Eine Glosse von Lena Thiele

Der Frühling, der sich in den vergangenen Tagen schon ab und zu leise angekündigt hat, weckt Begehrlichkeiten. Und zwar nach mehr Frühling. Da wird nach jedem Strohhalm gegriffen, der aus einem noch recht kühlen Wolkentag einen angenehmen Frühlingstag macht. So richtig mit Zeitumstellung und so.

Im Ahrensburger Rathaus war der Wunsch nach Frühlingsgefühlen offenbar so groß, dass schon gestern jemand an der Uhr gedreht hat. Nicht mit großem Getöse, sondern - ganz im Stil eines revolutionären Verwaltungsbeamten - mit einem kleinen Stupser gegen den großen grauen Zeiger. Und auch nicht in der fiesen Manier eines Zeitdiebs im grauen Mantel und mit Hut, der den Menschen die Eile als größte Tugend verkaufen will.

Nein, der unbekannte Gönner verschenkte die Zeit so großzügig wie sonst nur bunte Stempel auf grauen Formularen. Ab mittags lief die Rathausuhr gemächlich der Tageszeit hinterher. Knapp eine Viertelstunde holte der geheimnisvolle Frühlingsbote so für die Ahrensburger heraus. 15 Minuten, die fast jeden, der einen eiligen Blick zum Rathaus hinauf warf, innehalten ließen.

Vielleicht lag es daran, dass viele Passanten - unverhofft mit mehr Zeit gesegnet - entspannter durch die Innenstadt bummelten. Und sich über diesen extralangen Wintertag freuten. Ohne zu versuchen, die vorgebliche Zeitersparnis sofort zu nutzen. Denn Zeit kann man nicht sparen, nur genießen. Und der Frühling, der wird schon noch kommen. Ganz bestimmt.