Die Akte Nina J. (Name geändert) ist im November 2006 spurlos verschwunden.

Reinfeld. Dies teilte die Polizei auf Anfrage dieser Zeitung mit. Wie berichtet, wurde das heute 17-jährige Mädchen jahrelang von ihrem Stiefvater sexuell misshandelt. Für die Taten muss sich der Reinfelder, 43, derzeit vor dem Lübecker Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Fernfahrer 44 Taten aus den Jahren 2003 bis 2006 vor. Der Mann hat die Taten gestanden.

Fraglich bleibt indes, warum das Jugendamt, dem sich das Mädchen zweimal anvertraut hatte, nichts unternahm. Erst als Nina J. 2006 der Polizei von den sexuellen Übergriffen ihres Stiefvaters berichtete, veranlassten die Beamten, dass sie in ein Kinderheim kam. Laut Polizei gab es anschließend umfangreiche Ermittlungen. Der Fall des Mädchens wurde abgeschlossen und die Akte laut Polizei zur Staatsanwaltschaft gesendet.

Dort seien die Dokumente aber nie angekommen. Es lasse sich heute von den Ermittlern der Polizei allerdings nicht mehr aufklären, warum die Akte verschwand. Laut Staatsanwaltschaft wollte sich erst im Jahre 2009 ein Anrufer über den Fall erkundigen. Zu dem Zeitpunkt erfuhr die Staatsanwaltschaft - eigenen Aussagen zufolge - erstmals von dem Fall. Nun, knapp fünf Jahre später, ist Anklage gegen den Stiefvater erhoben worden. Der Prozess wird heute fortgesetzt.