Die Männer hatten 1,1 Kilogramm Heroin in den Niederlanden geordert. Bei der Übergabe in Oldesloe verhaftete die Polizei das Duo.

Bad Oldesloe/Lübeck. Sie haben große Mengen Heroin aus den Niederlanden nach Deutschland bringen lassen, um die Droge in Bad Oldesloe, Minden und Lübeck zu verkaufen. So wollten sie sich ihre eigene Sucht finanzieren und zu Wohlstand kommen. Doch dann gerieten die aus Kasachstan und Russland stammenden Jewgeni B. und Igor V. (beide Namen geändert) in das Visier der Polizei. Bei einer Drogenübergabe im August 2010 schlugen die Ermittler zu. Die 24 und 43 Jahre alten Oldesloer sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Nun müssen sie sich vor dem Landgericht Lübeck verantworten.

Rückblick: Es ist Donnerstag, der 19. August 2010. Die Angeklagten verbringen den Nachmittag in einer Spielhalle am Pölitzer Weg in Bad Oldesloe. Sie ahnen nicht, dass sie an diesem Tag von der Polizei observiert werden. Die Ermittler wissen, dass ein Kurierfahrer aus den Niederlanden mit etwa 1,1 Kilogramm Heroin auf dem Weg nach Stormarn ist. Sie hörten Telefongespräche ab und erfuhren auch, dass die Oldesloer zehn Tage zuvor in den Niederlanden waren, um das Heroin zu bestellen.

Von ihren Zivilfahrzeugen aus sehen die Ermittler, wie Jewgeni B. und Igor V. immer wieder aus dem Fenster der Spielhalle schauen. Gegen 18 Uhr ist es so weit: Ein Fahrzeug mit niederländischem Kennzeichen biegt in die Straße ein. Es ist der Kurierfahrer. Die Übergabe soll auf einem stillgelegten Industriegelände, rund 500 Meter von der Spielhalle entfernt, erfolgen. Jewgeni B. steigt in das Auto des Niederländers, um ihn zum Treffpunkt zu führen. Igor V., der selbst keinen Führerschein besitzt, lässt sich von einem Freund fahren.

Die Übergabe verläuft nach Plan. Mit einer Plastiktüte, in der sich die bestellten 1,1 Kilogramm Heroin sowie Streckmittel und eine geringe Menge Kokain befinden, kehren die Oldesloer zum Auto ihres Bekannten zurück. Dieser will von dem Drogenhandel nichts gewusst haben. Erst als er das Auto mit dem niederländischen Kennzeichen gesehen habe, sei Jürgen K. (Name geändert) stutzig geworden. Er ist als Zeuge vor Gericht geladen.

"Ich habe ihnen gesagt: Wenn ihr etwas Böses vorhabt, ruft euch ein Taxi", erinnert sich der 51-Jährige. Daraufhin habe Igor V. ein Taxi zur Spielhalle bestellt. Doch auf dem Weg dorthin hält die Polizei das Fahrzeug an, nimmt die drei Oldesloer fest und beschlagnahmt die Drogen. Jürgen K. sagt, dass er auch gebeten worden sei, seinen Freund in die Niederlande zu fahren. K.: "Er wollte eine Kanalfahrt machen." Daraufhin sagt der Richter: "Und wenn die niederländischen Betäubungsmittelhändler nach Deutschland kommen, wollen sie Autos kaufen. Das kennen wir."

Die Angeklagten gestehen die Tat. Ein Teil der Drogen sei, zumindest bei Igor V., auch für den Eigenbedarf bestimmt gewesen. Er sagt: "Ich habe täglich fünf bis sechs Gramm Heroin konsumiert." Der 43-Jährige trägt eine schwarze Lederjacke und macht einen genervten Eindruck. Der Prozess scheint den Mann mit den kurzen dunklen Haaren zu langweilen. Während die Zeugen vom Tathergang berichten, kaut der Oldesloer auf einem Kaugummi herum. Ungeduldig wackelt er mit dem Kopf hin und her.

Nur durch den Handel mit den Betäubungsmitteln habe sich Igor V. die Sucht überhaupt finanzieren können, sagt sein Anwalt. Für die Lieferung am 19. August hätten Jewgeni B. und er rund 20 000 Euro gezahlt. Der Kurierfahrer bekam weitere 2000 Euro. Der Straßenverkaufswert von einem Kilogramm Heroin wird auf 50 000 Euro geschätzt. Von wem er die Drogen gekauft hat, will Igor V. vor Gericht nicht verraten. "Ich kenne nur ihre Spitznamen, aber auch die werde ich nicht nennen", sagt der 43-Jährige. Er habe zu große Angst.

Ängstlich zeigt sich Jewgeni B. dagegen nicht. Während der Verhandlung lächelt er, grinst immer wieder zu Igor V. hinüber. Sein Anwalt liest eine Erklärung vor, in der der 24-Jährige den Drogenhandel bestätigt. Mit dem Verkauf habe er großen Wohlstand erlangen wollen. Dass er sich strafbar mache, habe er, genauso wie mögliche Konsequenzen, verdrängt.

Bereits im Juni 2010 sollen die Angeklagten 1,5 Kilogramm Heroin aus den Niederlanden nach Deutschland gebracht und verkauft haben. Die Polizei hat dafür jedoch nur Indizien, keine Beweise. Jewgeni B. und Igor V. wollen sich dazu nicht äußern. Der Prozess wird am 21. Februar fortgesetzt.