Zahl der Straftaten sinkt. Aufklärungsquote ist landesweit am niedrigsten. Ahrensburg bleibt Hochburg der Einbrecher

Ahrensburg. Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Straftaten ist in Stormarn im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent auf 15 025 gesunken. Zugleich ist die Aufklärungsquote auf 45,5 Prozent (plus 0,3 Prozentpunkte) gestiegen und befindet sich damit auf dem höchsten Stand der vergangenen 20 Jahre. Dennoch liegt der Kreis im Landesvergleich in diesem Bereich auf dem letzten Rang. Diese Zahlen präsentierte die für Stormarn zuständige Polizeidirektion in Ratzeburg am Dienstag.

Die Zahl der Raubüberfälle ist dramatisch gestiegen

Von Entwarnung wollte Stormarns Polizeichef Wolfgang Becker bei der Präsentation der Kriminalstatistik nicht sprechen. Zwar hat die Polizei im Jahr 2010 weniger Straftaten als im Vorjahr registriert, jedoch ist die Zahl der Raubüberfälle dramatisch gestiegen und hat in Hinblick auf die vergangenen zehn Jahre den höchsten Wert erreicht. Die Ermittler bearbeiteten vergangenes Jahr 143 Raubtaten, 53 mehr als noch im Jahr 2009 (90 Fälle).

Insbesondere Überfälle auf der Straße haben sich verdoppelt. 2010 sind 59 Menschen auf öffentlichen Plätzen Opfer von Räubern geworden - 2009 waren es 24. Auch Überfälle auf Spielhallen haben deutlich zugenommen. Während 2009 die Täter zweimal in Stormarns Spielotheken zugeschlagen hatten, registrierten die Beamten im vergangenen Jahr zwölf Raubüberfälle. Fünf dieser Taten konnten die Ermittler aufklären. Allgemein konnte die Polizei nur rund jede zweite Raubtat aufklären.

Auch die Zahl der registrierten Einbrüche in Häuser und Wohnungen hat im Zehn-Jahres-Vergleich 2010 den höchsten Wert erreicht. Die Stormarner zeigten 857 Fälle an, 111 Taten mehr als noch im Vorjahr. Obwohl diese Zahlen Grund zur Besorgnis wären, erkennt Wolfgang Böhrs, Leiter der Stormarner Kriminalpolizei, darin auch eine positive Entwicklung: "In dieser Statistik sind auch die versuchten Wohnungseinbrüche registriert, und diese Zahl ist in den vergangenen Jahren mehr als deutlich gestiegen." Denn in rund 360 Fällen sind die Einbrecher nicht ins Haus gekommen. "Dies könnte auch der Grund sein, warum die Zahl der Einbrüche so hoch ist", sagt Böhrs und erläutert seine These: "Wenn die Täter nicht in ein Haus hineinkommen, gehen sie zum nächsten weiter und versuchen es dort."

Behördenleiter Wolfgang Becker führt diese Entwicklung darauf zurück, dass die Bürger ihre Wohnungen und Häuser immer besser vor Einbrechern schützen. Dabei spiele auch die Präventionsarbeit der Beamten eine wichtige Rolle. Experten der Polizei klären Menschen darüber auf, welche Maßnahmen besonders effektiv seien. Obwohl diese Entwicklung positiv ist, kündigt Polizeidirektor Wolfgang Becker an, dass die Bekämpfung und Aufklärung der Einbrüche auch dieses Jahr ein Schwerpunkt der Stormarner Polizei ist. Im vergangenen Jahr konnten die Beamten 9,4 Prozent aller Wohnungseinbrüche aufklären. Ein Jahr zuvor lag die Quote bei 7,5 Prozent.

Deutlicher Rückgang im Bereich der Internetkriminalität

Allgemein kann die Stormarner Polizei von der besten Aufklärungsquote in den vergangenen 20 Jahren sprechen. Doch mit 45,5 Prozent bildet Stormarn im Vergleich mit den anderen Kreisen in Schleswig-Holstein das Schlusslicht. "Das liegt daran, dass bei uns sehr viele Einbrüche verübt werden", sagt Wolfgang Böhrs: "Solche Straftaten sind besonders schwer aufzuklären." Zudem würden in Stormarn mehr als die Hälfte der Täter nicht in Tatortnähe wohnen. Dies läge insbesondere an der Nähe zu Hamburg. Im Rangebiet der Hansestadt verzeichnen die Beamten auch die meisten Einbrüche.

Erfreulich für die Beamten sei zudem ein Rückgang bei den Betrugsfällen. Dies läge laut Wolfgang Becker daran, dass die Menschen im Internet viel vorsichtiger geworden seien. Im Jahr 2010 registrierten die Beamten 701 Fälle von Waren- oder Kreditkartenbetrug. Im Vergleich zum Vorjahr (924 Taten) ist dies ein Rückgang von 24,1 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei 73,2 Prozent.

Lesen sie in unserer morgigen Ausgabe, wie viele Straftaten in den einzelnen Städten und Gemeinden verübt wurden.