Vom Hamburger Verkehrsverbund geplantes Alkoholverbot soll in Schleswig-Holsteins Regionalbahnen nicht gelten

Ahrensburg. Ein Feierabendbier, ein Piccolo zum Anstoßen oder ein Gläschen Wein bleiben erlaubt. In den Regionalbahnen auf schleswig-holsteinischem Gebiet dürfen weiterhin die Korken knallen. Das Alkoholverbot, das der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) noch in diesem Jahr einführen will, wird für die Bahnstrecken in Schleswig-Holstein nicht gelten. Das haben erste Verhandlungen der Arbeitsgruppe ergeben, die ein Konzept für eine praxisnahe Umsetzung des Alkoholtabus in Hamburger Bussen und Bahnen umsetzen soll.

"Im Moment gibt es dafür auf schleswig-holsteinischem Gebiet keine Notwendigkeit. Das Verbot wird es auf den Strecken der Regionalbahnen wie etwa zwischen Hamburg und Lübeck gegenwärtig nicht geben", sagte Dennis Fiedel, Sprecher der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft (LVS), die den Bahnverkehr in Schleswig-Holstein koordiniert und die Teil der HVV-Arbeitsgruppe ist.

Gisela Becker, Sprecherin des Hamburger Verkehrsverbunds, bestätigte die Ausnahme. Allerdings habe es noch kein definitives Abschlussgespräch über das Thema gegeben. "Es gibt noch keinen offiziellen Beschluss dazu. Ein paar Einzelheiten zum Geltungsbereich müssen noch geklärt werden", so Becker. Die Gespräche aber liefen, schließlich solle das Nein zu Wein, Bier und Co noch in diesem Jahr in Hamburgs Bussen und Bahnen kommen.

Es zeichne sich jedoch ab, dass es auf den Strecken der Regionalbahnen keine Zwischenlösungen geben wird. So hatte die Frage im Raum gestanden, ob es sinnvoll sei, das Alkoholverbot nur auf dem Gebiet des HVV durchzusetzen, nicht jedoch darüber hinaus.. Das würde bedeuten, dass auf der Bahnlinie Hamburg-Lübeck Flaschen mit alkoholischen Getränken bis Reinfeld im Gepäck deponiert werden müssten. "Das würde wohl zu viel Verwirrung stiften", sagte Becker.

Wegen vermehrter Pöbeleien, unangenehmen Geruchs, verdreckter Fahrzeuge und erhöhter Gewaltbereitschaft will der HVV noch in diesem Jahr dem Alkoholgenuss den Riegel vorschieben. Im August 2010 hatte eine Umfrage im gesamten HVV-Gebiet ergeben, dass 86 Prozent der Befragten ein Verbot gutheißen. In Schleswig-Holstein sind laut HVV sogar noch mehr Fahrgäste dafür, nämlich 89 Prozent. Dennoch: Nach Auffassung der LVS gebe es auf den schleswig-holsteinischen Strecken kein Alkoholproblem wie in Hamburg.

"Wir wollen damit auch nicht die treffen, die wir nicht treffen wollen", sagte Fiedel. Die Fahrzeiten in den Regionalzügen seien zudem oftmals viel länger als auf den Strecken, die mit Bussen, S- und U-Bahnen auf Hamburger Stadtgebiet zurückgelegt werden. "Manche Fahrten auf schleswig-holsteinischem Gebiet sind bis zu drei Stunden lang, etwa von Hamburg nach Westerland auf Sylt. Ein Gläschen Prosecco oder mal eine Flasche Bier wollen wir da keinem Reisenden verbieten", so Dennis Fiedel.

Zudem gebe es das Problem in Hamburg auch eher in den späten Abend- und Nachtstunden. "Und da werden unsere Strecken ohnehin kaum noch bedient." Auch an den Wochenenden gehe es in den Regionalzügen eher ruhig zu. Es sei daher falsch, das Verbot auf das Umland auszuweiten.

Was nun im nördlichsten Bundesland verhindert wurde, gibt es in Niedersachsen bereits seit fast zwei Jahren. 2009 verbannte die niedersächsische Eisenbahngesellschaft Metronom Alkohol aus ihren Fahrzeugen.

Die Anzahl der Straftaten ist seither deutlich zurückgegangen. Laut Metronom ist die Zahl der in Zügen begangenen Straftaten innerhalb eines Jahres um etwa 75 Prozent gesunken: von 327 auf 83. Auch verzeichnete das Unternehmen aus Hannover ein deutlich geringeres Abfallaufkommen und weniger Schäden durch Vandalismus. So schrumpfte allein der Müllberg ein Jahr nach dem Alkoholverbot in den niedersächsischen Zügen von mehr als 160 auf 64 Tonnen. Auch für Reparaturen muss Metronom nach eigenen Angaben mittlerweile nur noch 275 000 Euro im Jahr ausgeben. Zuvor waren es noch rund 500 000 Euro.