Stormarner SPD freut sich über den Hamburger Wahlausgang. Und die CDU leckt sich die Wunden

Ahrensburg. Eine Hamburger Wahl ist eine Hamburger Wahl, sagen die einen Schleswig-Holsteiner. Die anderen finden: Eine Hamburger Wahl kann durchaus auch lehrreich fürs Nachbarbundesland im Norden sein. Unter den Sozialdemokraten war gestern diese Haltung weit verbreitet. Kein Wunder: Die absolute Mehrheit für Olaf Scholz hat nicht nur bei seinen Parteifreunden für Erstaunen gesorgt. Eine absolute Mehrheit in diesen Zeiten, und dazu in einem Fünf-Parteien-Parlament. "Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas noch möglich ist", sagt Joachim Wagner, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag. Schon seit längerem gehören Alleinregierungen in Landesparlamenten und im Bundestag der Vergangenheit an.

Dass die SPD dennoch dieses Kunststück geschafft hat, liegt auch an der Hamburger CDU, findet Wagner. Deren schlechtes Ergebnis habe sie selbst verschuldet. "Der seltsame Abgang von Ole von Beust, der Abgang der Senatoren Axel Gedaschko und Carsten Frigge, das war einfach zu viel", sagt Wagner. Wenn sich überhaupt etwas lernen ließe aus dem Hamburger Wahlergebnis, dann dieses: "Wer in einer Koalition zu viele Kompromisse eingeht, dem kann es dann das Wahlergebnis verhageln." Die Schulreform sei da der Knackpunkt gewesen. "Die hat den echten CDU-Wählern überhaupt nicht gefallen." Und eine zweite Lehre könne man vielleicht auch noch ziehen: "Eine absolute Mehrheit ist auch für uns machbar. Was die SPD schafft, das kann die CDU auch", sagt Wagner.

Bei den Stormarner Grünen löst die Hamburg-Wahl zwiespältige Gefühle aus. Die GAL hat mehr Stimmen als bei der Wahl 2008 bekommen - das ist gut. "Nicht gut ist, dass die SPD nun allein regiert, und die FDP in die Bürgerschaft gekommen ist", sagt Stefan Kehl, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag. Für die CDU sei das Wahlergebnis eine "Rückkehr zur Normalität". Für die GAL bleibe nun nur die Oppositionsrolle. "Umwelt und Natur fallen damit unter den Tisch", befürchtet Kehl: "Insgesamt wird das Wahlergebnis aber auf Schleswig-Holstein keine Auswirkungen haben."

Auch die Linke hat Grund zur Freude. Der Kreistagsabgeordnete Heiko Winckel-Rienhoff fand das Abschneiden seiner Hamburger Kollegen "ganz zufriedenstellend". Sein Fazit: "Die sehr sachkompetente Arbeit der Linken in der Bürgerschaft ist belohnt worden." Dass die FDP nach Stimmenanteilen an der Linken vorbeigezogen ist, sieht Winckel-Rienhoff als Erfolg einer "Waschmittelwerbung" für die Spitzenkandidatin Katja Suding.

Bei Anita Klahn dominierte am Wahlabend eine Empfindung: "Ich habe mich riesig gefreut." Die FDP-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete kennt Katja Suding noch nicht - die Frau, die es geschafft hat, den Elbliberalen wieder die Wohltat von Bürgerschaftsmandaten zu verschaffen. Klahn will Suding jetzt nach Stormarn einladen. "Sie hat frischen Wind in die Politik gebracht", sagt die Oldesloerin. "Sie hat Kinder und arbeitet zugleich, sie ist ganz dicht dran an den Menschen." Sie freue sich darüber, dass eine Frau es geschafft habe, die Hamburger FDP in die Bürgerschaft zu bringen. "Es gibt Veränderungen in der Politik, das hat Frau Suding jetzt eingeläutet", so Klahn.

Vom kleinen Wahlsieger zum großen Wahlsieger: der SPD. Der Landtagsabgeordnete und SPD-Kreisvorsitzende Martin Habersaat hatte den Wahlabend in der Fabrik zugebracht, um mit den Parteifreunden zu feiern. Er findet, dass die Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein von Olaf Scholz das Siegen lernen können. "Die SPD in Hamburg hat mit der Kombination von guter Wirtschaftspolitik und einer gerechten Sozialpolitik gepunktet. Diese Schwerpunkte sollten wir auch in Schleswig-Holstein setzen."

Wer dieses Konzept personell vertreten soll, entscheidet sich in diesen Tagen. Derzeit läuft die Mitgliederabstimmung über den Spitzenkandidaten, am Sonnabend wird das Ergebnis verkündet. Die Favoriten sind der Kieler Bürgermeister Thorsten Albig und der SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner. Wer könnte denn besser den Scholz machen? "Albig gehört dem konservativen Flügel an wie Scholz", sagt Habersaat, "aber die Abschaffung der Kita-Gebühren, die Scholz propagiert, passt eher zu Stegner." Eines sei jedenfalls klar: "Dieses Ergebnis stimuliert uns."