Oldesloer Gymnasiasten schwelgen ein halbes Jahrhundert nach ihrem Abitur in Erinnerungen. Als Ehrengast schaute Musiklehrer Fritz Alshuth vorbei

Bad Oldesloe. 50 Jahre ist es her, dass sie über ihren Klausuren grübelten, Aufsätze über berühmte Dichter schrieben und mit Kreide Musiknoten an die Schiefertafel zeichneten. Am Sonnabend trafen sich ehemalige Gymnasiasten der Oldesloer Theodor-Mommsen-Schule ein halbes Jahrhundert nach dem Abitur wieder. Aus Hessen, Hamburg und Schleswig-Holstein waren sie angereist, um gemeinsam Erinnerungen an die alte Schulzeit auszutauschen.

Auch Fritz Alshuth, der frühere Musiklehrer der heute 69- und 70-Jährigen, war zu dem Klassentreffen in das Oldesloer Restaurant Agostino gekommen. Alshuth ist vor wenigen Wochen100 Jahre alt geworden. "Ich bin eingeladen worden, und da ich noch gut drauf bin, bin ich hier", sagte er. Und auch heute - 50 Jahre, nachdem er vor seiner Klasse stand und Musik unterrichtete - hören ihm seine ehemaligen Schüler aufmerksam zu.

"Ich stehe morgens auf, ziehe mich an und trinke dann eine Tasse des Kaffees vom Vortag", sagte der 100-Jährige. Die elf ehemaligen Schüler lachen auch über die Witze, die Fritz Alshuth zu erzählen liebt. "Er hat mit seiner Leidenschaft für die Musik ganze Generationen geprägt", sagt Roswita Müller, die sich gern an die Zeit im Chor der Theodor-Mommsen-Schule erinnert.

Auch Karin Zimmer hat der Musikunterricht geprägt. "Ich gehe auch heute noch gern zu Konzerten oder in die Oper", sagt die Hamburgerin, die ihre Kinder musikalisch aufgezogen hat. Fritz Alshuth schrieb Oratorien, Theatermusik und ganze Konzerte für den Schulchor und das Schulorchester. Der begeisterte Musikpädagoge arrangierte sogar einen gemeinsamen Auftritt mit dem Hamburger Sinfonieorchester. "Wir haben damals Carmina Burana/O Fortuna aufgeführt", erinnert sich einer aus der Runde. Roswita Müller fügt hinzu: "Den Text kann ich noch heute." Zum Beweis singt die Gruppe das Lied mit dem lateinischen Text. An eine besondere Unterrichtsstunde kann sich auch Jörg Dettmann erinnern: "Wir haben rumgealbert, und da habe ich von Herrn Alshuth eine Backpfeife bekommen." Er fügt hinzu: "Zu Recht." Seine Wange kühlte der heutige Oberstudienrat damals mit seiner Blech-Brotdose.

"Wir waren damals die C-Klasse an der Schule", sagt Dettmann, "heute wäre es vielleicht diskriminierend, aber damals waren alle Schüler, die in Bad Oldesloe lebten, in der A- und B-Klasse. Alle Kinder aus den umliegenden Dörfern kamen in die C."

Alle Kinder aus dem umliegenden Dörfern kamen in die C-Klasse

Die Hälfte der C-Schüler, die 1961 in Bad Oldesloe ihr Abitur gemacht haben, lebt immer noch in der Nähe der Kreisstadt. So wie Fritz Alshuth, der zwölffacher Großvater und neunfacher Urgroßvater ist. Er wohnt wie vor 50 Jahren in seinem Oldesloer Häuschen - doch inzwischen allein. Fritz Alshuth unterrichtete von 1946 bis 1976 Musik und Deutsch an der Theodor-Mommsen-Schule. Er spielte 90 Jahre lang Klavier. "Vor zwei Monaten musste ich aber aufhören, weil ich zwei meiner Finger nicht mehr bewegen kann." Eines seiner bekanntesten Werke schieb er für seine preußische Heimat: den Trakehner-Marsch.