Ahrensburgs Stadtverordnete machen den Weg frei für Neubau an der Grundschule Am Hagen. Bürgermeister wegen Finanzlage der Stadt besorgt

Ahrensburg. Einige wollten sogar ihr Taschengeld für eine neue Turnhalle opfern. Zu marode und zu klein ist ihre alte. Nun geht der Wunsch der 268 Kinder an der Grundschule Am Hagen in Erfüllung. Die Stadtverordneten haben den Neubau der Sportstätte am Montagabend beschlossen - gegen Empfehlungen des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses und des Bürgermeisters. Der Bau der sogenannten Variante vier - eine circa 770 Quadratmeter große Halle mit Satteldach - soll noch in diesem Jahr beginnen. Bislang geschätzte Kosten: knapp 1,8 Millionen Euro. Dem einvernehmlichen Auftrag der Politiker an die Verwaltung war eine wahlkampfähnliche Debatte vorausgegangen.

Die Debatte der Politiker erinnert an Wahlkampf

19.30 Uhr. Rund 130 Bürger sind in die Reithalle des Marstalls zur Stadtverordnetenversammlung gekommen. 80 Eltern von Hagen-Grundschülern und etliche Lehrer machen ihrer Empörung auf Bannern Luft. Darauf steht zum Beispiel: "Die Kinder haben lange genug gewartet!!! Gebt uns endlich unsere Sporthalle" Die Anwesenden bewegt vor allem eine Frage: Wann können die Kinder endlich in einer bedarfsgerechten Halle turnen? Sie fühlten sich angesichts der Entscheidung des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses, aus Geldmangel jegliche Planungen für einen Neubau einzustellen, als "Bürger dritter Klasse" in Ahrensburg, sagt Vater Frank Loose. Applaus brandet aus den Reihen des Publikums auf.

Es ist 20.15 Uhr, als Bürgervorsteher Werner Bandick die Eltern auffordert, ihre Banner einzurollen und den achten Tagesordnungspunkt allen anderen vorzieht. Der CDU-Antrag, die neue Sporthalle zu bauen, steht zur Debatte. Das Budget von 1,42 Millionen Euro ist im Haushalt für 2011 und 2012 bereits vorgesehen.

Tobias Koch, CDU-Fraktionsvorsitzender und Landtagsabgeordneter, bezeichnet die Entscheidung des Bildungs-, Sozial- und Kulturausschusses als Fehler. Mit vier zu drei Stimmen hatte das Gremium für das Ende der Neubaupläne gesorgt. Während Koch die SPD und die FDP kritisiert, appelliert er an die Fraktionen der Grünen und der Wählergemeinschaft Ahrensburg für Bürgermitbestimmung (WAB): "Heute Abend kommt es auf Sie an." Was folgt, erinnert an Wahlkampf. CDU, SPD und FDP liefern sich einen Schlagabtausch ob der Kosten und der Bauweise. 130 potenzielle Wähler beobachten die Debatte ganz genau.

Bürgermeister Sarach hält den Bau für unvernünftig

Bürgermeister Michael Sarach mahnt zur Vernunft. "Ich empfehle, von der Beschlussfassung heute Abend Abstand zu nehmen", sagt der Verwaltungschef. "Entscheiden Sie erst, nachdem Sie sich fraktionsübergreifend über die Priorität anstehender Investitionen verständigt haben. Wenn Sie diesen Weg nicht gehen, muss ich die Verantwortung für einen Teil der nächsten Schritte ablehnen." Sarach macht deutlich: Die Kosten belaufen sich wegen Abbruchs und Absicherns benachbarter Gebäude sowie wegen des neunmonatigen Kündigungsschutzes für die abzureißende Hausmeisterwohnung auf knapp 1,8 Millionen Euro. Die SPD beantragt, die Halle für 1,7 Millionen Euro bis Ende 2012 fertigzustellen. Die Frage, wie sich die Differenz zu den vorgesehenen 1,42 Millionen Euro finanzieren lässt, bleibt offen. Durch Verschieben der Nordtangente, schlägt die SPD vor. Durch Verzicht auf die Erweiterung des Gewerbegebiets Beimoor-Süd, sagen die Grünen.

20.50 Uhr. Die Fraktionen ziehen sich zur Beratung zurück Um 21.02 Uhr kippen sie mit einem gemeinsamen Antrag die Entscheidung des Bildungs-, Sozial- und Kulturausschusses. Die Politiker ernten den Jubel der Eltern.