Stationen in Braak, Großensee, Elmenhorst und Meddewade können Radioaktivität messen

Ahrensburg. Die Lage in dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima bleibt weiter angespannt. Die Mitarbeiter versuchen, die Reaktoren zu kühlen, müssen sich aber immer wieder selbst vor der radioaktiven Strahlung in Sicherheit bringen. In Deutschland stellen sich indes viele Menschen die Frage, wie hierzulande die Strahlenbelastung gemessen wird. Denn diese ist weder sichtbar, noch kann sie mit einem anderen Sinnesorgan wahrgenommen werden.

Deswegen gibt es bundesweit 1800 Messstationen. Die circa 1,40 Meter großen grauen Sonden, die wie Rohre aussehen, sind flächendeckend verteilt, sodass etwa alle 20 Kilometer ein Messgerät aufgestellt ist. In Stormarn stehen sie in Braak, Großensee, Elmenhorst und Meddewade.

Bei zu hohen Werten wird automatisch Alarm ausgelöst

Die Sonden messen jede Minute die radioaktive Strahlenbelastung einen Meter über dem Boden. Alle zehn Minuten wird ein Mittelwert errechnet, der alle zwei Stunden per Modem über das Telefonnetz an die Messzentrale in Rendsburg geschickt wird. Misst eine Sonde einen Wert von 100 Mikrosievert pro Stunde oder mehr, wird in der Rendsburger Station des Bundesamtes für Strahlenschutz Alarm ausgelöst.

In Großensee lag der Wert gestern bei 0,081 Mikrosievert in der Stunde, in Meddewade bei 0,110 Mikrosievert pro Stunde. "Das sind natürliche Werte die sich aus terrestrischer und kosmischer Strahlung ergeben", sagt ein Experte des Bundesamtes für Strahlenschutz. Und meint damit radioaktive Gase, die aus dem Boden aufsteigen, und Strahlen, die aus dem All auf die Erdoberfläche treffen.

Das Messsystem entstand nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl

Sollte es in Deutschland oder in den benachbarten Ländern zu einem Atomunglück kommen, könnten die Experten des Bundesamtes für Strahlenschutz mithilfe der aufgestellten Sonden messen, in welche Richtung sich eine Atomwolke ausbreitet. Ferner kann wegen des dichten Netzes die Strahlenentwicklung in Deutschland dokumentiert werden.

Bereits seit den 50er-Jahren wird in der Bundesrepublik die Umweltradioaktivität gemessen und überwacht. Aber erst nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April des Jahres 1986 entstand das integrierte Mess- und Informationssystem, kurz IMIS, ein flächendeckendes und vernetztes System zur Überwachung der Strahlenbelastung durch Radioaktivität.

Das Bundesamt für Strahlenschutz, das dieses Netz überwacht, ist 1989 gegründet worden und hat seinen Sitz in Salzgitter.