Schiefer-Schindeln fallen vom Dach. Schutzzäune an der Kirche von Klein Wesenberg. Eine Sanierung ist dringend notwendig. Doch das Geld dafür fehlt.

Klein Wesenberg. Durch die Luft segelnde Schieferplatten, hinabstürzende Steinbrocken - rund um die Kirche in Klein Wesenberg herrscht zurzeit Lebensgefahr. Das Dach der Kirche in der beschaulichen Gemeinde bedarf dringend einer Sanierung. Doch was fehlt, ist Geld.

Schiefer-Schindeln bedecken das Dach der Kirche seit dem Wiederaufbau nach einem Feuer im Jahre 1884. Nach Expertenmeinung sollte ein Schieferdach alle 100 Jahre erneuert werden. Die Platten lockern sich durch Witterungseinflüsse und können so bei Wind zu tödlichen Geschossen werden. Vor 25 Jahren wurde der Kirchturm renoviert. Doch das damals schon renovierungsbedürftige Dach wurde nicht berücksichtigt. Warum, weiß auch Erhard Graf nicht. Er ist seit 2008 Pastor der Kirchengemeinden Hamberge und Klein Wesenberg. Er sagt: "Es wurde wohl vor sich her geschoben. Nun sind wir die Erben des Problems."

Im Mai vergangenen Jahres wurde ein Architekt zu Rate gezogen. Die Kosten für die notwendigen Reparaturen belaufen sich seinen Schätzungen zufolge auf 350 000 bis 500 000 Euro. Eine kostengünstigere Variante gibt es nicht, denn bei dem denkmalgeschützten Gebäude entscheidet das Landesamt für Denkmalpflege, mit welchem Material das Dach neu gedeckt werden darf. Und auf deren Beschluss hin sollen weiterhin Schieferplatten die Kirche zieren, nicht etwa eine Billiglösung. Ehe die Kirchengemeinde jedoch der Renovierung zustimmen kann, muss ein Finanzierungsplan aufgestellt werden.

Das ist aber ein Problem. Die Kirchengemeinde dürfe sich nicht verschulden, sagt Pastor Graf. Eine Lösung wäre der Verkauf von Kirchengrundstücken. "Doch wer will schon einen Friedhof kaufen?", fragt Graf und fügt hinzu: "Leider haben wir hier keinen Fielmann mit großem Herz. Wir sind eine Wohngegend kleiner Leute. Die etwa 1500 Mitglieder der Kirchengemeinde können allein unmöglich für die Kosten aufkommen." Zwar erhofft sich der Pastor noch 20, vielleicht 30 Prozent Zuschüsse von der Denkmalpflege, von privaten Stiftungen und aus EU-Mitteln, nur setzt das voraus, dass bestimmte Kriterien zutreffen. Wenn nicht, gibt es auch kein Geld.

Dass die Sanierung dringend notwendig ist, zeigen die bereits getroffenen Sicherheitsmaßnahmen rund um die Kirche. Im November 2010 war bereits der hintere Bereich des Friedhofs mit Flatterband abgesperrt worden. Angehörige der Verstorbenen wurden informiert, dass sie das Gelände nur noch auf eigene Gefahr betreten dürfen. Ein Schutzgang aus Holz wurde an einer besonders kritischen Stelle errichtet, um bei starkem Wind vor herabstürzenden Schieferplatten zu schützen. Kürzlich wurden auch die Bäume rund um die Kirche gefällt, da diese für Feuchtigkeit im Gemäuer sorgten, was zu weiteren Schäden führen könnte. Der nächste Schritt wäre laut Graf die Vollsperrung des Kirchbergs. Er hofft deswegen auf die Hilfe der Bevölkerung, von Stiftungen - und auf ein Wunder: "Ein Wohltäter würde auch auf einer Tafel an der Kirchwand verewigt werden."