In Stormarn lebende Japaner sehen Umdenken nach Atomkatastrophe. Firmen spüren keine Folgen

Ahrensburg. Ständig gibt es neue alarmierende Nachrichten von dem zerstörten Atomkraftwerk im japanischen Fukushima. Manche widersprechen sich, andere werfen mehr Fragen auf, als sie Antworten geben. In Stormarn lebende Japaner und Kenner des Landes vermuten, dass der Kraftwerksbetreiber Tepco und auch die japanische Regierung wissentlich Informationen zurückhalten oder Fakten verharmlosen.

Masaki Nakashima und Kaeiko Haase kritisieren die spärliche Informationspolitik der japanischen Regierung und machen sich große Sorgen um ihre in Tokio lebenden Familien und Freunde. Die beiden Japaner, die schon viele Jahre in Norddeutschland wohnen, telefonieren fast täglich mit ihren Verwandten, die teilweise weniger Informationen hätten als über die Nachrichten in Deutschland bekannt werden. "Das Leben läuft dadurch in Tokio für meine Schwester wie gewohnt weiter. Die Kinder spielen draußen. Sie trinken Leitungswasser. Angeblich sei keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden", sagt Haase besorgt, die ihre Schwester bedrängt, mit ihren Kindern in den sichereren Süden zu fliehen.

Hoffnung setzt Nakashima jetzt auf die jüngere Generation in Japan: "Die gehen jetzt langsam auf die Straße und demonstrieren gegen Atomkraft. Da kommt ein anderes Bewusstsein auf. Auch, weil einige über die große Bewegung in Deutschland erfahren haben und davon beeindruckt sind." Der ehemalige Chirurg am Krankenhaus Großhansdorf will nach Ostern nach Osaka fliegen, Freunde besuchen, sich aber auch ein Bild von allem machen.

Unterdessen zeigt die Krise auch erste Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft. Nach Erdbeben, Tsunami- und Atomkatastrophe gehen deutsche Unternehmen davon aus, dass die eigene Geschäfte in den kommenden Monaten schwieriger werden. Laut einer Umfrage der Handelskammer Hamburg ist jedes zweite Unternehmen in der Hansestadt betroffen. Als häufigste Ursache hätten die rund 200 Firmen, die an der Befragung teilnahmen, Verzögerungen bei der Lieferung von End- und Zulieferprodukten aus Japan angegeben.

In Stormarn seinen noch keine Auswirkungen zu spüren, sagte der Sprecher der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, Can Özren. Auch bei der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe haben bisher keine Unternehmen Anfragen für Kurzarbeit abgegeben. "Aktuell ist nichts spürbar. Es ist aber nicht auszuschließen, dass noch was kommt", sagte Sprecher Stefan Schröder. Um Engpässen vorzubeugen, hat aber etwa das Ahrensburger Hightech-Unternehmen Basler seine

Beschaffungssituation überprüft und die Lagerbestände angehoben. Vorstandsvorsitzender Dietmar Ley: "Von unseren Zuliefern erhielten wir bislang die Rückmeldung, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit keinen Lieferverzögerungen gerechnet wird".