Ganoven versprechen in Briefen Geldgewinne bei einer Verlosung. Ahrensburger Kriminalpolizei registriert eine Serie von Betrugsversuchen

Ahrensburg. "Ich wundere mich, mit welcher Dreistigkeit die Leute versuchen, einen abzuzocken." Heinz Joachim Haude schüttelt den Kopf und schaut auf das Schreiben in seiner Hand. Dort steht, dass er 1250 Euro bei einer Telefonverlosung gewonnen habe. Das Geld, so heißt es im Brief, werde ihm am 28. März in bar übergeben. Der Absender aus Cloppenburg lädt den 68-Jährigen zur "feierlichen Gewinnübergabe" in eine "Zweigstelle" ein, die nicht näher benannt wird. Dazu werde er von einem Chauffeur abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Eine Telefonnummer ist in dem Schreiben ebenfalls nicht angegeben. "Ich könnte da noch nicht einmal anrufen", sagt Haude empört. Das sei ihm gleich mysteriös vorgekommen. Daraufhin forschte er im Internet und fand heraus, dass vor dem Absender des Schreibens als Trickbetrüger gewarnt wird.

Auch die Kriminalpolizei in Ahrensbug kennt den Absender aus Cloppenburg. Michael Metzler, stellvertretender Dienststellenleiter, sagt: "Solche Schreiben haben wir hier auch schon bekommen." Sie wurden von Beinahe-Opfern des Betrugs abgegeben. Er spricht von etwa zehn Fällen in den vergangenen zwei Wochen allein in Ahrensburg, die der Kripo gemeldet wurden. Die Dunkelziffer sei aber viel höher. "Wir bekommen von diesen Sachen nur einen Bruchteil zur Kenntnis", sagt Hauptkommissar Metzler. Dabei sind solche Betrugsmaschen nicht neu, "sie kommen in Wellenbewegungen immer wieder hoch." Die Kriminalpolizei spricht aktuell von einer zunehmenden Tendenz. Dabei würden die Betrüger vor allem die Gutgläubigkeit und Einsamkeit älterer Menschen ausnutzen.

Eine häufige Masche sei es, die Senioren zu einer Kaffeefahrt einzuladen. Dabei wird ihnen ein Geldgewinn versprochen. In Wirklichkeit bekommen sie diesen aber nicht. "Es wird teilweise sehr massiv vorgegangen", sagt Metzler, "die Leute werden dazu gedrängt, überteuerte Sachen zu kaufen." Dabei habe es auch schon Fälle gegeben, in denen den Teilnehmern der Kaffeefahrt gedroht wurde, dass sie nicht mehr nach Hause gebracht würden, wenn sie nichts kauften.

In allen Fällen, so Michael Metzler, seien die Ermittlungen sehr schwierig und wenig Erfolg versprechend. "Der Betrug ist schwer zu beweisen", sagt der Kriminalpolizist. Dies liege daran, dass das Versprechen auf einen Gewinn allein noch keine Straftat sei. "Vielfach sitzen solche Firmen nämlich auch im Ausland", sagt Metzler. Dies erschwere die Ermittlungen zusätzlich, da die Firmen dann kaum namentlich ausgemacht und zur Verantwortung gezogen werden könnten. Metzler: "Bislang ist mir nicht bekannt, dass es zu irgendeiner Verurteilung gekommen ist." Zurzeit ermittele die Polizei in Cloppenburg gegen den Absender des Schreibens.

Denjenigen Menschen, die ein solches Gewinnschreiben erhalten, rät der Kriminalpolizist: "Finger weg von diesen Sachen. Im Zweifelsfall lieber bei der Polizei anrufen und nachfragen oder sich im Internet informieren." Vor allem aber warnt Metzler davor, Einladungen oder Überweisungsaufforderungen nachzukommen: "Dass man das Schreiben bekommt, kann man nicht verhindern, man darf nur nicht darauf reagieren." Eine Anzeige zu erstatten oder zivilrechtlich vorzugehen, sei dagegen weniger Erfolg versprechend.

Auch der Ahrensburger Heinz Joachim Haude hat kurzzeitig überlegt, zur Polizei zu gehen. Doch dann habe er die Idee wieder verworfen. Er wundere sich vor allem darüber, wie die Betrüger seine Adresse und die Anschrift herausbekommen haben. Der 68-Jährige sagt: "Mein Name steht noch nicht einmal im Telefonbuch."

Doch wie kommen die Trickbetrüger an die Anschriften heran? Und woher wissen sie, wo genau ein älterer Mensch wohnt? "Die Firmen recherchieren in elektronischen Telefonbüchern nach bestimmten Vornamen", sagt Metzler. Namen, die auf das Alter schließen lassen. "Es gibt auch die Möglichkeit, dass die betroffene Person ihre Daten im Internet eingetragen hat." Diese Adressen werden dann auch an Trickbetrüger weiterverkauft. Um denen das Handwerk zu legen, bleibe nur die Möglichkeit, nicht zu reagieren. Dann lohne sich das Geschäft mit dem Trickbetrug irgendwann nicht mehr.