Meierei Trittau schließt nach 118 Jahren. Ex-Chef beklagt strategische Fehler. Mitarbeiter können nach Uphal wechseln

Trittau. Seit 118 Jahren prägt die Meierei an der Kirchenstraße das Ortsbild von Trittau. Nun ist das Ende nah. Am 31. März wird zum letzten Mal Milch abgefüllt. Die Genossenschaftsmeierei wird mit der Hansa Milch (Hansano) fusionieren. Das bestätigt Meierei-Geschäftsführer Heiko Maschmann, 38. Die zwölf Mitarbeiter haben ihre Kündigung bekommen, von Hansano aber auch ein Übernahmeangebot erhalten. Das Unternehmen produziert in Uphal in Mecklenburg-Vorpommern. Heiko Maschmann wird dort ein Umweltmanagementsystem aufbauen.

Das Gelände an der Trittauer Kirchenstraße wird verkauft. Mehrere Investoren haben Interesse bekundet, auch die 36 Bio-Bauern unter den 135 Genossenschaftsmitgliedern. Das Kaufangebot werde derzeit noch geprüft, sagt Maschmann. Der Hamfelder-Hof-Inhaber Heinz Elfenkämper-Raymann will die Biomilch künftig selbst produzieren, dafür in Hamfelde eine eigene Meierei bauen. Und bis die steht, den Trittauer Betrieb nutzen. Heute Abend entscheidet der Hamfelder Gemeinderat.

Es ist ein Abschied auf Raten für den einst so erfolgreichen Traditionsbetrieb. Bereits vor anderthalb Jahren stand sein Fortbestand auf dem Spiel. Damals stieg Hansano als Partner ein. Zunächst wurden die Verwaltungsaufgaben, das Marketing und der Vertrieb nach Uphal verlagert, kurz darauf auch die Produktion der konventionellen Milch. Von den ehemals 50 Mitarbeitern mussten 30 gehen. Die verbliebenen Mitarbeiter füllen in Trittau nur noch die Biomilch der Marke "Hamfelder Hof" ab - zwölf Millionen Liter im Jahr. Ein unrentables Geschäft. "Wir hatten schon mit 35 Millionen Litern Probleme, die Kosten in den Griff zu bekommen. Wir haben alles versucht, konnten den Standort aber dennoch nicht retten", sagt Heiko Maschmann, der es vom Betriebsleiter zum Geschäftsführer der Meierei in Trittau gebracht hat.

2006 hatten die Genossenschaftsbauern sogar noch einmal kräftig investiert: 2,4 Millionen Euro für eine neue Abfüllanlage, Packstation und Zentrifuge, ein umweltfreundliches Reinigungssystem. Heute sagt Heiko Maschmann: "Wir hätten, als es gut lief, ein zweites Standbein aufbauen sollen." Stattdessen konzentrierte sich der Betrieb auf das Zugpferd: "Die Längerfrische".

Unter ihrem damaligen Geschäftsführer Heinrich Gosch hatte die Meierei Trittau 1994 als erste in Deutschland mit der Produktion der hoch erhitzten, haltbaren Vollmilch begonnen. Die jährlichen Zuwachsraten in der Produktion lagen bei 35 bis 60 Prozent. Die Anlage sei für so große Mengen zu klein gewesen, sagt Heinrich Gosch. Der Mann, der von 1954 bis 1994 die Geschicke der Meierei geleitet, sie mit dem Speiseeis "Mili" zu einem Begriff in ganz Norddeutschland gemacht hatte, warnte seine Nachfolger wiederholt. "Wir haben zu schnell expandiert", sagt heute auch Heiko Maschmann ein bisschen selbstkritisch.

Hinzu kam, dass "Die Längerfrische" nicht lange Alleinstellungsmerkmal der Trittauer blieb. Die Konkurrenz zog nach. Hansano brachte 1998 die "Maxifrische" auf den Markt. Die Preise brachen ein, der Absatz ging zurück. Die Abfüllmenge sank schlagartig von 35 auf 29 Millionen Liter pro Jahr. Seit in Uphal produziert wird, sind "Die Längerfrische" und die "Maxifrische" von Hansano zur "Weidemilch" geworden.