Jens Abel schätzt, dass auch das geplante Ahrensburger Neubaugebiet Erlenhof kaum Auswirkungen auf die Immobilienpreise haben wird. Obwohl sich dann das Angebot erhöht. Abel: "Vor rund vier Jahren sind zahlreiche Häuser am Buchenweg gebaut worden, innerhalb von nur sechs Monaten waren alle Objekte verkauft. Auf die Preise hat sich das kaum ausgewirkt."

Neben den Prognosen, dass im Hamburger Randgebiet die Preise künftig stark steigen und im Rest des Kreises moderat noch oben gehen werden, sieht Ulrike Stüdemann vom Forschungsinstitut einen weiteren Trend, der in der Statistik nicht erfasst wird - und der sie sogar leicht verfälscht. "Wir erleben einen Generationsumbruch. Viele Häuser, die in den 70er-Jahren gebaut wurden, werden jetzt von den Nachkommen veräußert. Die Objekte sind oft sanierungsbedürftig, eine Wärmedämmung müsste gebaut werden. Deswegen gibt es diese Immobilien zu einem niedrigen Preis. Davon werden insbesondere die Teile von Stormarn betroffen sein, die keine Neubaugebiete haben."