Tradition bewahren, Modernes wagen: Der Landfrauenverein Südstormarn gewinnt Mitglieder aus allen Berufsgruppen
Reinbek/Barsbüttel. Der Landfrauenverein Südstormarn ist im Aufbruch. Mit neuen und moderneren Seminarangeboten, Studienreisen ins In- und Ausland und Fortbildungen hofft der Verein, sich für die Zukunft zu rüsten und zu verjüngen. "Wir kämpfen mit den gleichen Problemen wie alle anderen Vereine auch. Junge Mitglieder zu bekommen, ist sehr schwer", sagt die Vorstandsvorsitzende Helga Eggers.
Vor allem sei es nicht einfach, jüngere Frauen für die aktive Mitarbeit im Vorstand zu motivieren. "Damit ist natürlich viel ehrenamtliche Arbeit verbunden. Und wenn die Kinder noch zu klein sind, können viele dafür die Zeit einfach nicht aufbringen", sagt Eggers, die in zwei Jahren nach fast zwei Jahrzehnten den Vorsitz in jüngere Hände geben möchte. Wer das dann übernehmen könnte, stehe noch nicht fest. "Daran müssen wir jetzt massiv arbeiten."
Auch, damit dem Ortsverein nicht das gleiche Schicksal droht wie den Landfrauen in Ahrensburg vor zwei Jahren. Die Gruppe musste sich 2009 auflösen - weil der Nachwuchs fehlte. "Der Verein war sehr überaltert. Wir hatten zuletzt nur noch rund 80 Mitglieder, und nur etwa die Hälfte konnte überhaupt noch zu den Veranstaltungen kommen. Und für die Vorstandsarbeit konnte niemand gefunden werden", sagt die ehemalige Vorsitzende Rosemarie Stüber. Auch die finanzielle Situation sei entscheidend gewesen. Durch die wenigen Teilnehmer an Veranstaltungen konnten kaum noch Referenten für Vorträge gewonnen werden, Busreisen kaum noch finanziert werden. "Es ist schade, dass die Mitglieder ihre Töchter nicht motivieren konnten, teilzunehmen. Aber die meisten jüngeren Frauen sind eben berufstätig. Ihnen fehlt einfach die Zeit", so Stüber.
Noch stünden die verbliebenen fünf Landfrauenvereine gut da, sagt Kristina Wendt, Vorsitzende des Kreislandfrauenverbands Stormarn. Halte aber der Trend an, könne es sein, dass in Zukunft Vereine aus Mitgliedermangel zusammengelegt werden. "Aber ich hoffe nicht, dass das passiert. Wir müssen mit attraktiven Angeboten, die vor allem auch die jüngere Generation ansprechen, dagegenhalten. Und das wird schon versucht, mit vielfältigen Aus- und Weiterbildungs-, aber auch Freizeitangeboten", so Wendt. Vor einem Jahr sei zudem der Arbeitskreis "Junge Landfrauen" gegründet worden, der Informationsabende über Themen wie Zeitmanagement oder Betriebsführung anbietet. "Wir konnten etwa 20 Teilnehmerinnen gewinnen, die um die 30 Jahre alt sind. Allerdings sind noch nicht alle Mitglied im Verein. Wir hoffen aber, dass wir sie motivieren können, einzutreten", sagt Wendt.
Eines der jüngsten Mitglieder im Landfrauenverein Südstormarn ist die 33-jährige Nadine Pein. Die gelernte Erzieherin führt mit ihrem Mann Andreas einen Pferdepensionsbetrieb im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen. "Der Verein bietet mir mit seinen Angeboten einfach einen schönen Ausgleich, und ich kann mich mit anderen Frauen austauschen", sagt die Mutter zweier Kinder. Ein verstaubtes Image haben die Landfrauen ihrer Meinung nach schon lange nicht mehr. Kurse wie Osterkranzbinden, Gartenarbeit oder Kochabende habe sie bereits besucht. Doch es gebe noch so vieles mehr. Mittlerweile hätten die meisten Mitglieder gar keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft. "Da sind heute alle Berufsgruppen zu finden", sagt Pein.
Die Vereinsvorsitzende Helga Eggers bestätigt dies: "Wir haben unser Angebot in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet. Vom Nordic Walking über Typberatung, Studienreisen und Firmenbesichtigungen bis hin zu politischen Vorträgen und Führungsseminaren ist alles dabei." Ihr sei vor allem wichtig, dass die Mitglieder bei den Veranstaltungen etwas dazulernen können. "Das beachte ich bei jedem Seminar, für das ich Referenten einlade." Und der Erfolg gebe ihr Recht. Der Verein sei während ihres Vorsitzes von 160 auf 220 Mitglieder angewachsen. "Das täuscht leider nicht darüber hinweg, dass die meisten zwischen 60 und 80 sind. Aber ich bin optimistisch, dass auch Jüngere hinzukommen."