Glinder Politiker wollen jetzt doch Nachverhandlungen für eine Kooperation mit Reinbek. Aber der Nachbar hat unterdessen Wentorf eingeladen

Glinde/Reinbek. Nun trauen sie sich also doch - zumindest einen ersten Schritt geht Glinde in Sachen Standesamtkooperation wieder auf Reinbek zu. Mit sechs Ja-Stimmen und einer Enthaltung haben die Mitglieder des Hauptausschusses beschlossen, dass die Stadt Nachverhandlungen mit dem Nachbarn aufnehmen soll. Bürgermeister Rainhard Zug wird nun die Gespräche mit seinem Reinbeker Kollegen Axel Bärendorf wieder aufnehmen. Im Februar war in der Glinder Stadtvertretung keine Mehrheit für ein gemeinsames Standesamt ab Juni in Reinbek zustande gekommen. Im April sollen die Stadtvertreter nun erneut über die Kooperation abstimmen.

"Ein wesentlicher Kritikpunkt war, dass es von Reinbek nur eine mündliche Zusage gab, auch Trautage in Glinde anzubieten. Auf den Goodwill von Reinbek wollen wir uns aber nicht einlassen", sagt Hans-Dieter Kröger, Vorsitzender der SPD-Fraktion, die den Antrag für einen neuen Versuch vorlegte. In dem Vertrag soll stehen, dass "bei Bedarf" Trautage in Glinde angeboten werden.

Auf diese pauschale Formulierung könne er sich nicht festlegen, sagt Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf. "Wer soll denn den Bedarf bestimmen? Wenn zum Beispiel alle Hochzeitspaare gleichzeitig an einem schönen Sommertag heiraten wollen, haben wir dafür einfach nicht genug Personal." Auch feste Trautage seien nicht möglich, da das Angebot der Nachfrage angepasst werden müsse, sagt der Bürgermeister. Er favorisiert eine unbürokratische Lösung ohne verbindliche Festschreibung im Vertrag. Bärendorf: "Ich bin dafür, dass das die Mitarbeiter des Standesamts intern regeln." Die Kritik der Politiker aus der Nachbarstadt verstehe er nicht, sagt der Reinbeker Verwaltungschef. Bereits im ersten Anlauf sei der Kooperationsvertrag immer wieder nachgebessert worden und die verschiedenen Wünsche der beteiligten Kommunen eingearbeitet worden.

Trotzdem stehe das Angebot an Glinde im Grunde noch, betont Bärendorf. "Aber es gibt Einschränkungen." So habe er nach der Glinder Absage der Nachbargemeinde Wentorf zugesagt, dass sie in die Kooperation, an der sich auch Barsbüttel beteiligt, einsteigen und auch ihr Standesamtpersonal in Reinbek unterbringen könnte. Bärendorf: "Wenn die Wentorfer sich im April dafür entscheiden, können wir immer noch mit Glinde kooperieren. Aber die müssen dann sehen, wo sie ihr Personal unterbringen." Der abgelehnte Kooperationsvertrag hatte vorgesehen, dass eine 0,75-Stelle aus Glinde nach Reinbek verschoben würde. Eine halbe Stelle aus Barsbüttel wird in jedem Fall am neuen Standort eingerichtet.

"Die vorgesehenen Mitarbeiter müssen mit nach Reinbek gehen, sonst wird eine Kooperation unwirtschaftlich. Über diesen Punkt können wir nicht verhandeln", sagt dagegen Glindes Bürgermeister Rainhard Zug. Schließlich gehe es bei der Zusammenarbeit immer noch darum, langfristig Geld zu sparen. Durch ein gemeinsames Standesamt soll die Stadt jährlich 15 000 Euro sparen. Trotzdem begrüßt Zug einen möglichen Einstieg Wentorfs in die Kooperation. "Ich bin wirklich zuversichtlich, dass es möglich ist, zu viert zu kooperieren. Mir wäre ein Standesamt für die gesamte Region sogar am liebsten. Das wäre die perfekte Lösung."

Der Bürgermeister geht optimistisch in die Nachverhandlungen. Schon der zunächst verhandelte Vertrag habe eine "Kann-Regelung" enthalten, die Trauungen in Glinde möglich gemacht habe. "Das war aus meiner Sicht ausreichend. Wir werden aber jetzt versuchen, eine stärkere Formulierung zu finden, die gleichzeitig dem Amt die notwendige Freiheit in der Organisation lässt." In der Regel sprächen Hochzeitspaare ihre Trauung sowieso mindestens ein halbes Jahr vor dem gewünschten Termin mit dem Standesbeamten ab. Zug: "Deshalb ist das im Grunde eine theoretische Diskussion."

Steigt Glinde doch noch in die Zusammenarbeit ein, müssen Hochzeitspaare ab 1. Juni dieses Jahres zum Heiraten ins Rathaus Reinbek fahren. Dort soll das kostenlose Trauzimmer des zusammengelegten Standesamts eingerichtet werden. Alternativ könnten sich Paare gegen eine Gebühr im Glinder Gutshaus - bisher das kostenlose Trauzimmer der Stadt - oder im Reinbeker Schloss das Ja-Wort geben.

Im Standesamt Glinde steht unterdessen eine EDV-Umstellung an. Kosten: etwa 5000 Euro plus Mitarbeiterschulungen. Rainhard Zug hofft auf eine schnelle Entscheidung. "Sonst müssen wir hier investieren."