Rettungshubschrauber landen durchschnittlich jeden zweiten bis dritten Tag im Kreis. Steigende Zahlen werden erwartet.

Bad Oldesloe. Wenn's ganz schnell gehen muss, kommt die Hilfe aus der Luft. 147-mal sind im vergangenen Jahr Rettungshubschrauber in Stormarn gelandet - durchschnittlich alle zwei bis drei Tage. "Die Zahlen sind seit Jahren ziemlich konstant", sagt Markus Hilchenbach, Chef der Rettungsleitstelle in Bad Oldesloe. Seine Mitarbeiter entscheiden, ob sie einen Helikopter anfordern. Hilchenbach vermutet, dass der Luftrettung künftig eine noch größere Bedeutung zukommen könnte: "In manchen Flächenkreisen stehen nicht mehr genug ausgebildete Notärzte zur Verfügung. Wenn uns das auch mal ereilen sollte, bliebe immer noch der Hubschrauber."

Karsten Brüning von der Stationsleitung des Rettungszentrums am Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg-Wandsbek sieht das ähnlich: "Was wird sein, wenn eines Tages die Notärzte ausgehen sollten?" Schon heute, so Brüning, tendierten die Einsatzzahlen an nahezu jeder Hubschrauberstation in Deutschland nach oben.

Was Markus Hilchenbach voll und ganz bestätigen kann: "Ich bin in Siegen früher selbst jahrelang im Rettungshubschrauber mitgeflogen. Vor sechs Jahren hatten wir dort durchschnittlich noch 1000 Einsätze pro Jahr. Heute sind es schon 1300." Stormarn steht noch vergleichsweise gut da. Im Kreis tun rund um die Uhr drei Notärzte Dienst, die von Ahrensburg, Bad Oldesloe und Reinbek aus per Auto zu ihren Einsätzen fahren. "Und die Verkehrsanbindung an Hamburg und Lübeck ist so gut, dass viele Patienten selbst in die weiter entfernten Spezialkliniken mit dem Rettungswagen gebracht werden", so Hilchenbach. Strecken, die anderenorts geflogen werden, legen Stormarner Patienten im Auto zurück.

So gibt es heute vor allem zwei Szenarien, in denen ein Hubschraubereinsatz notwendig ist. Erstens: Alle drei Stormarner Notärzte sind bei anderen Einsätzen gebunden, sodass ein weiterer Mediziner eingeflogen werden muss. Das ist in schätzungsweise 70 Prozent der Lufteinsätze in Stormarn der Fall. Dann fliegt der Helikopter auch ohne Patient an Bord wieder ab. Zweitens: Ein Verletzter muss so schnell in eine Klinik transportiert werden, dass wirklich jede Minute zählt. "Das ist vor allem bei schwersten Brandverletzungen, bei Schädel-Hirn-Verletzungen und bei Polytraumata der Fall", sagt Markus Hilchenbach. Da gelte die Regel von der "Golden Hour", der goldenen einen Stunde, in der ein Patient nach einer schweren Verletzung im Krankenhaus sein sollte, damit seine Überlebenschance so hoch als möglich ist. Hilchenbach rechnet vor: "Ein Hubschrauber braucht für drei Kilometer Luftlinie eine Minute, ein Rettungswagen für sieben Straßenkilometer sieben Minuten." Eine Reise beispielsweise von Ahrensburg ins Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf dauert auf dem Luftweg also etwa zehn Minuten, auf der Straße dreimal so lange.

Ob sie einen Hubschrauber anfordern, entscheiden Markus Hilchenbachs Mitarbeiter in der Rettungsleitstelle im Oldesloer Kreishaus. Sie haben im Wesentlichen drei Optionen: In Hamburg-Wandsbek am Bundeswehrkrankenhaus ist "Christoph 29" stationiert. Der orangefarbene Eurocopter wird von der Bundespolizei betrieben, das medizinische Personal stellt die Bundeswehr. Er ist im vergangenen Jahr bei 65 seiner 1910 Touren in Stormarn gewesen.

Das Unfallkrankenhaus in Hamburg-Boberg ist die Basis von "Christoph Hansa". Der gelbe Hubschrauber, auch vom Typ Eurocopter, wird vom ADAC betrieben. Er hatte 2010 genau 1497 Einsätze, davon 57 in Stormarn.

Ein ebenfalls baugleiches Modell, "Christoph 12", steht im ostholsteinischen Siblin und gehört wiederum der Bundespolizei, die auch die Piloten stellt. Der Notarzt an Bord kommt aus der Klinik Eutin, die Sanitäter von den Johannitern. 1393-mal flog er 2010, davon 23-mal nach Stormarn. Und zweimal kam "Christoph 42" aus Rendsburg.

Die Kosten übernehmen die Krankenkassen.